Strategien zum demografischen Wandel fehlen

Knapp die Hälfte der Betriebe in Deutschland muss sich heute schon mit Fachkräftemangel und Überalterung auseinandersetzen. Doch demografieorientiertes Personalmanagement ist immer noch die Ausnahme. Das zeigt die Studie "Demografie Exzellenz".

Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind in den deutschen Unternehmen bereits angekommen. Fast jeder zweite Betrieb beklagt aktuell einen deutlichen Mangel an Fachkräften. Und in knapp jedem zehnten Unternehmen (8,1 Prozent ) sind mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter älter als 55 Jahre.

Kein Budget und kaum Strategien zur demografieorientierten Personalarbeit

Dennoch hat sich nicht einmal jedes dritte Unternehmen ein demografieorientiertes Personalmanagement zum strategischen Ziel gesetzt, nur 4,2 Prozent der Unternehmen stellen ein eigenes Budget für Maßnahmen gegen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel bereit. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Demografie Exzellenz – Herausforderungen im Personalmanagement 2015", die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU), das Demografie Netzwerk (DDN) sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg Lörrach jetzt veröffentlicht haben.

Alterstrukturanalysen fehlen, Schwachstellen im Talent Management und Personalmarketing

"Obwohl der demografische Wandel vielfach in der Wirtschafts- und Arbeitswelt angekommen ist, werden die damit verbundenen Herausforderungen weiterhin stark unterschätzt", sagt Professor Uwe Schirmer, wissenschaftlicher Studienleiter und Professor für Personalmanagement und Mitarbeiterführung an der Dualen Hochschule Lörrach.

 

In vielen Unternehmen wird der demografische Wandel stärker als kulturbezogene statt als strategische Herausforderung verstanden. Während bereits 63 Prozent der Unternehmen demografieorientierte Werte im Leitbild verankert haben, betreiben gerade 26,1 Prozent eine systematische Altersstrukturanalyse – Voraussetzung zur Ableitung einer demografieorientierten Personalstrategie. Schwachstellen in der strategischen Personalplanung bestehen vor allem im Talent Management, bei systematischen Nachfolgeplanungen und zielgruppenspezifischem Personalmarketing. Ein regelmäßiges Demografie-Controlling führen nur 6,6 Prozent der Unternehmen durch.

Unterschiedliche Handlungsfelder je nach Unternehmensgröße  

Die Handlungsfelder, mit denen die Unternehmen bereits versuchen, sich auf den demografischen Wandel einzustellen, unterscheiden sich stark nach Unternehmensgröße. Der kleinere Mittelstand, Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten, sind meist sehr schwach im Demografiemanagement aufgestellt. In der Personalentwicklung und im Wissensmanagement zeigen sie sich jedoch engagierter als größere Unternehmen. Unternehmen mit mehr als 1.000 Arbeitnehmern schneiden dagegen im Vergleich besonders gut im Gesundheitsmanagement ab und kümmern sich am stärksten um die Mitarbeiterbindung.

Auf externe Hilfe und Beratung wird von den Unternehmen noch verzichtet. Die Studie zeigt, dass die Angebote externer Institutionen die Betriebe zu wenig erreichen. Nur 4,5 Prozent der Unternehmen arbeiten mit externen Institutionen zum Demografiemanagement zusammen.

Leuchtturmprojekte gesucht: Bewerbung zum Demografie Exzellenz Award

Unternehmen, die sich entgegen dem in der Studie festgestellten Trend bereits auf den demografischen Wandel einstellen, können sich beim Demografie Exzellenz Award bewerben: Gesucht werden Unternehmen aus Industrie, Handel, Handwerk oder Dienstleistung, Körperschaften und anderen Organisationen, die sich proaktiv mit den Herausforderungen des demografischen Wandels auseinandergesetzt haben und als Leuchtturm-Projekte weitere Unternehmen und Institutionen zum Nachahmen anregen können.

Schlagworte zum Thema:  Demografischer Wandel, Fachkräftemangel