Rz. 22

Daneben gibt es zahlreiche Kriterien, die von der Rechtsprechung bereits vor Inkrafttreten des § 611a BGB ausdrücklich als untauglich gewertet wurden, um die Arbeitnehmereigenschaft zu begründen. Entsprechend können sich auch jetzt nicht das Merkmal persönlicher Abhängigkeit ausfüllen.

Ein im Anstellungsvertrag vereinbartes Wettbewerbsverbot stellt kein Indiz für oder gegen die Selbstständigkeit eines Mitarbeiters dar.[1]

Eine wirtschaftliche Abhängigkeit ist weder erforderlich noch ausreichend.[2]

Die Art der Vergütung spielt schon deshalb keine nennenswerte Rolle, weil sich die persönliche Abhängigkeit danach bestimmt, inwieweit die Ausführung der versprochenen Dienste weisungsgebunden und damit fremdbestimmt erfolgt. Entscheidend sind die Umstände der Dienstleistung, nicht aber die Modalitäten der Entgeltzahlung.[3]

 

Rz. 23

Selbst wenn eine hauptberufliche Vollzeitbeschäftigung auf eine für Arbeitsverhältnisse typische persönliche Abhängigkeit hindeuten sollte[4], bedeutet dies nicht, dass eine Nebenbeschäftigung mit geringer Arbeitszeit gegen ein Arbeitsverhältnis spricht[5].

Die rechtliche Einordnung eines Mitarbeiterverhältnisses hängt auch nicht davon ab, ob es projektbezogen oder auf Dauer angelegt ist. Die Annahme eines Dauerrechtsverhältnisses allein hat keinen arbeitsrechtlichen Aussagewert.[6] Sowohl bei einer dauerhaften als auch bei einer befristeten Vertragsbeziehung sind beide Rechtsformen (Arbeitsverhältnis oder freies Mitarbeiterverhältnis) denkbar.

[2] Vgl. BAG, Urteil v. 1.12.2020, 9 AZR 102/20, NZA 2021, 552, 556; BAG, Urteil v. 15.2.2012, 10 AZR 111/11, NZA 2012, 733; BAG, Urteil v. 8.6.1967, 5 AZR 461/66, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 6, zu 1 der Gründe; BAG, Urteil v. 14.2.1974, 5 AZR 298/73, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 12, zu II 3 b der Gründe, und BAG, Urteil v. 14.12.1983, 7 AZR 290/82, EzBAT Nr. 8 zu § 1 BAT Arbeitnehmerbegriff, zu 6 der Gründe.
[3] Vgl. BAG, Urteil v. 14.12.1983, 7 AZR 290/82, EzBAT Nr. 8 zu § 1 BAT Arbeitnehmerbegriff, zu 5 der Gründe.
[4] Vgl. BAG, Urteil v. 17.5.1978, 5 AZR 580/77, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 28, zu 2b der Gründe.
[5] BAG, Urteil v. 19.1.2000, 5 AZR 644/98, NZA 2000, 1102 (freies Mitarbeiterverhältnis von 42 Std. die Woche); BAG, Urteil v. 28.6.1973, 5 AZR 19/73, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 10; BAG, Urteil v. 8.10.1975, 5 AZR 430/74, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 18, zu II 5 der Gründe; BAG, Beschluss v. 30.10.1991, 7 ABR 19/91, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 59, zu B II 3 b der Gründe.
[6] BAG, Urteil v. 19.1.2000, 5 AZR 644/98, NZA 2000, 1102 (freies Mitarbeiterverhältnis von über 10 Jahren); BAG, Beschluss v. 30.10.1991, 7 ABR 19/91, NZA 1992, 407; BAG, Urteil v. 15.3.1978, 5 AZR 819/76, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 26, zu B I 2 b der Gründe und BAG, Urteil v. 27.3.1991, 5 AZR 194/90, AP BGB § 611 Abhängigkeit Nr. 53, zu III 7 der Gründe, unter Hinweis auf BAG, Urteil v. 24.10.1984, 5 AZR 346/83, n. v. (juris), zu B II 1 der Gründe und BAG, Urteil v. 11.12.1985, 5 AZR 435/84, n. v. (juris), zu B II 5 der Gründe.

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