Zusammenfassung

 
Überblick

Psychische Belastungen stellen ein zunehmendes Problem in den Unternehmen dar. Die Krankheitsfälle wegen psychischer Störungen steigen und auch anwesende Mitarbeiter leiden unter Stress. So kommt es zu weiteren Produktionsausfällen und Motivationsverlust. Wer etwas gegen psychische Belastungen im Betrieb unternehmen will, sollte über die nötigen Hintergrundkenntnisse verfügen: Was sind überhaupt psychische Belastungen am Arbeitsplatz? Welche Folgen haben sie für Mitarbeiter und Unternehmen?

1 Einführung

Seit einigen Jahrzehnten beobachten alle Krankenkassen einen starken Anstieg der Fehlzeiten bei ihren Versicherten aufgrund von psychischen Störungen. Inzwischen gehört diese Diagnosegruppe zu den zweithäufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeiten nach den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Auch die Rentenversicherungsträger berichten über ähnliche Entwicklungen bei den Ursachen für frühzeitige Berentungen.

Ganz offensichtlich sind also immer mehr Menschen von psychischen Störungen derart betroffen, dass sie arbeits- oder sogar erwerbsunfähig werden. Es steckt viel menschliches Leid hinter diesem Phänomen der steigenden Fehlzeiten. Daneben leiden immer mehr Unternehmen unter den krankheitsbedingten Ausfällen ihrer Beschäftigten, insbesondere wenn die anwesende Belegschaft das Arbeitsvolumen übernehmen muss.

Die Vermutung ist naheliegend, dass diese Veränderungen im Krankheitsspektrum etwas mit den veränderten Arbeitsbedingungen zu tun haben, die von immer mehr Erwerbstätigen als belastend und stressauslösend empfunden werden. Daher hat auch der Gesetzgeber inzwischen reagiert und es zur Aufgabe der Arbeitgeber gemacht, mögliche psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz aufzuspüren und möglichst zu verringern. Dies ist letztendlich auch im Eigeninteresse der Unternehmen, denn auch sie haben ein Interesse an gesunden und leistungsfähigen Belegschaften.

Während die physischen Belastungen der Arbeit an den meisten Arbeitsplätzen abnehmen, nehmen die psychischen Belastungsfaktoren zu. Gerade in Deutschland ist der Arbeitsschutz gut aufgestellt, was die körperlichen Gefahren bei der Arbeit angeht. Beim Thema der psychischen Belastung allerdings gibt es noch einiges zu tun. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz muss sich verstärkt auch um die psychische Gesundheit von Belegschaften kümmern. Hier stehen Politik und Unternehmen jedoch noch am Anfang eines Entwicklungsprozesses. Obwohl das Arbeitsschutzgesetz explizit auch die Beurteilung und Verringerung der psychischen Belastung am Arbeitsplatz fordert, wird dies noch längst nicht von allen Unternehmen ausreichend umgesetzt.

In den Betrieben ist oft unklar:

  • Was sind eigentlich psychische Belastungen?
  • Welches sind die Ursachen für psychische Belastungen?
  • Wie kann man die konkreten Ursachen im eigenen Unternehmen herausfinden? Was müssen Firmen tun, um den gesetzlichen Vorgaben zu genügen?
  • Welche Maßnahmen sind geeignet, die psychischen Belastungsfaktoren im Unternehmen zu verringern?

Bevor sich Firmen also daranmachen, sich mit den Belastungsfaktoren im eigenen Hause auseinanderzusetzen, ist es sinnvoll, sich das notwendige Hintergrundwissen anzueignen.

2 Was versteht man unter psychischer Belastung und Beanspruchung?

Bevor konkrete Maßnahmen gegen die Stressbelastung ergriffen werden, sollten die internen Experten sich mit den arbeitspsychologischen Grundkenntnissen zum Thema vertraut machen.

Umgangssprachlich wird einfach von "Stress" gesprochen und unter diesem Begriff eine Fülle von unterschiedlichsten Belastungen und Reaktionen zusammengefasst. Im Alltagsgebrauch werden unter "Stress" einerseits die auslösenden Bedingungen – z. B. eine hohe Arbeitsmenge und Zeitdruck –, andererseits die Folgen beim Betroffenen – z. B. ein Gefühl von Hektik oder Erschöpfung – zusammengefasst.

Differenzierter wird die Sachlage in der Arbeitspsychologie und anderen Fachdisziplinen betrachtet, die sich mit Gesundheit am Arbeitsplatz und Arbeitsschutz befassen. Auch für betriebsinterne Aktive ist es sinnvoll, sich mit den verwendeten Fachbegriffen vertraut zu machen, weil es dann eine gemeinsame Grundlage zu Verständigung aller Beteiligten gibt.

Im Jahr 2000 wurde in Deutschland eine DIN-Norm zum Thema psychische Arbeitsbelastung eingeführt, die DIN EN ISO 10075. Sie besteht aus insgesamt 3 Teilen:

  • Teil 1: Allgemeines und Begriffe,
  • Teil 2: Gestaltungsgrundsätze,
  • Teil 3: Messung und Erfassung der psychischen Arbeitsbelastung.

In dieser DIN-Norm wird unterschieden zwischen psychischer Belastung und psychischer Beanspruchung.

Psychische Belastung ist "die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken". Damit sind also die Stressauslöser – oder Stressoren – gemeint, die von außen auf den Menschen zukommen. Der Begriff psychische Belastung ist neutral zu verstehen. Er bezeichnet lediglich die Einwirkung von irgendwelchen Einflüssen auf den Menschen, ohne dass damit schon eine Aussage getroffen wäre, welche Folgen dies hat. Eine Belastung kann zu Überforderung führen, also negativ wirken, aber auch positiv zu ...

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