Rz. 415

Die Rente wegen Beeinträchtigung in der Haushaltsführung kann nicht auf das 65. Lebensjahr begrenzt werden. Zu berücksichtigen ist allerdings eine altersbedingte unfallfremde Herabsetzung der Leistungsfähigkeit[286] und die voraussehbare Mitarbeit anderer Familienangehöriger (z.B. nach Pensionierung), ferner die unfallunabhängige Einstellung, aber auch die vorbestehende Existenz von Ersatzkräften (z.B. Putzfrau, Gartenhilfe).[287] In der Rechtsprechung besteht eine Tendenz, bei langjährigen Feststellungsurteilen das Ende des Haushaltsführungsschadens mit dem 70.[288] oder 75.[289] Lebensjahr anzunehmen, da ab diesem Zeitpunkt die in ihrer Haushaltsführung beeinträchtigte Person auch unfallfremd nicht mehr in der Lage sein würde, ihren Haushalt vollumfänglich allein zu führen.[290]

 

Rz. 416

Nicht jede Verletzung führt zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der Haushaltsführung und damit zu einem Haushaltsführungsschaden; das gilt gerade auch für psychische Beeinträchtigungen.[291] Auch ein körperlicher Dauerschaden zieht nicht immer zwingend eine Beschränkung in der Haushaltsführung nach sich. I.d.R. entfällt bei einer festgestellten MdE von 20 % oder weniger eine messbare und schadenrechtlich relevante Einbuße in der Haushaltsführung.[292]

 

Rz. 417

Der jährliche Haushaltsführungsschaden entspricht nicht dem 12-fachen Monatswert. Es sind vielmehr solche Zeiten herauszunehmen, in denen auch ohne den Unfall keine Haushaltsführung angefallen wäre (z.B. Urlaub oder andere Freizeitaktivitäten; verlängertes Wochenende; Besuche bei Freunden und Verwandten).[293]

 

Rz. 418

Solange ein Verletzter stationär untergebracht ist (z.B. im Krankenhaus, anlässlich einer Kur oder im Pflegeheim) bzw. dies künftig sein wird, beschränkt sich der Haushaltsführungsschaden auf diejenigen Tätigkeiten, die die verletzte Person den anderen Familienmitgliedern gegenüber zu erbringen gehabt hätte. Ihre eigenen Bedürfnisse werden durch die stationäre Versorgung bereits abgedeckt.[294] Der Monatsbetrag ist entsprechend auf den Verdienstausfallanteil (§ 842 BGB) zu reduzieren.

[286] BGH v. 25.4.2006 – VI ZR 114/05 – (Berichtigungsbeschluss v. 20.6.2006 – VI ZR 114/05) BGHReport 2006, 1171 = DAR 2007, 22 (nur Ls.) = FamRB 2006, 305 (nur Ls.) (Anm. Erk) = FamRZ 2006, 1108 (Anm. Luthin) = MDR 2006, 1409 = NJW 2006, 2327 = NJW-Spezial 2006, 402 = NZV 2006, 467 = r+s 2006, 519 (Anm. Bliesener) = SP 2006, 310 = VersR 2006, 1081 = VRS 111, 327 = zfs 2006, 677; OLG Zweibrücken v. 29.7.1977 – 1 U 108/76 – VersR 1978, 356; LG Essen v. 12.2.1976 – 4 O 126/73 – VersR 1977, 674 (Mithilfeverpflichtung des Ehemannes endet allgemein mit dem 70. Lebensjahr).
[287] BGH v. 10.10.1989 – VI ZR 247/88 – r+s 1989, 399 = VersR 1989, 1273; AG Oberhausen v. 28.4.2004 – 31 C 3176/03 – SP 2005, 50. Küppersbusch/Höher, Ersatzansprüche bei Personenschaden, 12. Aufl. 2016, Rn 209.
[288] OLG Köln v. 14.1.1981 – 16 U 63/80 – VersR 1981, 690 (Begrenzung auf das 70. Lebensjahr bei einer 61-jährigen Frau, da der natürliche Alterungsprozess dazu führt, dass viele Hausfrauen ab dem 71. Lebensjahr jedenfalls nicht mehr den gesamten Haushalt allein versorgen können. Es muss daher nach dem 70. Lebensjahr erneut geprüft werden, in welchem Umfang die Verletzte angesichts ihres Gesundheitszustandes – von Unfallfolgen abgesehen – dazu noch in der Lage sein wird.); OLG Schleswig-Holstein v. 13.1.2005 – 7 U 78/02 – VersR 2006, 938 (für im Unfallzeitpunkt 56-jährige Lehrerin); LG Essen v. 12.2.1976 – 4 O 126/73 – VersR 1977, 674.
[289] BGH v. 7.5.1974 – VI ZR 10/73 – MDR 1974, 1012 = NJW 1974, 1651 (Anm. von Denck, NJW 1974, 2280) = VersR 1974, 1016 = VRS 47, 321; LG Köln v. 29.10.2013 – 32 O 509/11 – SP 2014, 86.
[290] OLG Celle v. 23.6.1983 – 5 U 247/82 – zfs 1983, 291; OLG Frankfurt v. 14.7.1981 – 12 U 65/80 – VersR 1982, 981 = zfs 1982, 363 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 8.6.1982 – VI ZR 206/81); OLG Hamm v. 21.2.1994 – 6 U 225/92 – NJW-RR 1995, 599; OLG Hamm v. 10.11.1994 – 6 U 147/93; OLG Köln v. 14.1.1981 – 16 U 63/80 – VersR 1981, 690 (Begrenzung auf das 70. Lebensjahr bei einer 61-jährigen Frau, da der natürliche Alterungsprozess dazu führt, dass viele Hausfrauen ab dem 71. Lebensjahr jedenfalls nicht mehr den gesamten Haushalt allein versorgen können. Es muss daher nach dem 70. Lebensjahr erneut geprüft werden, in welchem Umfang die Verletzte angesichts ihres Gesundheitszustandes – von Unfallfolgen abgesehen – dazu noch in der Lage sein wird.); OLG Zweibrücken v. 29.7.1977 – 1 U 108/76 – VersR 1978, 356; LG Essen v. 12.2.1976 – 4 O 126/73 – VersR 1977, 674 (Mithilfeverpflichtung des Ehemannes endet allgemein mit dem 70. Lebensjahr); LG Gießen v. 17.5.2010 – 2 O 67/07 – SP 2010, 394 (81-jähriger hat Haushaltsführungsschaden). Diehl in Anm. zu LG Saarbrücken v. 21.4.2006 – 3 O 79/04 – zfs 2006, 502. Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 8 Rn 169; Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 8 Rn 138 ff.; Pardey, Berechnung von P...

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