Rz. 467

Den Waisen ist bis zum Ende der familienrechtlich geschuldeten Ausbildung Schadenersatz wegen entgangenen Barunterhaltes zu zahlen. Der familienrechtliche Barunterhaltsanspruch der Kinder endet häufig mit der Lehre (16. – 18. Lebensjahr), kann allerdings (z.B. bei Aufnahme eines Studiums) auch darüber hinaus andauern.[348]

 

Rz. 468

Der Betreuungsschaden tritt nur bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres neben den Barunterhaltsschaden,[349] gegenüber volljährigen Kindern sind beide Elternteile nur noch barunterhaltspflichtig.[350]

 

Rz. 469

Der Betreuungsunterhalt gegenüber Kindern endet mit deren Volljährigkeit. Nur im eng begrenzten Ausnahmefall (§ 1612 Abs. 1 S. 2 BGB) können anstelle von ansonsten geschuldeten Geldleistungen Naturalleistungen als gesetzlich geschuldeter Unterhalt angesehen werden.[351] Es handelt sich dabei aber nicht um Betreuungsunterhalt, sondern weiterhin um Barunterhalt, der allerdings ausnahmsweise (bei Bedürftigkeit des Kindes, Rdn 470) durch Naturalleistungen ersetzt werden durfte. Leistungen, die ein Elternteil seinem Kind noch über die Vollendung seines 18. Lebensjahres hinaus in Natur erbringt, sind nicht mehr als Betreuungsunterhalt i.S.v. § 1606 Abs. 3 S. 3 BGB zu bewerten.[352] Mit dem Eintritt der Volljährigkeit endet die elterliche Sorge im Rechtssinne und – als Teil hiervon – die die Pflicht zur Pflege und Erziehung des Kindes beinhaltende Personensorge des betreuenden Elternteils (§§ 1626, 1631 BGB). Damit entfällt von Gesetzes wegen die Grundlage für eine Gleichbewertung von Betreuungs- und Barunterhalt ohne Rücksicht darauf, ob im Einzelfall etwa ein volljähriger Schüler weiter im Haushalt eines Elternteils lebt und von diesem noch gewisse Betreuungsleistungen erfährt.[353] Das gilt auch für die Pflege und Betreuung volljähriger Kinder.

 

Rz. 470

Bei Kindern ist die Bedürftigkeit (§ 1602 BGB) ein mitbestimmender Faktor für die Ersatzfähigkeit entgangenen Unterhaltes. Wann und wie lange Bedürftigkeit anzunehmen ist, ist bei der Kapitalisierung prognostisch mit einzubeziehen.

 

Rz. 471

Eine Adoption (z.B. durch den neuen Ehegatten des Witwers) beendet nicht den Rentenanspruch aus der Rentenversicherung (§ 48 Abs. 6 SGB VI) und der gesetzlichen Unfallversicherung (§ 67 Abs. 5 SGB VII). Auch der Schadenersatzanspruch wegen der Entziehung des Unterhaltes wird durch die Adoption nicht gemindert.[354]

 

Rz. 472

Die Unterhaltsrente eines Kindes ist regelmäßig (und unter Berücksichtigung aller zukünftigen Entwicklungen[355]) auf die Vollendung des 18. Lebensjahres (Volljährigkeit)[356] zu begrenzen und ein Barunterhaltsanspruch darüber hinaus durch Feststellungsurteil zu sichern.[357]

[348] Siehe dazu OLG Frankfurt v. 26.7.2005 – 17 U 18/05 – SP 2005, 338; OLG Köln v. 17.2.1989 – 20 U 37/87 – VersR 1990, 1285 (nur Ls.) = zfs 1991, 11 (BGH v. 20.3.1990 – VI ZR 127/89 – DAR 1990, 228 = FamRZ 1990, 848 = MDR 1990, 1100 = NJW-RR 1990, 706 = NZV 1990, 306 = r+s 1990, 200 [nur Ls.] = VersR 1990, 748 = VRS 79, 166 = zfs 1990, 261 hat Revision teilweise nicht angenommen).
[349] OLG Köln v. 12.12.2014 – 19 U 39/14 – BeckRS 2015, 10250 = NZV 2015, 505 (nur Ls.) = openJur 2015, 3548 = r+s 2015, 422 (nur Ls.) = SP 2016, 154 = VRR 2015, 2.
[350] BGH v. 25.4.2006 – VI ZR 114/05 – (Berichtigungsbeschluss v. 20.6.2006 – VI ZR 114/05) BGHReport 2006, 1171 = DAR 2007, 22 (nur Ls.) = FamRB 2006, 305 (nur Ls.) (Anm. Erk) = FamRZ 2006, 1108 (Anm. Luthin) = MDR 2006, 1409 = NJW 2006, 2327 = NJW-Spezial 2006, 402 = NZV 2006, 467 = r+s 2006, 519 (Anm. Bliesener) = SP 2006, 310 = VersR 2006, 1081 = VRS 111, 327 = zfs 2006, 677 (Ein gesetzlich geschuldeter Unterhalt kann auch bei Gewährung des Unterhalts als Naturalunterhalt nach § 1612 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 BGB vorliegen). BGH v. 9.1.2002 – XII ZR 34/00 – FamRZ 2002, 815 = NJW 2002, 2026 = BGHReport 2002, 498 (Anm. Hauß) = MDR 2002, 826. Ebenso: OLG Bremen v. 15.10.1998 – 5 WF 99/98 – OLGR 1999, 48; OLG Bremen v. 31.3.1999 – 4 WF 23/99 – OLGR 1999, 194 = FamRZ 1999, 1529; OLG Dresden v. 27.10.1998 – 10 Arf 34/98 – OLGR 1999, 110 = NJW 1999, 797; OLG Düsseldorf v. 22.1.1999 – 3 WF 231/98 – FamRZ 1999, 1215; OLG Hamm v. 9.11.1998 – 13 WF 437/98 – NJW 1999, 798; OLG Hamm v. 28.5.1999 – 13 UF 367/98 – NJW 1999, 3274; OLG Hamm v. 12.2.1999 – 13 UF 292/98 – OLGR 1999, 125 = FamRZ 1999, 1018; OLG Hamm v. 25.2.2000 – 12 UF 166/99 – OLGR 2000, 159; OLG Karlsruhe v. 24.2.1998 – 18 UF 114/97 – FamRZ 1999, 45; OLG Nürnberg v. 25.10.1999 – 10 UF 1425/99 – MDR 2000, 34 = OLGR 2000, 63. Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 6 Rn 212 f., 219 ff.; Palandt-Brudermüller, 76. Aufl. 2017, § 1606 BGB Rn 11; Staudinger-Engler, BGB, 13. Neubearb. 2000, § 1606 BGB Rn 25.
[351] BGH v. 25.4.2006 – VI ZR 114/05 – (Berichtigungsbeschluss v. 20.6.2006 – VI ZR 114/05) BGHReport 2006, 1171 = DAR 2007, 22 (nur Ls.) = FamRB 2006, 305 (nur Ls.) (Anm. Erk) = FamRZ 2006, 1108 (Anm. Luthin) = MDR 2006, 1409 = NJW 2006, 2327 = NJW-Spezial 2006, 402 = NZV 2006, 467 = r+s 2006, 519 (Anm. Bl...

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