Schon bei der Planung und Entwicklung von Arbeitsabläufen kann dafür gesorgt werden, dass psychische Belastungen möglichst gering gehalten und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter sogar gefördert werden.

Eine gute Arbeitsorganisation beachtet die in Tab. 9 beschriebenen gesundheitsrelevanten Aspekte der Arbeit.

 
Qualität der Aufgaben

Anforderungen:

  • Komplexität der Aufgaben
  • Variabilität der Aufgaben
  • soziale und emotionale Anforderungen
  • Notwendigkeit zur Kooperation

Ressourcen:

  • Kontrolle über die eigenen Aufgaben
  • Möglichkeiten zur Kooperation und Kommunikation
Hindernisse bei der Aufgabenerfüllung

Intensität:

  • Zeitdruck
  • Daueraufmerksamkeit

Arbeitsorganisatorische Probleme:

  • Qualität und Verfügbarkeit von Material und Werkzeug
  • Qualität und Verfügbarkeit von Informationen und Unterlagen
  • Unterbrechungen oder Ablenkungen

Unsicherheit:

  • unklare Ziele oder Ziele, die zu Konflikten führen
  • schlecht vorhersehbare Arbeitsergebnisse
  • unklares Feedback
  • Unfallgefahr
Physische Bedingungen
  • Umgebungsbedingungen (z. B. Lärm, Zugluft, schlechte Beleuchtung, Hitze usw.)
  • gefährdende körperliche Belastung
Soziale Bedingungen
  • Konflikte und andere soziale Stressoren
  • soziale Unterstützung
  • Kooperationszwänge
Organisationale Bedingungen
  • Status und Anerkennung (z. B. Beschäftigung gemäß der Ausbildung)
  • Unternehmenspolitik (z. B. Informationspolitik)
  • Kontrolle und Einfluss (z. B. Entscheidungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten)
  • Zukunftsaussichten (z. B. Aufstiegschancen, Arbeitsplatzsicherheit)

Tab. 9: Gesundheitsrelevante Aspekte der Arbeit[1]

 
Achtung

Arbeitsprozesse

Wenn auf den Aspekt der psychischen Gesundheit schon bei der Einführung von Arbeitsprozessen geachtet wird, lässt sich dies mit viel geringerem Aufwand umsetzen, als wenn man im Nachhinein versucht, Prozesse und Abläufe zu verbessern!

Die Abläufe, Prozesse, Strukturen und Aufgaben müssen ganz klar, eindeutig und einfach sein. Dazu eignen sich Unternehmensstrukturen mit flachen Hierarchien, Teamstrukturen, einer Minimierung von Schnittstellen und klaren Entscheidungsbefugnissen. Die Abläufe müssen für alle Mitarbeiter verständlich sein. Es sollte also möglichst einfach und übersichtlich organisiert werden. Dafür sind sehr zentralistisch aufgebaute Organisationen nicht gut geeignet. Besser ist es, durch Dezentralisierung und Delegation einzelnen Abteilungen oder Mitarbeitergruppen die konkrete Organisation möglichst selbst zu überlassen. Wenn man den Mitarbeitern noch vollständige Informationen über alles gibt, was mit ihrer Arbeitsaufgabe zusammenhängt, verschafft man ihnen motivierende Erfolgsmöglichkeiten.

Für die weitere Gestaltung der Arbeitsorganisation sollte laufend die zunehmende Digitalisierung im Arbeitsleben betrachtet und auf gesundheitsrelevante Aspekte hin überprüft werden. Die Rahmenbedingungen im Arbeitsleben haben sich durch den zunehmenden Einsatz digitaler Medien stark verändert:

  • umfassende Vernetzung ermöglicht globales Arbeiten;
  • mehr Gewicht auf Information und Kommunikation;
  • Wettbewerbsdruck mit Zwang zu mehr Effizienz – Restrukturierungen werden zum Dauerzustand;
  • Anforderungen ändern sich dauernd, permanente Anpassung der Qualifikationen ist nötig;
  • räumliche und zeitliche Flexibilisierung nehmen zu;
  • Arbeitsorganisation und Leistungssteuerung funktionieren nicht mehr auf traditionellem Wege, sondern oft automatisiert;
  • mit Arbeits- und Gesundheitsschutz werden nicht alle Mitarbeitenden erreicht.

Die Digitalisierung führt für die Beschäftigten selten zu einer Verringerung der Arbeitsbelastung, sondern steigert diese sogar noch. In der Befragung "DGB-Index Gute Arbeit 2016" wurde ein inhaltlicher Schwerpunkt auf das Thema "Digitalisierung" gelegt. 46 % der Befragten an, dass sich ihre Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung eher gesteigert habe, nur 9 % berichteten von einer Verringerung.

Insbesondere folgende Arbeitsfaktoren hatten sich nach der Einschätzung der Beschäftigten verschlechtert:

  • größere Arbeitsmenge (54 % der Befragten),
  • mehr Multitasking (56 % der Befragten),
  • mehr Überwachung und Kontrolle der Arbeitsleistung (46 % der Befragten).

Es gibt durchaus auch positive Effekte, die aber bei deutlich weniger Beschäftigten auftreten, als die zusätzlichen Belastungen:

  • größere Entscheidungsspielräume (27 % der Befragten),
  • bessere Work-Life-Balance (21 % der Befragten).

Die Gefahr ist groß, dass durch die Digitalisierung in der Arbeitswelt eine gravierende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ausgelöst wird. Bislang greifen Bemühungen des Arbeitsschutzes in diesem Bereich noch zu kurz. Gerade auch im Dienstleistungsbereich ist ein Trend zu einer Taylorisierung der Arbeit zu beobachten. Handlungsspielräume der Mitarbeiter verringern sich, während die Kontrollmöglichkeiten der Arbeitsleistung der Beschäftigten massiv zunehmen.

 
Vorteile Nachteile
Mehr Handlungsspielräume Die Arbeitsorganisation muss selbst übernommen werden in Form einer "unsichtbaren" Zusatzleistung.
Mehr eigenverantwortliche Entscheidungen Gefahr der Überforderung durch hohes Maß ...

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