Zum gesundheitsgerechten Führungsstil gehört – wie oben beschrieben – die Schaffung von Ressourcen und das Vermeiden von Stressoren. Im Einflussbereich der jeweiligen Vorgesetzten liegt dabei besonders die Organisation der Arbeitsabläufe und die Zuteilung der Arbeitsmenge.

 
Achtung

Schutz vor zu hoher Arbeitsbelastung

Aufgabe einer gesundheitsgerechten und verantwortungsvollen Führung ist es auch, das eigene Team vor einer zu hohen Arbeitsbelastung zu schützen, die von den oberen Managementebenen zugeteilt wird. Es liegt im Verantwortungsbereich der zuständigen Führungskraft, die verfügbaren Personalressourcen realistisch einzuschätzen und nicht aus falsch verstandener Loyalität zur Unternehmensleitung alle Arbeitsaufgaben und Terminvorgaben anzunehmen. Es gehört auch zur Führungsaufgabe, zu hohe Arbeitsbelastungen vom eigenen Team abzuwehren.

Bei der Gestaltung der Arbeitsorganisation sollte auf folgende Punkte geachtet werden:

  • Die Arbeit wird gerecht unter den Mitarbeitern verteilt – sowohl die erwünschte, als auch die unbeliebte.
  • Sowohl Über-, als auch Unterforderung werden vermieden.
  • Die Beschäftigten haben die Freiheitsgrade, sich in gewissem Rahmen ihre Arbeit zeitlich einzuteilen und ihre Arbeit auf ihre Weise zu erledigen.
  • Die Arbeitsaufgaben sind klar beschrieben und Arbeitsabläufe sind effektiv organisiert.
  • Die Rollen am Arbeitsplatz sind klar definiert, insbesondere die hierarchischen Ebenen sind mit ihren jeweiligen Kompetenzen und Befugnissen klar.
  • Belohnungen und Sanktionen werden vorhersehbar und gerecht verteilt.
  • Die Beschäftigten kennen und verstehen die betrieblichen Abläufe.
  • Arbeitszeiten so günstig wie möglich gestalten (Pausen, Arbeitszeiten, Schichtpläne).
  • Informationsflut eindämmen (E-Mail).

Führungskräfte sollten auf das Vermeiden von Arbeitshindernissen und den Abbau von Überforderung achten. Überforderung kann entstehen durch Zeitdruck und ein hohes Arbeitstempo, durch qualitativ zu schwierige Arbeiten oder durch monotone Aufgaben. Hindernisse im Arbeitsablauf entstehen z. B. durch:

  • mangelnde Informationen,
  • manuelle oder motorische Hindernisse (ungünstige Anordnung von Arbeitsmitteln und Geräten),
  • unklare Anweisungen,
  • Unterbrechungen durch Personen, durch Funktionsstörungen von Geräten oder durch schlecht organisierte Prozesse.

Die Überwindung von Hindernissen im Arbeitsablauf kostet die Mitarbeiter nicht nur Zeit. Nach jeder Unterbrechung in einer Tätigkeit braucht der Mensch ca. 2–3 Minuten, um den "roten Faden" wiederzufinden und konzentriert weiterarbeiten zu können. "Viele dieser kleinen Hindernisse summieren sich im Laufe des Arbeitstages und führen z. B. in der Büroarbeit zu einer Gesamtsumme des Zusatzaufwandes, der im Durchschnitt bei ca. einem Tag pro Arbeitswoche liegt."[1] Es kommt zum sog. "Sägeblatt-Effekt" (Abb. 7), bei dem sich Phasen hoher mit sehr niedriger Konzentration abwechseln, verursacht durch wiederkehrende Unterbrechungen. Dies ist ein Phänomen, unter dem immer mehr Beschäftigte leiden.

Abb. 7: "Sägeblatt-Effekt" – Zeitverlust durch Arbeitsunterbrechungen

Der dauernd erforderliche Zusatzaufwand, der mit dem Überwinden von Unterbrechungen verbunden ist, beeinträchtigt deutlich die Gesundheit und das Wohlbefinden (Abb. 8). Außerdem sinkt bei häufigen Unterbrechungen die Arbeitszufriedenheit.

Abb. 8: Einfluss von Zusatzaufwand bei der Arbeit auf Gesundheit und Wohlbefinden

[1] Bamberg et al.: Handbuch Betriebliche Gesundheitsförderung, Verlag für Angewandte Psychologie, Göttingen 1998.

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