Dem Begriff Resilienz liegt kein einheitliches psychologisches Konzept zugrunde. Verschiedene Forscher und Experten arbeiten mit unterschiedlichen Konzepten, die sich zwar teilweise überschneiden, aber jeweils andere Faktoren umfassen oder die Wichtigkeit der einzelnen Faktoren anders gewichten. Wichtig für die praktische Arbeit in der Resilienzförderung ist aber, ein Konzept zugrunde zu legen, damit Maßnahmen nicht beliebig, sondern nachvollziehbar durchgeführt werden. Das verwendete Konzept sollte auf jeden Fall wissenschaftlich erforscht und fundiert sein.

2.1 Faktoren der Resilienz

In verschiedenen Studien an Kindern und Jugendlichen wurden wichtige Resilienzfaktoren gefunden. Dazu gehören u. a.

  • Halt in festen emotionalen Beziehungen,
  • Übernahme von Verantwortung,
  • die Fähigkeit, offen auf andere zuzugehen.

In allen psychologischen Resilienzmodellen werden sowohl äußere Kraftquellen und Schutzfaktoren, als auch innere genannt. Bei den äußeren Schutzfaktoren wird immer ein stabiles soziales Netzwerk genannt. Zu den inneren Resilienzfaktoren eines Menschen können bestimmte Verhaltensweisen gehören, z. B. Probleme aktiv anzupacken. Es gehören aber auch Einstellungen und Moralvorstellungen dazu, die in schwierigen Situationen Halt geben können.

Das Interesse an Resilienz ist im Moment auch deswegen so groß, weil davon ausgegangen wird, dass sich viele der Resilienzfaktoren sowohl im Kindes-, als auch im Erwachsenenalter gezielt einüben und trainieren lassen. Es lassen sich Maßnahmen ableiten, die Menschen dazu verhelfen können, mit unvermeidlichen Stresssituationen und Belastungen im Leben besser umzugehen.

2.2 Die 7 Säulen der Resilienz

2.2.1 Modell nach Ursula Nuber

Ein Resilienzmodell, das in Deutschland eine weite Verbreitung gefunden hat – und manchmal als das einzige existierende Modell dargestellt wird – sind die "7 Säulen der Resilienz", von Ursula Nuber zusammengestellt[1]:

  1. Optimismus: Grundlage jeder Krisen- und Konfliktbewältigung ist der Glaube daran, dass Krisen zeitlich begrenzt und überwindbar sind. Optimismus beinhaltet auch die Überzeugung, auf die Ereignisse im Leben Einfluss ausüben zu können.
  2. Akzeptanz: Krisen werden akzeptiert, den Tatsachen wird ins Auge geblickt, sodass Schritte zur Bewältigung unternommen werden können.
  3. Lösungsorientierung: Es werden Lösungen für die Krise gesucht und der Versuch unternommen, die Kontrolle über das Leben zurückzugewinnen.
  4. Opferrolle verlassen: Sich wieder auf die eigenen Stärken besinnen und die Realität angemessen interpretieren. Sich wie ein "Stehaufmännchen" verhalten.
  5. Verantwortung übernehmen: Weder die Schuld auf andere schieben, noch sich selbst zum Sündenbock machen, sondern in angemessener Weise Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.
  6. Netzwerkorientierung: Ein stabiles Netzwerk aufbauen und pflegen.
  7. Zukunftsplanung: Durch gute Vorbereitung sollen zukünftige Krisen möglichst vermieden, zumindest aber möglichst gut bewältigt werden.
[1] Psychologie heute, 5/1999.

2.2.2 Modell nach Karen Reivich und Andres Shatté

Ein stark auf verhaltenstherapeutischen Grundlagen basierendes Modell aus den USA benennt ebenfalls 7 Resilienzfaktoren. Den Autoren geht es insbesondere um eine bewusste Veränderung innerer Einstellungen:

  1. Regulierung der Emotionen: Negative Gefühle so steuern können, dass ein rationales Problemlösen möglich wird.
  2. Impulskontrolle: Fähigkeit, sich nicht ablenken zu lassen, sondern diszipliniert und zielorientiert Aufgaben zu erledigen, auch wenn man sie nicht mag.
  3. Realistischer Optimismus: Überzeugung, die Dinge zum Guten wenden zu können, aber keine "rosarote Brille".
  4. Kausalanalyse: Analysieren, ob eigene ungünstige Denkstile dazu beitragen, dass man erfolglos ist oder sich schlecht fühlt.
  5. Empathie: Gefühle und den Zustand anderer Menschen erkennen, sich in andere hinein versetzen und verstehen können.
  6. Selbstwirksamkeit: Überzeugung, Dinge beeinflussen und Probleme aus eigener Kraft bewältigen zu können.
  7. Zukunft gestalten: Veränderungen akzeptieren, klare Ziele stecken, Rückschläge einplanen und bei Bedarf Pläne verändern.

2.3 Die 10 Schritte der American Psychological Association

Nach den Terroranschlägen des 9.11.2001 hat der amerikanische Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen APA unter dem Titel "The Road to Resilience" einen Handlungsleitfaden herausgebracht. Mit dessen Hilfe sollte es u. a. den traumatisierten Menschen ermöglicht werden, dieses Ereignis und zukünftige Krisen besser zu bewältigen.

Diese 10 Schritte werden zum Resilienz-Aufbau empfohlen:

  1. Soziale Kontakte schließen.
  2. Probleme nicht als unüberwindlich ansehen.
  3. Veränderungen als Teil des Lebens sehen.
  4. Ziele anstreben.
  5. Zum Handeln entschließen.
  6. Auf Wachstumschancen achten.
  7. Positives Selbstbild aufbauen.
  8. Perspektive bewahren.
  9. Optimistisch bleiben.
  10. Für sich selbst sorgen.

2.4 Das Resilienzmodell von Al Siebert

Der amerikanische Psychologe Al Siebert hat ebenfalls ein Resilienzmodell entwickelt, dessen Besonderheit ein stufenweiser Aufbau ist. Er stellt nicht alle Faktoren nebeneinander, sondern unterscheidet eine Grundstufe mit Basisfertigkeiten und -verhaltensweisen, die sich erlernen lassen. Darüber stellt er eine Aufbaustufe, die fortgeschrittenere Fähigkeiten und Einstellungen umfasst (Abb. ...

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