Die meisten Menschen verbringen einen großen Teil ihres wachen Lebens bei der Arbeit. Neben Familie, Freunden und Freizeit ist das Arbeitsleben damit einer der zentralen Lebensbereiche. Günstige Arbeitsbedingungen fördern das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit und tragen zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Ungünstige Verhältnisse bei der Arbeit können aber zu einer Belastung werden, die sowohl psychische, als auch körperliche Störungen nach sich ziehen kann.

Da körperliche Belastungsfaktoren, wie schwere körperliche Arbeit, in der Arbeitswelt immer seltener werden, rücken die psychischen Belastungen stark in den Vordergrund. Auch für vorwiegend körperlich Arbeitende (z. B. in Industrie, Handwerk und in der Pflege) nehmen psychische Belastungen zu. Durch Umorganisation werden neue Qualifikationen und Leistungen gefordert, zudem steigt die Arbeitsdichte immer weiter an. Außerdem ändern sich natürlich auch die Lebensbedingungen außerhalb der Arbeit, was ebenfalls zu vermehrter psychischer Belastung führen kann.

Die Auswirkungen dieser erhöhten psychischen Belastung werden dann nicht nur bei den Betroffenen spürbar, sondern auch bei den Unternehmen und der gesamten Gesellschaft (Abb. 2). Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements können aber nur an den Arbeitsbedingungen in den Unternehmen und an der Verbesserung der Fähigkeiten der Beschäftigten ansetzen.

Abb. 2: Risikofaktoren für psychische Belastung am Arbeitsplatz

Um Ansätze zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu finden, ist es sinnvoll, diese zu systematisieren. Üblich ist folgende Einteilung der Arbeitsbedingungen:

  • Arbeitsaufgabe: Hier geht es um die Art der von den Mitarbeitern durchgeführten Tätigkeit und deren Umfang. Beispiele: Wie schwierig sind die Arbeitsaufgaben? Wie umfangreich sind die Aufgaben? Wie viel Verantwortung ist damit verbunden? Sind die Arbeitsaufgaben abwechslungsreich oder immer ähnlich? Ist die Aufgabenstellung ausreichend klar?
  • Arbeitsumgebung: Alle Faktoren, die die Arbeitsumgebung bestimmen, z. B. Temperatur, Lautstärke, Beleuchtung oder Schadstoffe. Es zählt aber auch die soziale Arbeitsumgebung dazu, wie das Team- oder Betriebsklima und das Verhalten der Führungskräfte. Bei starker Hitze lässt beispielsweise die Konzentration nach oder Konflikte im Team können die Arbeitsleistung beeinträchtigen.
  • Arbeitsorganisation: Damit ist nicht nur die Gestaltung der eigentlichen Arbeitsprozesse gemeint, also die Art wie Tätigkeiten ausgeführt werden sollen oder in welcher Reihenfolge sie abgearbeitet werden. Auch Regelungen zu Arbeits- und Pausenzeiten gehören dazu. Aber nicht nur die Arbeit selbst muss organisiert werden, sondern z. B. auch die Informationskanäle und -inhalte im Betrieb: Wer wird wann in welcher Form über was informiert? Unzureichende Kommunikation über arbeitsrelevante Inhalte führt oft zu Behinderungen im Arbeitsablauf.
  • Arbeitsplatz: Damit ist der direkte Arbeitsplatz eines einzelnen Mitarbeiters gemeint. Dazu gehören z. B. Schreibtisch und Stuhl oder Arbeitsbank, das Platzangebot am Arbeitsplatz, Sichtbedingungen, aber auch Bedingungen, die zu Zwangshaltungen führen können.
  • Soziale Umgebung: Hiermit sind die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz gemeint. Wie gut ist das Verhältnis im Team? Wie kollegial ist das Betriebsklima? Wie unterstützend und förderlich sind die Beziehungen zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern? Gibt es evtl. häufiger Konflikte oder sogar gefährliche Situationen mit Kunden?

Jeder arbeitende Mensch hat eine bestimmte Anzahl und Art von Aufgaben zu verrichten, die mit bestimmten Arbeitsmitteln in einer bestimmten Arbeitsumgebung durchgeführt werden. Gelenkt wird die Tätigkeit von den Arbeitsprozessen und der Struktur der Organisation. Es gibt einen guten Fundus wissenschaftlicher Erkenntnisse dazu, welche Art von Arbeitsbedingungen der Gesundheit eher zu- oder abträglich ist. Das Ziel ist die menschengerechte Gestaltung der Arbeitswelt. Daher bieten sich viele Möglichkeiten, an den einzelnen Faktoren anzusetzen und Verbesserungen einzuführen.

Bei der Betrachtung der Risiken für die psychosoziale Gesundheit der Belegschaft ist es hilfreich, sich an der "Leitlinie Beratung und Überwachung bei psychischer Belastung am Arbeitsplatz" zu orientieren. Anhand der hier aufgeführten Kriterien lässt sich auch die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durchführen (vgl. Tab. 3).[1]

 
Merkmalbereich Mögliche kritische Ausprägung
1. Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe
1.1 Vollständigkeit der Aufgabe

Tätigkeit enthält:

  • nur vorbereitende,
  • nur ausführende oder
  • nur kontrollierende Handlungen.
1.2 Handlungsspielraum

Die Beschäftigten haben keinen Einfluss auf:

  • Arbeitsinhalt
  • Arbeitspensum
  • Arbeitsmethoden/-verfahren
  • Reihenfolge der Tätigkeiten
1.3 Variabilität (Abwechslungsreichtum)

Einseitige Anforderungen:

  • wenige, ähnliche Arbeitsgegenstände und Arbeitsmittel
  • häufige Wiederholung gleichartiger Handlungen in kurzen Takten
1.4 Information/Informationsangebot
  • zu umfangreich (Reizüberflutung)
  • zu gering (lang...

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