Weiterbildungsinstitute entdecken E-Learning

Was tut sich auf dem E-Learning-Markt? Welche neuen Trends und Angebote gibt es? Unsere E-Learning-Expertin Gudrun Porath beleuchtet in ihrer monatlichen Kolumne das Thema "E-Learning". Heute: Die großen Weiterbildungsakademien sehen nun mehr Potenzial im E-Learning.

E-Learning als Bestandteil der betrieblichen Weiterbildung erscheint uns heute als selbstverständlich. Doch was ist eigentlich mit den großen Weiterbildungsakademien?

Einmal im Jahr veröffentlicht der Wuppertaler Kreis e.V., der Bundesverband für betriebliche Weiterbildung mit 39 schwergewichtigen Mitgliedern von Audi Akademie bis Telekom Training, eine Umfrage zu Trends in der Weiterbildung. Für Wissensdienstleistungen würden sich mit dem Internet viele neue Entwicklungschancen ergeben, heißt es darin erstmals. Diese Chancen würden einerseits im Internet als Lernmedium gesehen. Gleichzeitig habe man dessen Bedeutung für die Betreuung und Bindung der Kunden erkannt.

Bedeutung von Lernplattformen wächst

Unter anderem wurden die Mitglieder gefragt, welche Entwicklung sie in den nächsten fünf Jahren bei E-Learning-Angeboten erwarten. Demnach meinte die Mehrheit (51 Prozent), dass E-Learning-Angebote wie Web-based Trainings sich "stabil" halten. Nur 30 Prozent vertraten dagegen die Ansicht, dass E-Learning-Angebote eher zunehmen - und das bei einer Prognose für die Entwicklung in den nächsten fünf Jahren! Bei einer zusätzlichen Frage nach der "Bedeutung der neuen Medien für die Weiterbildungsangebote" haben ausgerechnet Lernplattformen mit 68 Prozent die Nase vorn.

Face-to-face klar vor E-Learning

Wie soll man diese Aussage interpretieren? Die Umfrage zeigt ein klares Bekenntnis der befragten Weiterbildungsanbieter zu Face-to-Face-Angeboten wie offene und firmeninterne Seminare, Coachings oder die Begleitung von Veränderungsprozessen. Wenn es um E-Learning geht, wird mit Lernplattformen ausgerechnet eine Technologie favorisiert, die man nun wirklich kaum noch als "neues Medium" bezeichnen kann und die vielmehr in mittleren und großen Unternehmen seit Jahren zum Alltag der betrieblichen Weiterbildung gehört.

E-Learning-Anbieter als Konkurrenz erkennen

Die Umfrage vermittelt zwischen den Zeilen den Eindruck, dass die befragten Weiterbildungsinstitute weiterhin vor allem auf ihr klassisches Angebot setzen. Demnach deuten die Antworten darauf hin, dass E-Learning nur für die Vor- und/oder Nachbereitung der klassischen Trainingsangebote benötigt wird. Dabei ist  E-Learning längst zu einem Schwerpunkt der betrieblichen Weiterbildung geworden und immer mehr Unternehmen bilden ihre Trainer zu E-Trainern weiter. E-Learning-Anbieter sind nicht mehr technologieverliebte "Techies", die man als Konkurrenten nicht ernst nehmen muss. Als Zielgruppe haben sie Personalentwickler und Trainingsabteilungen für sich entdeckt und die Kompetenz entwickelt, diese anzusprechen und mit ihrem Angebot zu erreichen. Das sollten die Weiterbildungsakademien erkennen und diese Konkurrenz mit wachen Augen betrachten. Vielleicht auch, um davon zu lernen.