Jedes Mitarbeitergespräch ist eineindividuelle Gesprächssituation. Die allgemeinen Regeln der Gesprächsführung gelten auch für Mitarbeitergespräche. Darüber hinaus kommunizieren Sie als Vorgesetzter mit Ihren Mitarbeitern in unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben (als Leiter der Abteilung, als Kollege, als Fachexperte usw.).

 
Praxis-Beispiel

"Gefühlte" Hierarchie

Ein Kollege berichtet seinem Bekannten: "Wir verstehen uns alle sehr gut in unserer Abteilung. Bei uns herrscht so ein gutes Arbeitsklima, dass ein Außenstehender nicht merkt, wer eigentlich die Funktion der Abteilungsleitung inne hat!"

Eine solche Äußerung vermittelt den Eindruck, dass die Grenzen in der Abteilung unklar sind.

Die Kenntnis der bestehenden Rangunterschiede beeinflussen das Gespräch beim Mitarbeiter wie beim Vorgesetzten. Die Gesprächspartner stehen in ihrem Verhältnis nicht auf gleicher Ebene. Die Kommunikationsliteratur spricht von einer asymmetrischen Beziehung. Daran ändert sich auch nichts, wenn sich immer mehr Vorgesetzte um einen partnerschaftlichen (kooperativen) Führungsstil bemühen. Beiden Gesprächspartnern ist während des gesamten Gesprächsverlaufs immer bewusst, dass dem Mitarbeiter kein Mit-Entscheidungsrecht, sondern lediglich ein Mit-Wirkungsrecht eingeräumt wird. Letztendlich ist es der Vorgesetzte, der aufgrund seiner hierarchischen Funktion Anweisungen erteilen und Entscheidungen treffen kann, die der Mitarbeiter akzeptieren muss.

Dieses Rollenverhältnis kann im Verlauf des Mitarbeitergespräches zu folgenden negativen Auswirkungen führen:

  • Mitarbeiter haben Hemmungen, alle Gedanken offen auszusprechen.
  • Mitarbeiter schweigen, wenn sie abweichende Auffassungen haben, um nicht zu widersprechen oder formulieren ihre Beiträge insgesamt vorsichtiger.
  • Mitarbeiter werden durch suggestive Formulierungen von Seiten des Vorgesetzten veranlasst, dessen Meinung zu übernehmen.
  • Vorgesetzte halten Monologe und lassen es erst gar nicht zu einem echten Meinungsaustausch kommen. Dadurch erhöht sich der Redeanteil der Vorgesetzten drastisch.
  • Das Gespräch hat nur Alibifunktion, da der Vorgesetzte seine Entscheidung vorab bereits getroffen hat.
 
Hinweis

Kooperative Führung steht nicht im Widerspruch zur Vorgesetztenfunktion!

Verleugnen Sie nicht die hierarchische Position, die Sie gegenüber Ihrem Gesprächspartner einnehmen. Auch der Mitarbeiter wird diese nicht aus den Augen verlieren.

Auch wenn die Initiative für ein Mitarbeitergespräch von beiden Seiten ausgehen kann, so trägt der Vorgesetzte eine besondere Verantwortung für eine erfolgreiche Gesprächsführung.

Die Führungsgespräche sollten daher sach- und beziehungsgerecht auf den Punkt gebracht werden durch

  • Sensibilität und Empathie
  • Zielklarheit und Unmissverständlichkeit
  • Strategische Gesprächsplanung und situatives Reaktionsvermögen
  • Verwendung von Checklisten zur Vorbereitung und Durchführung
  • Identifikation von Ressourcen und Entwicklung von Engagement
  • Einsatz von Gesprächspsychologie und Körpersprache.
 
Praxis-Tipp

Gelebte Führung im Gespräch

Ein Vorgesetzter zeichnet sich nicht durch die freundlich-kollegiale "Chef-Rolle" aus! Berücksichtigen Sie vielmehr folgende Aspekte:

Nehmen Sie sich Zeit für die Anliegen Ihrer Mitarbeiter. Bringen Sie im Gespräch die notwendige Geduld auf, um den Mitarbeiter ausreichend zu Wort kommen zu lassen.

Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter, wenn diese ihr Anliegen vortragen, z. B. durch aktives Zuhören oder den Einsatz von Fragetechniken.

Greifen Sie die Vorschläge, Bedenken und Sichtweisen Ihrer Mitarbeiter auf und setzen Sie sich mit diesen auseinander.

Kein Gespräch ohne Ergebnis! Treffen Sie mit Ihren Mitarbeitern Vereinbarungen und achten Sie auf deren Umsetzung.

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