Rz. 259

Pflegebedarf[162] und andere vermehrte Bedürfnisse sind häufig bis zum hypothetischen Lebensende des Berechtigten[163] zu kapitalisieren.

 

Rz. 260

Problematisch ist die Dauer der unfallbedingten Pflegebedürftigkeit in Konkurrenz zur Pflegebedürftigkeit aufgrund des Altersabbaues bzw. alternativ eingreifender krankhafter Veränderungen (z.B. Demenz, Alzheimer-Erkrankung, unfallfremde Beeinträchtigung des Bewegungsapparates). Die Darlegungs- und Beweislast hinsichtlich solcher Ersatzursachen trifft den Ersatzpflichtigen aus dem Haftpflichtereignis.[164]

 

Rz. 261

Die Tabellen über eine lebenslängliche Leibrente berücksichtigen die statistische Lebenserwartung aufgrund der allgemeinen Sterbetafel, welche die besondere Situation von verletzten Personen nicht gesondert einbezieht. Es ist also eine (in diesen Fällen nicht selten gesundheitlich bedingte) individuell verkürzte Lebenserwartung[165] des Geschädigten durch Reduzierung des Kapitalisierungsfaktors zu berücksichtigen. Dieses Erfordernis einer Reduzierung des Faktors gilt außerdem für unfallfremde Parallelursachen (z.B. unfallunabhängige Pflegebedürftigkeit im Alter[166]).

 

Rz. 262

Künftigen Veränderungen (z.B. durch Wechsel der Umgebung: Wegzug ins Ausland, Heim- statt Familienpflege) ist durch Differenzfaktoren Rechnung zu tragen.[167]

 

Rz. 263

Zur Berechnung siehe Beispiel 1.14 (Rdn 561).

[162] Siehe OLG Stuttgart v. 30.1.1997 – 14 U 45/95 – VersR 1998, 366 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.10.1997 – VI ZR 62/97).
[163] Zum u.U. erforderlichen Vorteilsausgleich bei Vermögensschaffung durch bauliche Maßnahmen siehe OLG Stuttgart v. 30.1.1997 – 14 U 45/95 – VersR 1998, 366 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.10.1997 – VI ZR 62/97).
[164] BGH v. 14.2.1995 – VI ZR 106/94 – NJW 1995, 1619 = r+s 1995, 181 = VersR 1995, 681; BGH v. 25.4.1972 – VI ZR 134/71 – VersR 1972, 834; OLG Hamm v. 12.2.1998 – 6 U 64/97 – r+s 1998, 371 = NZV 1998, 372 = VersR 1999, 1384 (nur Ls.) (Der Nachteil der Unaufklärbarkeit geht zu Lasten des Schädigers); OLG Hamm v. 8.6.2000 – 6 U 189/99 – SP 2000, 411 (Es ist zulässig, im Wege der Schätzung nach § 287 ZPO den mit fortschreitendem Alter bestehenden nicht-unfallbedingten Pflegebedarf zu schätzen und den ersatzpflichtigen Pflegemehrbedarf zu kürzen).
[165] OLG Stuttgart v. 30.1.1997 – 14 U 45/95 – VersR 1998, 366 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.10.1997 – VI ZR 62/97). Ergänzend Küppersbusch/Höher, Ersatzansprüche bei Personenschaden, 12. Aufl. 2016, Rn 858 (m.w.N., Fn 12).
[166] OLG Hamm v. 22.8.1997 – 13 UF 107/97 – NJWE-FER 1998, 25 (Eine Pflegebedürftigkeit ist nicht zwangsläufig mit dem Älterwerden verbunden).
[167] Siehe auch OLG München v. 10.11.1983 – 24 U 243/83 – DAR 1984, 58 = VersR 1984, 245 = VRS 66, 328 (Die nach § 843 Abs. 1 BGB einem Geschädigten zuzuerkennende Rente ist ein auf seine tatsächlichen Einbußen ausgerichteter Schadensersatzanspruch und unterliegt daher einer Entwicklung).

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