Die berufliche Arbeit ist von starken Wandlungsprozessen gezeichnet. Der Dienstleistungssektor hat sich seit Jahren ausgeweitet. Informations- und Kommunikationstechnologien bestimmen immer mehr unseren Arbeitsalltag. Durch vernetzte Computer, Tablets und Mobiltelefone wird es immer einfacher, örtlich und zeitlich unabhängig zu arbeiten. Dadurch, dass eine ständige Erreichbarkeit über Internet und E-Mail technisch problemlos wird, kommt es zu einem sukzessiven Verschmelzen der Arbeit mit der privaten Lebenswelt. Es besteht die Gefahr, dass die Erholung durch arbeitsfreie Zeit zunehmend gestört wird.

Der Begriff "Arbeiten 4.0" fasst die Entwicklung hin zu einer zukünftig digitalen, flexiblen und vernetzten Arbeit zusammen. Besondere Kennzeichen sind neue Arbeitsformen und -verhältnisse, eine technologische Entwicklung der Industrie 4.0 sowie eine zunehmende Vernetzung. Nicht nur Risiken, sondern auch Chancen bergen diese weitreichenden Veränderungen für Arbeitnehmer und sie stellen das soziale Sicherungssystem auf die Probe.

Neben vielen Vorteilen der neuen Technologien sieht sich der Mensch mit einer immer stärkeren Beschleunigung und Verdichtung der Arbeit konfrontiert. So verlangt die komplex gewordene Arbeitswelt von den Beschäftigten ein hohes Maß an

  • Flexibilität und Mobilität,
  • sozialer Interaktion und
  • Verantwortungsbereitschaft.[1]

Die auf Freiheit, Selbstbestimmung und -entfaltung zielenden Arbeitskonzepte werden von den Sozialwissenschaften differenziert betrachtet: Sie führen zu einer veränderten Balance von Freiheit und Zwang und beinhalten ebenso gesundheitliche Belastungen. Denn die subjektivierten Arbeitsweisen erschweren die Work-Life-Balance und gefährden die individuelle Erholung und Regeneration. Flexibilisierte Arbeitszeiten gehen mit reduzierten Arbeitspausen, insgesamt mehr Arbeitsstunden und mit unregelmäßiger Inanspruchnahme von Urlaubstagen einher.

Die Industrie 4.0 steht für die intelligente Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion, Logistik und Kunden, aus der sich neue Chancen, aber auch Herausforderungen für die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz ergeben. Als Folgen dieser Entwicklung sind beispielsweise die immer komplexer werdenden Maschinensteuerungen zu nennen, deren Sicherheit gewährleistet werden muss. Mit der zunehmenden Vernetzung von Arbeitsplätzen oder Produktionssystemen steigt das Risiko von Datenangriffen und Manipulationen.

Neben möglichen Risiken für die Beschäftigten bietet der digitale Wandel ein Potenzial, Arbeit künftig sicherer, gesünder, flexibler und ergonomischer zu gestalten. Allerdings verdrängt Digitalisierung manuelle Tätigkeiten und begünstigt Bewegungsarmut, einseitige körperliche oder mentale Belastungen oder Kombinationen aus beidem. Der digitale Wandel erfasst alle Lebens- und Arbeitsbereiche: von der Planung über die Entwicklung und die Implementierung bis hin zum Management. Digitalisierung macht mobil und flexibel und erlaubt nahezu unbegrenztes Arbeiten: am Arbeitsplatz, zu Hause, auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder am mobilen Arbeitsplatz.

 
Praxis-Beispiel

Beispiele aus der Arbeitswelt 4.0 (in Anlehnung an die DGUV)

  • 3D-Druck ist Teil der additiven Manufacturing. Die Technologie erstellt auf Basis digitaler 3D-Konstruktionsdaten schichtweise ein Bauteil. Bei diesem 3D-Druck ist die digitale Vernetzung von der Konstruktion über den Einkauf und die Produktion bis zur Logistik enorm.
  • Kollaborierende Roboter werden immer häufiger in die Produktionshallen integriert. Diese roboterartigen Maschinen arbeiten ohne Abgrenzung oder Schutzzaun direkt mit Beschäftigten zusammen. Diese neue Form der Arbeit – Mensch und Maschine nebeneinander – bedarf neuer Sicherheitsstandards.
  • Virtuelle Realität meint das Interagieren des Menschen in einer simulierten Umwelt. Die Beschäftigten können so realitätsnah den Umgang mit simulierten Anlagen, Maschinen und Arbeitsmitteln in einer simulierten Arbeitsumwelt erleben. Diese kann neben einem Nutzen für den Arbeitsschutz auch Menschen mit Leistungseinschränkungen unterstützen.
  • Neue Lehr- und Lernmethoden: Neben wachsenden Anforderungen an die Qualifizierung der Erwerbstätigen stellt die Digitalisierung v. a. auch neue Forderungen an Lehr- und Lernmethoden. Mobiles computergestütztes Lernen zeichnet sich hierbei als eine Kernstrategie der Personalentwicklung ab.
  • Gesundheitskompetenz: Teilzeitarbeit, Leiharbeit, Selbstständigkeit und geringfügige Beschäftigungen oder die freie Kombination dieser Beschäftigungsformen verändern die Arbeitswelt. Mehrere berufliche Tätigkeiten, evtl. auch zusätzliche Ehrenämter, Pflege von Angehörigen oder andere außerberufliche Beschäftigungen können zu einer erhöhten Gesamtbelastung führen.

Arbeiten 4.0 verknüpft sich generell mit mehr Selbstverantwortung und Kompetenzen in Bezug auf sicheres und gesundes Arbeiten und Leben. Im Zuge der Digitalisierung werden sich Arbeitsformen und -orte ändern. In der Folge wird sich die Arbeitsorganisation ebenso wandeln wie die Anforderungen an Führung....

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