Rz. 431

Wird ein Kind durch einen Unfall verletzt oder getötet, kommen Ersatzansprüche der Eltern gegen den Schädiger in Betracht, sofern und soweit das Kind ihnen, seinen Eltern, gesetzlich zur Leistung von Diensten in Haushalten und/oder im Gewerbe verpflichtet war (§ 845 BGB, § 53 Abs. 2 LuftVG).

 

Rz. 432

Zur Dienstleistung sind die Kinder gesetzlich (§§ 1591, 1671 Abs. 6, 1705, 1754, 1755 BGB) solange verpflichtet, wie sie ihren Lebensmittelpunkt im Hause der Eltern haben und von diesen erzogen und unterhalten werden (§ 1619 BGB).[303] Eine eigene Wohnung oder ausreichendes eigenes Einkommen des Verpflichteten sprechen gegen einen Lebensmittelpunkt im elterlichen Hause.[304] Hat das Kind eine eigene Erwerbstätigkeit aufgenommen, und lebt es gleichwohl noch im Haushalt der Eltern, erhält dort Unterhaltsleistungen und arbeitet in seiner Freizeit im elterlichen Betrieb noch mit, so entfällt bei Tötung des Kindes in aller Regel ein aus § 845 BGB hergeleiteter Ersatzanspruch der Eltern.[305]

 

Rz. 433

Zu ersetzen ist der Wert der Dienste mit demjenigen Betrag, der auf dem freien Arbeitsmarkt für eine Ersatzkraft aufzuwenden ist, die die Leistungen des Verletzten bzw. des Getöteten erbringt,[306] dies zuzüglich dem Wert von Sachbezügen und abzüglich eines Vorteilsausgleichs für ersparte Aufwendungen für Wohnung und Verpflegung.

 

Rz. 434

Die Dauer der Rente beschränkt sich auf denjenigen Zeitraum, den der Dienstverpflichtete voraussichtlich seine Dienste geleistet hätte.[307] Die Eltern haben zu beweisen, dass die Dienstpflicht des Kindes über das 18. Lebensjahr hinaus fortbestanden hätte.[308] Sobald das Kind eine eigene Erwerbstätigkeit aufgenommen hätte, endet ein Ersatzanspruch der Eltern.[309] Eine zeitliche Grenze für entgangene Dienste ist spätestens mit dem 25. Lebensjahr anzunehmen.[310]

 

Rz. 435

Der Anspruch endet jedenfalls mit dem Tod des Dienstberechtigten.[311]

[303] OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08).
[304] OLG Nürnberg v. 4.7.1990 – 4 U 1553/90 – DAR 1991, 179 = VersR 1992, 188 = zfs 1991, 232; OLG Stuttgart v. 5.7.1989 – 9 U 52/89 – DAR 1990, 349 = VersR 1990, 902 = VRS 79, 169 = zfs 1990, 341 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.4.1990 – VI ZR 234/89).
[305] BGH v. 7.10.1997 – VI ZR 144/96 – NJW 1998, 307 = NZV 1998, 67 = r+s 1998, 111 = SP 1998, 10 = WI 1997, 207 (Setzt ein noch im elterlichen Haushalt lebendes Kind seine volle Arbeitskraft für eine anderweitige entgeltliche Tätigkeit ein, so ist kein Raum mehr für unentgeltliche Dienstleistungen i.S.v. § 1619 BGB).
[306] OLG Karlsruhe v. 13.3.1987 – 10 U 128/86 – FamRZ 1988, 1050 = r+s 1988, 168 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 29.3.1988 – VI ZR 107/87).
[307] Vgl. BGH v. 6.11.1990 – VI ZR 37/90 – FamRZ 1991, 298 = MDR 1991, 425 = NJW 1991, 1226 = NZV 1991, 110 = VersR 1991, 428.
[308] BGH v. 25.10.1977 – VI ZR 220/75 – BGHZ 69, 380 = JR 1978, 152 = JZ 1978, 67 = MDR 1978, 216 = NJW 1978, 159 = VersR 1978, 90. MüKo/BGB-Wagner, 7. Aufl. 2017, § 845 BGB Rn 15.
[309] BGH v. 7.10.1997 – VI ZR 144/96 – NJW 1998, 307 = NZV 1998, 67 = r+s 1998, 111 = SP 1998, 10 = WI 1997, 207 (Setzt ein noch im elterlichen Haushalt lebendes Kind seine volle Arbeitskraft für eine anderweitige entgeltliche Tätigkeit ein, so ist kein Raum mehr für unentgeltliche Dienstleistungen i.S.v. § 1619 BGB).
[310] Böhme/Biela, Kraftverkehrs-Haftpflicht-Schäden, 26. Aufl. 2018, Kap. 4 Rn 318.
[311] Palandt-Sprau, 76. Aufl. 2017, § 845 BGB Rn 5.

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