Rz. 49

Stellt jemand die Behauptung[45] auf, bei einem Unfall eine Verletzung (das gilt nicht nur für den Bereich der HWS-Verletzungen) erlitten zu haben, folgt nicht bereits aus dem außergerichtlichen Regulierungsverhalten des Schadenersatzpflichtigen (oder seines Haftpflichtversicherers) zwingend ein Anerkenntnis oder Geständnis (§ 288 ZPO).[46]

 

Rz. 50

Auch die haftungsbegründende Kausalität einer zunächst in der Korrespondenz nicht ausdrücklich streitig gestellten "Grundverletzung" kann durchaus in einem anschließenden Prozess dann in die Beweislast des eine Verletzung Behauptenden gestellt werden.[47] Das OLG Hamm[48] betont, dass bei Erschöpfung der zur Verfügung stehenden Erkenntnismöglichkeiten nach der allgemeinen Beweislastregel Zweifel zulasten des beweispflichtigen Geschädigten gehen.

[45] Zum Thema: Lepsien/Mazzotti "Wie aussagekräftig sind die eigenen Angaben von Unfallopfern hinsichtlich der einwirkenden biomechanischen Belastung bei einer Fahrzeugkollision?" NZV 2007, 226.
[46] Siehe auch BGH v. 14.4.1999 – IV ZR 289/97 – r+s 1999, 344, 483 (nur Ls.) = VersR 1999, 838 (Ein schriftsätzliches Geständnis erlangt mit stillschweigender Bezugnahme auf vorbereitende Schriftsätze in der mündlichen Verhandlung Wirksamkeit); BGH v. 7.12.1998 – II ZR 266/97 – NJW 1999, 579 (Gerichtliches Geständnis kann sich auch aus dem Prozessvortrag ergeben).
[47] BGH v. 22.5.2001 – VI ZR 74/00 – BGHReport 2001, 662 = MDR 2001, 1313 = NJW 2001, 2550 = r+s 2001, 415 NZV 2001, 509 = SP 2001, 284 = VersR 2001, 1442 = zfs 2001, 451; KG v. 11.4.2011 – 22 U 1/10 – jurisPR-VerkR 17/2011 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = NJW-Spezial 2011, 395 = NZV 2011, 442 = r+s 2011, 350; OLG Düsseldorf v. 5.3.2013 – 1 U 115/12 – VRR 2013, 282 (Auch bei Zahlung im Prozess); OLG Düsseldorf v. 17.9.2007 – 1 U 96/06 – juris) geht (ohne Begründung) als selbstverständlich davon aus, dass der Versicherer auch nach einer Schmerzensgeldzahlung noch die Primärverletzung bestreiten kann; OLG Hamm v. 23.6.2003 – 6 U 99/02 – r+s 2003, 434 = SP 2003, 380; OLG Hamm v. 2.7.2001 – 13 U 224/00 – NZV 2001, 468 = OLGR Hamm 2001, 379 = r+s 2002, 371 = SP 2002, 11 = VersR 2002, 992; LG Essen v. 26.6.2013 – 20 O 247/11 – SP 2013, 359; LG Ravensburg v. 16.8.2013 – 2 O 104/12 SP 2014, 13; LG Saarbrücken v. 12.10.2012 – 13 S 100/12 – NJW 2013, 87 = NZV 2013, 141 = SP 2013, 65 = zfs 2013, 80; LG Stade v. 17.12.2008 – 2 O 179/08 – SP 2009, 250. Siehe ergänzend Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, vor § 249 BGB Rn 10 f.; Eggert "HWS-Verletzungen in der aktuellen gerichtlichen Praxis" Verkehrsrecht aktuell 2004, 204 (http://www.iww.de/va/archiv/unfallschadensregulierung-hws-verletzungen-in-der-aktuellen-gerichtlichen-praxis-f45873); Jahnke, Abfindung von Personenschadenansprüchen, § 2 Rn 34 ff. Siehe auch OLG Naumburg v. 8.2.2013 – 10 U 39/12 – DAR 2013, 468 = jurisPR-VerkR 20/2013 Anm. 1 (Anm. Gutt) = NJW-RR 2013, 1363 = NZV 2014, 26 = r+s 2013, 455 = SP 2014, 45.
[48] OLG Hamm v. 2.7.2001 – 13 U 224/00 – SP 2002, 11. Ähnlich OLG Karlsruhe v. 24.9.1999 – 10 U 85/99 – DAR 2001, 509 = NZV 2001, 511 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 8.5.2001 – VI ZR 314/00 –).

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