Beim Arbeits- und Gesundheitsschutz im Betrieb sollte ein Top-down-Ansatz verfolgt werden – organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen stehen an erster Stelle, erst dann sollen Maßnahmen einsetzen, die der individuellen Gesundheit dienen (z. B. Fortbildungen, Sportangebote usw.). Es gibt einige wichtige Themenfelder, die bei dieser Organisationsentwicklung bearbeitet werden sollten: die gesundheitsförderliche Unternehmenskultur, die gesundheitsförderlichen Strukturen im Unternehmen und die Förderung der Partizipation der Belegschaft.

3.1 Gesundheitsförderliche Unternehmenskultur

Zitat

Die Unternehmenskultur umfasst die gelebten Werte und allgemeinen Orientierungen der Organisation, welche implizit oder in sichtbarer und schriftlich definierter Form existieren können. Partnerschaftliche Unternehmenskulturen zeichnen sich durch einen hohen Stellenwert mitarbeiter- und kundenorientierter Werte aus, ergänzt durch bewusste Orientierungen an Prinzipien sozialer Verantwortung.[1]

Da die Unternehmenskultur das Verhalten der Führungskräfte und der Mitarbeiter stark mitbestimmt, wirkt sie sich auch auf das Handlungsfeld der psychosozialen Gesundheit aus. Ein Bestandteil der Unternehmenskultur ist die Gesundheitskultur. Die Gesundheitskultur bestimmt, inwieweit Gesundheit als Unternehmensziel festgelegt ist und wie die praktische Umsetzung dieser Ziele im Alltag gelebt wird.

Ebenfalls ein Bestandteil der Unternehmenskultur sind die Führungsgrundsätze eines Unternehmens. Obwohl inzwischen in vielen Unternehmen partizipative oder kooperative Führungsstile bevorzugt werden, wird dies häufig im alltäglichen Führungsverhalten nicht eingelöst. Theoretischer Anspruch und tatsächliches Handeln können weit auseinanderklaffen.

Damit betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich ist, braucht es eine zugrunde liegende "Philosophie", die im Unternehmen auch bekannt ist. Werden Bemühungen um mehr Gesundheit der Mitarbeiter von diesen nicht als passend zur Unternehmenskultur angesehen, finden die Maßnahmen häufig wenig Akzeptanz. Es herrscht dann eher Misstrauen, die Mitarbeiter befürchten, mit "kosmetischen Maßnahmen" abgespeist zu werden, die von der Unternehmensleitung nicht wirklich ernst gemeint sind.

 
Angenommenes Menschenbild Management-Empfehlung Erwartungen
Menschen wollen zu sinnvollen Zielen beitragen, bei deren Formulierung sie mitgewirkt haben. Manager sollten verborgene Anlagen und Qualitäten der Mitarbeiter zur Prävention nutzen. Mitbestimmung, Selbstkontrolle und Selbstbestimmung führen zu gesundheitsgerechterem Verhalten.
Die meisten Menschen können viel kreativere und verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen, als es ihre gegenwärtige Aufgabe verlangt. Sie sollten eine Atmosphäre schaffen, in der die Mitarbeiter sich weitgehend repressionsfrei (und gesund) entfalten können. Repressionsfreie Atmosphäre verbessert die Kommunikationsfähigkeit.
  Sie sollten die Fähigkeit zur Selbstbestimmung und Selbstkontrolle der Mitarbeiter fördern. Reduzierte Krankenstände führen zu Produktivitätssteigerungen.

Tab. 6: Aspekte gesundheitsgerechten Managements[2]

 
Praxis-Tipp

Unternehmensleitlinien

Gesundheitsförderung sollte in die Unternehmensleitlinien aufgenommen werden!

Wenn Gesundheitsförderung als wichtiger Wert im Unternehmen verankert ist, muss dies aber auch im Arbeitsalltag praktisch spürbar sein und gelebt werden. Besonders symbolträchtig und damit förderlich ist es, wenn die Unternehmensleitung die Gesundheitsförderung nicht nur verbal unterstützt, sondern sich aktiv beteiligt.

Im Wettbewerb "Great Place to Work" werden jedes Jahr Unternehmen gesucht und prämiert, die eine besonders gute Unternehmenskultur haben und in denen es Spaß macht zu arbeiten. Folgende Kriterien werden zur Bewertung angelegt:

  • Glaubwürdigkeit: offene Kommunikation, kompetente Organisation;
  • Respekt: Unterstützung der beruflichen Entwicklung, Anerkennung, Beteiligung bei Entscheidungen;
  • Fairness: Gerechtigkeit bei Vergütung und Anerkennung;
  • Stolz: auf persönliche Arbeit, auf Team, auf Produkte;
  • Teamorientierung: freundliche Atmosphäre, Teamgeist, "man selbst" sein.

Zitat

Unternehmenswerte fördern die Gesundheit von Unternehmen und Beschäftigen, wenn sie den Beitrag von Beschäftigten zum Unternehmenserfolg anerkennend hervorheben und gleichzeitig Beteiligung, eigenverantwortliches Handeln und gegenseitige Unterstützung als wichtige Grundprinzipien für eine offene Kooperationsatmosphäre kommunizieren. Entscheidend jedoch ist, wie glaubwürdig explizite Werte die tatsächlichen Einstellungen und Haltungen insbesondere von oberen Führungskräften widerspiegeln. … Starke Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen kommunizierten und gelebten Werten beschädigen diese Grundlagen der Leistungsbereitschaft und verringern die Effizienz und Produktivität der Geschäftsprozesse erheblich. Untersuchungen zu den Ursachen innerer Kündigung und Burn-out-Erfahrungen bestätigen immer wieder eindrücklich diese Zusammenhänge.[3]

Entscheidende Faktoren für eine gesunde Unternehmenskultur sind...

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