Treffen mehrere ungünstige Bedingungen zusammen, erhöht sich das Risiko, aus dem seelischen Gleichgewicht zu geraten. Ein erhöhtes Risiko für Burnout[1] besteht u. a. bei

  • fehlender sozialer Unterstützung der Kollegen,
  • mangelndem Rückhalt durch Vorgesetzte,
  • zu wenig Rückmeldung zu Prozessen und Ergebnissen,
  • fehlender Anerkennung,
  • atypischen Arbeitszeiten,
  • Zeitdruck,
  • Wochenendarbeit,
  • langen Arbeitszeiten,
  • starken Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben,
  • Überforderung im Tätigkeits-, Handlungs- oder Entscheidungsspielraum,
  • wenig Einfluss auf die Arbeitssituation,
  • Rollenunklarheit,
  • schlechter Kommunikation,
  • unklaren Anweisungen,
  • Emotionsarbeit,
  • ständigen Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit,
  • zu viel Arbeit in zu wenig verfügbarer Zeit mit hohem Arbeitstempo,
  • mangelnden personellen und finanziellen Ressourcen,
  • ständiger Umorganisation sowie
  • Hierarchieproblemen.
 
Praxis-Beispiel

In Kliniken ist das Burnout-Risiko höher als in Praxen

Bei einer Studie der Landesärztekammer Sachsen 2020 gaben 81 % der befragten Ärzte hohe berufliche Belastungen an. Neben den psychischen Belastungen durch den Umgang mit Leiden und Tod spielte dabei vor allem die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 52 Stunden eine große Rolle. Bei den Klinikärzten kommt verschärfend noch Schicht- und Wochenenddienste hinzu, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert. Außerdem wird in Kliniken oft unter hohem Kostendruck und strengen Hierarchien gearbeitet, was sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. 45 % der befragten Klinikärzte gaben Burnout-Symptome an.

Zu viele Grenzüberschreitungen

Die Angst um den Arbeitsplatz führt u. a. dazu, dass Beschäftigte länger arbeiten, kürzere Pausen machen und sich seltener krankmelden. Kaum jemand traut sich, belastende Situationen anzusprechen. Jeder meint, schwierige Zeiten durchstehen zu müssen. Die Vorgesetzten sind durch übertriebenes Engagement oft ein schlechtes Vorbild und setzen die Belegschaft so zusätzlich unter Druck. Wer seine Grenzen ständig überschreitet, verlangt dies bewusst oder unbewusst auch von Kollegen und Mitarbeitern.

Schlechtes Betriebsklima

Wenn die Überforderungen am Arbeitsplatz zunehmen und keiner darüber spricht, verändert sich auch der Umgang miteinander. Die eigene Unzufriedenheit wächst und entlädt sich z. B. durch Mobbing. Ein schlechtes Betriebsklima schwächt zudem die psychische Stabilität des Einzelnen.

Hohe psychische Anforderungen

Unter einer zu hohen psychischen Anforderung versteht man u. a. das gleichzeitige Bearbeiten mehrerer Projekte, wie es z. B. in der IT-Branche üblich ist. Aber auch die virtuelle Welt stresst: Projektteams entfremden oder lernen sich nicht persönlich kennen, weil sie sich nur über den Computer austauschen und Arbeitsanweisungen per E-Mail oder WhatsApp erhalten.

Überbelastung rundum

Haben sich schlechte Arbeitsbedingungen erst etabliert, kann sich das nach und nach immer mehr auf die Gesundheit aller Mitarbeiter auswirken. Fällt jemand wegen Krankheit aus, müssen die Kollegen die Arbeit mit übernehmen. Bei Burnout kann die Arbeitsunfähigkeit Wochen und Monate dauern. Die Überbelastung setzt sich dann über eine lange Zeit bei den anderen fort.

 
Praxis-Beispiel

Lehrkräfte durch Corona-Pandemie burnout-gefährdet

Wissenschaftler vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel haben im Oktober 2020 im Auftrag der DAK-Gesundheit 2.300 Lehrkräfte verschiedener Schulformen in Nordrhein-Westfalen zu den Belastungen durch die Corona-Pandemie befragt. Dabei zeigte sich u. a., dass die Burnout-Gefährdung um ein Vielfaches gestiegen ist:

28 % der Lehrkräfte sind deutlich emotional erschöpft und zeigen Burnout-Symptome. Vor der Corona-Pandemie wurde die Zahl der Burnout-Betroffenen im Schuldienst bei 3–5 % vermutet.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat im März 2021 über 30.000 Lehrkräfte zu den Folgen der Corona-Pandemie befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Corona die Lebenswelt Schule und den Berufsalltag von Lehrkräften grundlegend verändert hat.

  • Über 98 % der Lehrkräfte gaben bei der Befragung an, dass es während der Pandemie zu Veränderungen in schulorganisatorischen Prozessen gekommen war. Über 68 % fanden dies hoch belastend.
  • Rund 94 % sagten, dass bei der Umsetzung des Bildungsauftrags Probleme aufgetreten waren. Über 75 % empfanden dies als hoch belastend.
  • Fast 89 % hatten Probleme bei der Umstellung auf Distanzunterricht, mehr als 88 % hatten technische Probleme und über 81 % waren unzureichend technisch ausgestattet.

Eine Befragung Anfang/Mitte April für "Das Deutsche Schulbarometer" der Robert Bosch Stiftung[2] nennt für 2022 folgende Zahlen:

  • 92 % der Lehrkräfte sagen, dass ihr Kollegium aktuell sehr hoch oder hoch belastet ist.
  • 84 % geben ihre eigene Arbeitsbelastung mit (sehr) hoch an.
  • 79 % sagen, dass sie (sehr) häufig am Wochenende arbeiten.
  • 49 % halten die gesetzliche Ruhezeit von 11 Stunden (sehr) häufig nicht ein.
  • Rund 20 % der Lehrkräfte arbeiten sogar (sehr) häufig nachts zwis...

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