Rz. 87

§ 252 BGB stellt eine Beweiserleichterung dar und kann als Ausgestaltung des § 287 ZPO angesehen werden. § 287 ZPO ermöglicht dem Verletzten, den Nachweis seines Schaden zu erleichtern, indem er an die Stelle der sonst erforderlichen Einzelbegründung die freie Überzeugung des Gerichts treten lässt. Steht fest, dass ein der Höhe nach nicht bestimmbarer, aber erheblicher Schaden entstanden ist, ergibt sich i.d.R. aus den Umständen eine hinreichende Grundlage für die Schätzung eines Mindestschadens.[92]

 

Rz. 88

Die Schätzung des Gerichts kann sich u.U. auch auf nicht vorgetragene, dem Gericht aber sonst bekannt gewordene, Umstände stützen.[93]

 

Rz. 89

Wenn die Einkünfte nicht in jedem Monat gleich hoch sind, wird ein Geschädigter eine unfallbedingte Erwerbsminderung durch eine Darstellung der Einnahmen nach dem Unfall – gegebenenfalls sogar für ein Jahr im Vergleich zu den früheren Einnahmen – dann gleichfalls etwa für ein Jahr belegen müssen.[94]

 

Rz. 90

Wenn es für das freie Ermessen nicht an allen Grundlagen fehlt, muss das Gericht nötigenfalls nach freiem Ermessen entscheiden, ob und in welcher Höhe ein Schaden entstanden ist.[95] Dabei kann und darf das Gericht auch solche Umstände berücksichtigen, die ihm sonst bekannt geworden sind, ohne dass es einer Verhandlung darüber oder einer etwaigen Befragung der Parteien nach § 139 ZPO bedarf.[96] Unzulässig und unmöglich ist eine derartige Entscheidung nur dann, wenn wegen Fehlens hinreichender Anhaltspunkte eine Grundlage für eine Schätzung nicht zu gewinnen wäre und das richterliche Ermessen vollends in der Luft schweben würde.[97]

 

Rz. 91

Verbleibenden Risiken ist durch pauschale Abschläge Rechnung zu tragen.[98]

[92] BGH v. 28.2.1996 – XII ZR 186/94 – NJW-RR 1996, 1077 = WM 1996, 1270, BGH v. 5.5.1970 – VI ZR 212/68 – BB 1970, 862 = BGHZ 54, 45 = DB 1970, 1264 = JuS 1970, 586 = JZ 1971, 371 (Anm. Lieb JZ 1971, 358) = MDR 1970, 752 = NJW 1970, 1411 = VersR 1970, 766 = VRS 39, 163; OLG München v. 4.5.2007 – 10 U 3439/05 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.2.2008 – VI ZR 151/07 –).
[93] BGH v. 16.3.1959 – III ZR 20/58 – BB 1959, 506 = BGHZ 29, 393 = DB 1959, 540 (nur Ls.) = MDR 1959, 557 = NJW 1959, 1079 = VersR 1959, 473 (nur Ls.); KG v. 21.6.2010 – 12 U 20/10 – jurisPR-VerkR 18/2009, Anm. 4 (Anm. Jahnke) = SP 2011, 10 = SVR 2011, 223 = VRR 2010, 362. Luckey, Rn 696.
[94] BGH v. 7.10.1966 – VI ZR 26/65 – DAR 1967, 15 = MDR 1967, 120 = VersR 1966, 1158 = VRS 32, 10; BGH v. 5.5.1970 – VI ZR 212/68 – BB 1970, 862 = BGHZ 54, 45 = DB 1970, 1264 = JuS 1970, 586 = JZ 1971, 371 (Anm. Lieb JZ 1971, 358) = MDR 1970, 752 = NJW 1970, 1411 = VersR 1970, 766 = VRS 39, 163; KG v. 26.7.2001 – 12 U 1529/00 – BeckRS 2009, 24891 = juris, KG v. 20.2.1986 – 12 U 2548/85; KG v. 14.7.1986 – 12 U 6221/95; KG v. 4.7.1991 – 12 U 2738/90.
[95] BGH v. 8.11.2001 – IX ZR 404/99 – BGHReport 2002, 373 = NZV 2002, 268; BGH v. 20.4.1999 – VI ZR 65/98 – DAR 1999, 401 = NJW-RR 1999, 1039 = VersR 2000, 233; BGH v. 9.6.1970 – VI ZR 155/68 – VersR 1970, 860.
[96] BGH v. 16.5.1960 – III ZR 88/59 – BB 1960, 886 = MDR 1960, 911 = VersR 1960, 786; BGH v. 16.3.1959 – III ZR 20/58 – BB 1959, 506 = BGHZ 29, 393 = DB 1959, 540 (nur Ls.) = MDR 1959, 557 = NJW 1959, 1079 = VersR 1959, 473 (nur Ls.); OLG München v. 4.5.2007 – 10 U 3439/05 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.2.2008 – VI ZR 151/07 –).
[97] BGH v. 20.10.2009 – VI ZB 53/08 – DAR 2010, 82 = MDR 2010, 39 = NJW-RR 2010, 946 = NJW-Spezial 2010, 10 = NZV 2010, 22 = r+s 2010, 79 = SP 2010, 10 = VersR 2010, 133 = VRS 118, 113 = zfs 2010, 148; BGH v. 27.10.1998 – VI ZR 322/97 – DAR 1999, 66 = NJW 1999, 136 = NZV 1999, 75 = r+s 1999, 68 = SP 1999, 48 = VersR 1999, 106 = VRS 96, 87 = zfs 1999, 75 (Ein bloßer, zudem nicht näher begründeter Verdacht weiterer Einkünfte vermag als Schätzungsgrundlage nach § 287 I ZPO nicht auszureichen); BGH v. 5.5.1970 – VI ZR 212/68 – BB 1970, 862 = BGHZ 54, 45 = DB 1970, 1264 = JuS 1970, 586 = JZ 1971, 371 (Anm. Lieb JZ 1971, 358) = MDR 1970, 752 = NJW 1970, 1411 = VersR 1970, 766 = VRS 39, 163, BGH v. 16.3.1959 – III ZR 20/58 – BB 1959, 506 = BGHZ 29, 393 = DB 1959, 540 (nur Ls.) = MDR 1959, 557 = NJW 1959, 1079 = VersR 1959, 473 (nur Ls.); KG v. 4.11.2002 – 12 U 4705/00 – NZV 2003, 191 = VersR 2004, 483; KG v. 26.7.2001 – 12 U 1529/00 – BeckRS 2009, 24891 = juris; OLG München v. 4.5.2007 – 10 U 3439/05 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.2.2008 – VI ZR 151/07 –); AG Düsseldorf v. 27.7.1999 – 230 C 5277/99 – r+s 2001, 77 (bestätigt durch LG Düsseldorf v. 12.4.2000 – 23 S 450/99).
[98] BGH v. 5.10.2010 – VI ZR 186/08 – FamRZ 2010, 1977 (nur Ls.) = GesR 2010, 685 = MDR 2010, 1381 = NJW-Spezial 2010, 715 = r+s 2010, 528 = VersR 2010, 1607; BGH v. 26.7.2005 – X ZR 134/04 – BauR 2005, 1922 = MDR 2006, 320 = NJW 2005, 3348 = VersR 2006, 131 = WM 2005, 2303; BGH v. 8.11.2001 – IX ZR 404/99 – BGHReport 2002, 373 = NZV 2002, 268; BGH v. 20.4.1999 – VI ZR 65/98 – DAR 1999, 401 = NJW-RR ...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge