Rz. 164

Eine Rente kann bei wesentlicher Änderung der Verhältnisse abgeändert werden (§ 323 ZPO). Es muss sich um eine wesentliche Veränderung handeln, die zur Abweichung von mindestens 10 % des monatlichen Rentenbetrages führt.[129]

 

Rz. 165

Nicht nur der Anspruchsberechtigte, sondern auch der Ersatzverpflichtete können bei Veränderung der Verhältnisse Abänderung verlangen. Die Abänderung kann einerseits nach oben (regelmäßig auf Veranlassung des Ersatzberechtigten), andererseits aber auch nach unten (i.d.R. auf Verlangen des Ersatzpflichtigen) erfolgen.

 

Rz. 166

Auf Seiten des Geschädigten kommen als Veränderungsumstände z.B. die Verschlimmerung des Körperschadens, die Erhöhung des hypothetischen Verdienstes oder der Lebenshaltungskosten in Betracht. Auf Seiten des Ersatzverpflichteten sind z.B. unfallfremde Erkrankungen, Besserung des Gesundheitszustandes,[130] Konkurs des früheren Arbeitgebers, verbesserte Erwerbsmöglichkeiten und/oder veränderte Familienverhältnisse[131] (wie Wiederverheiratung) zu bedenken.

 

Rz. 167

Auch Rentenvergleiche (siehe § 323a ZPO) sind grundsätzlich wegen Wegfalls der Geschäftsgrundlage einer Anpassung zugänglich.[132] Auch ihre Kündigung ist möglich.[133]

 

Rz. 168

Eine Abänderung erfolgt nur zukünftig, gerechnet ab Klageerhebung (§ 323 Abs. 3 S. 1 ZPO).

 

Rz. 169

Die Verurteilung zu einer dynamische Rente ist unzulässig (siehe § 2 Rdn 974 ff. u.a.). Dem notwendigen Schutz bei eintretenden Veränderungen dient die Abänderungsklage (§ 323 ZPO).

[129] Musielak/Voit-Borth, 14. Aufl. 2017, § 323 Rn 19, 24; Zöller-Vollkommer, 30. Aufl. 2014, § 323 ZPO Rn 32 weist allerdings darauf hin, dass eine schematische Anwendung einer 10 %-Schwelle von der Rechtsprechung nicht angewandt wird (siehe die Hinweise bei Zöller-Vollkommer, 32. Aufl. 2018, § 323 ZPO Rn. 37). Siehe auch BGH v. 15.5.2007 – VI ZR 150/06 – BGHReport 2007, 753 (Anm. Luckey) = DAR 2007, 513 = FamRZ 2007, 1092 (nur Ls.) = NJW 2007, 2475 (Anm. Teichmann) = NJW-Spezial 2007, 306 = r+s 2007, 391 = SP 2007, 282 = VersR 2007, 961 = zfs 2007, 442 (Abänderung einer Schmerzensgeldrente, die anders als Verdienstausfall und Unterhaltsrente nicht der Deckung des täglichen Lebensbedarfes dient, jedenfalls nicht unter 25 %-iger Steigerung des Lebenshaltungskostenindex).
[130] Vgl. OLG Hamm v. 13.5.1996 – 6 U 92/94 – r+s 1997, 199 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 18.2.1997 – VI ZR 236/96).
[131] OLG Hamm v. 14.12.2004 – 9 U 129/04 – DAR 2005, 339 = NZV 2005, 150. Siehe auch OLG Köln v. 12.12.2014 – 19 U 39/14 – BeckRS 2015, 10250 = NZV 2015, 505 (nur Ls.) = openJur 2015, 3548 = r+s 2015, 422 (nur Ls.) = SP 2016, 154 = VRR 2015, 2.
[132] BGH v. 4.10.1988 – VI ZR 46/88 – BGHZ 105, 243 = DAR 1989, 19 = MDR 1989, 149 = NJW 1989, 289 = NZV 1989, 65 = r+s 1989, 14 (nur Ls.) = VersR 1989, 154 = VRS 76, 161 = WI 1988, 207 = zfs 1989, 79 (Anpassung einer Unterhaltsrente, die ihren Versorgungszweck nicht mehr erfüllte); OLG Saarbrücken v. 20.12.1996 – 3 U 439/95 – NZV 1997, 271 (Neuregelung der Pflegeversicherung).
[133] OLG Hamm v. 14.12.2004 – 9 U 129/04 – DAR 2005, 339 (Leistet der Schädiger Zahlungen zum Ausgleich unfallbedingter Beeinträchtigungen und stellt er diese Zahlungen im Zusammenhang mit der Erhebung der Feststellungsklage auf Nichtbestehen einer Zahlungspflicht ein, ist dieses als Kündigung der ursprünglichen Vereinbarung über ein Rentenversprechen anzusehen).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge