Das Interesse der internen Akteure aus Arbeitgebersicht fokussiert sich i. d. R. auf die Optimierung von Leistungskennzahlen, also Krankenstand, Leistungsfähigkeit im Sinne der Produktivität und langfristige Verfügbarkeit, d. h. Arbeitsfähigkeit bis zur Rente. Darüber hinaus spielen auch weiche Faktoren, wie Zufriedenheit, Motivation, Engagement, Verbundenheit mit dem Unternehmen und Attraktivität des Arbeitgebers, eine immer größere Rolle, da BGM zunehmend als Wettbewerbsfaktor im "War for talents" (Kampf um die besten Köpfe) betrachtet wird.

Die Beschäftigten selbst sehen BGM nicht immer nur als positives Engagement ihres Arbeitgebers, da der Umgang mit Gesundheitsdaten und die Reduzierung von "Gesundheitsproblemen" auch Ängste auslösen. Grundsätzlich stellt BGM eine Win-win-Situation für beide Seiten dar. Gesundheitsförderliche Arbeitsplätze und Angebote zur Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung erhöhen die Attraktivität des Arbeitsplatzes und tragen wesentlich zum Wohlergehen der Beschäftigten bei. Das Unternehmen profitiert durch höhere Produktivität aufgrund geringerer Krankenstände und leistungsfähigerer Mitarbeiter.

Betriebsarzt, Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Sicherheitsbeauftragten sind sowohl verpflichtend zu bestellende Akteure im Arbeits- und Gesundheitsschutz[1] als auch interne Akteure zur Unterstützung eines BGM. Gerade Betriebsärzte befassen sich aufgrund ihrer Qualifikation und Rolle mit den Arbeitsbedingungen und der Gesundheit der Beschäftigten[2] und können bei Bedarf auch im betrieblichen Eingliederungsmanagement hinzugezogen werden.[3] Betriebsärzte und auch Fachkräfte für Arbeitssicherheit nehmen somit eine beratende Funktion ein, wenn es um Arbeitsbelastungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten geht. Betriebsärzte haben darüber hinaus eine besondere Rolle inne, wenn es um das Erheben besonderer Arten personenbezogener Daten (z. B. medizinischer Natur) gemäß § 13 Bundesdatenschutzgesetz geht, da sie aufgrund ihres Berufsstandes der Geheimhaltungspflicht unterliegen.

Die Betreuung eines BGM-Projektes übernehmen oftmals Vertreter der Personalabteilung, durchaus auch die Personalleitung selbst. Dies hängt mit der ohnehin vorhandenen Nähe zu den Personendaten der Beschäftigten, die aus der Fehlzeitenstatistik, aber auch aus den BEM-Verfahren resultieren, zusammen. Wie eine Studie aufzeigte, ist in der Mehrzahl der Fälle das BGM in der Personalabteilung angesiedelt (56,2 %), 17,7 % haben eine eigene BGM-Abteilung. Die Arbeitsmedizin steuert in 10,6 % der Fälle das Gesundheitsmanagement, in der Branche Chemie/Pharma liegt der Anteil sogar bei 31,6 %.[4]

Das Interesse der Führungskräfte variiert sehr stark. Aufgrund auffälliger Kennzahlen, wie Krankenstand und Unfälle, rückt die Betrachtung des Themas durchaus in den Fokus, jedoch nehmen nicht alle Führungskräfte dies auch zum Anlass, entsprechende Aktivitäten zu starten. Zwar wird die Bedeutung der Gesundheit für die Arbeitsfähigkeit als sehr wichtig eingeschätzt, jedoch sehen viele Führungskräfte dies als private Aufgabe eines Einzelnen an, selbst für ihre Gesundheit Sorge zu tragen. Nicht alle Führungskräfte nehmen wahr, welchen Einfluss sie selbst auf die Beschäftigtengesundheit nehmen. Demzufolge sehen sie es auch nicht als ihre Aufgabe an, in der betrieblichen Gesundheitsförderung tätig zu werden.

Hinzu kommt noch, dass BGM nur eines von vielen Projekten und Maßnahmen in einem Unternehmen ist. Laut einer Umfrage gaben 88 % der Befragten an, BGM aufgrund des Vorrangs des Tagesgeschäfts nicht einzuführen.[5] Dass die Einbindung der Führungskräfte, von der Geschäftsleitung bis zur unteren Führungsebene, das Führungsverhalten und die Vorbildrolle wichtig für den Erfolg eines BGM ist, ist hinreichend untersucht und belegt.[6]

[2] Stork et al.: Betriebliches Gesundheitsmanagement – Kranke Angestellte kosten Geld, Leserbrief zu Beitrag aus DMW Nr. 37, 2013.
[4] Jonas et al.: Corporate Health Jahrbuch 2013, 2013.
[5] Bechmann et al.: Motive und Hemmnisse für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), iga Report 20, 2011.
[6] Ducki/Felfe: Führung und Gesundheit: Überblick, Fehlzeiten-Report 2011, 2011.

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