Tech Matters: HR kämpft ums Klima

Das Personalmanagement steht leider nicht im Ruf, besonders technikbegeistert zu sein. Anna Ott zeigt, dass das auch anders geht: In der Kolumne "Tech Matters" greift sie aktuelle Diskussionen, Trends und Innovationen auf. Diesmal zeigt Sie, wieso sich HR fürs Klima einsetzen muss und wie Technologie dabei hilft.

Dürfen Personaler eigentlich politisch sein? Bisher haben gesellschaftliche Debatten nur selten Einzug in Personalabteilungen gehalten. Klar schmückt man sich gerne mit Chancengleichheit für Frauen, versucht flexiblere Arbeitsgestaltung für mehr Vereinbarkeit durchzusetzen, analysiert Gender-Paygaps und widmet sich Diversity und Inklusionsthemen. Soweit, so salonfähig. Auch als die Flüchtlingswelle in Deutschland ankam, wurden vielerorts Initiativen für berufliche Integration und Weiterqualifizierung gestartet.

Mit dem Klimawandel gibt es nun ein neues Thema dem man sich, jenseits der sozialen Verantwortung, auch als Personaler widmen kann und sollte. Die Klimakrise betrifft uns schon heute und es liegt in der Verantwortung unserer Gesellschaft für die kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. "Wer, wenn nicht wir?" fragt man sich quer durch die Bevölkerung - aber vor allem auch: Wie? Das eigene Konsumentenverhalten durch klimaneutralisierenden Verzicht zu ändern, scheint noch machbar. 

Aber auch Personaler und Unternehmen können den Wandel gestalten und für ein Umdenken beim Klima kämpfen:

Micromobilität optimieren

Der Firmenwagen war bisher oft Statussymbol für Führungskräfte und nur notwendig im Außendienst. Schon jetzt bieten umweltbewusste Unternehmen im Fuhrpark nur noch Hybrid oder sogar reine Elektroautos an. Für Nah- und Fernverkehr macht die Bahncard-100 nicht nur aus Steuergründen viel mehr Sinn. Die Flut an Mikromobilitätsanbietern für das "Sharing" von Fahrrädern, Rollern, Autos und so weiter bietet für die Fahrt ins Büro eine Alternative zum eigenen Auto und kann damit auch zur besseren Ökobilanz beitragen.

Noch besser ist es, wenn diese Anbieter auch statt stinkender Diesel-Taxen für die Fahrt zum Geschäftsterminen genutzt werden. Allein in Berlin gibt es derzeit fast 30 Anbieter, die überwiegend elektrisch fahren. Um hier den Überblick zu behalten gibt es App-Anbieter die diese Services agregieren. Einige davon (zum Beispiel  Everride oder auch die  Deutsche Bahn) bieten Unternehmen an, ihren Mitarbeiter darüber feste monatliche Mobilitätsbudgets als "Benefit" zur Verfügung zu stellen. Die sogenannten "Mobility Perks" wie Job-Tickets oder Job-Räder werden nicht nur steuerlich interessanter sondern sind auch ein spannender Markt für Tech-Gründer geworden.

CO2-Fußabdruck messen und verringern

Je mehr sich Konsumenten mit dem eigenen Klimagewissen auseinandersetzen und der Wille zur Besserung entsteht, desto mehr braucht es auch Einblicke in den eigenen ökologischen Fußabdruck. Neben Wohnen sind die Hauptemissionstreiber: "Fahren, Fleisch und Fliegen". Kommen dann berufliche Flugreisen dazu, reißt das die eigene Ökobilanz ganz nach unten.

Um hier zumindest Transparenz und Einsicht zu schaffen, können Arbeitgeber auch die Reisemanagement-Anbieter in die Pflicht nehmen. Entweder durch Ermittlung des CO2-Fußabdrucks oder auch das gezielte Anbieten von klimaschonenden Alternativen im Buchungsportal der Mitarbeiter. Dazu können unvermeidbare Reisen unternehmensweit ausgeglichen werden, um so ein Zeichen als Arbeitgeber zu setzen. Und das muss gar nicht bei Dienstreisen aufhören sonder kann beispielsweise auch das Emissionstracking von Kantinen beinhalten. Dank enthusiastischer und erfahrener Gründer wird das unternehmensweite Messen von Emissionen nur einfacher und bald zum Standard, wie unter anderen Anna Alex von Outfittery gerade mit Planetly zeigt.

Man kann also davon ausgehen, dass Klimaneutralität schon sehr bald ein wichtiges Attribut von Arbeitgebermarken werden wird - und dann sogar die Entscheidung für (oder gegen) Arbeitgeber beinflussen kann. Sich jetzt als Personaler hier schlau zu machen und den stark wachsenden Markt der Climate Tech Start-ups im Auge zu behalten, könnte einem den notwendigen Vorsprung im Kampf um (klimabewusste) Talente erbringen. Und nebenbei können wir damit noch der Verantwortung gerecht werden, für die Welt, in der wir leben und arbeiten. Denn eines ist klar: Wege den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, gibt es hinreichend - und jeder noch so kleine Schritt zählt.

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Über die Kolumnistin: Anna Ott informiert Unternehmen, berät HR-Startups und kooperiert mit Kapitalgebern. Sie beobachtet daher genau, wie sich mit neuen Ideen und neuer Technik das Talentmanagement verbessern lässt. 

Schlagworte zum Thema:  Recruiting, HR-Software, Digitalisierung