Studie zur Bedeutung der bAV für die finanzielle Absicherung

Die bAV ist unverzichtbarer Teil des Renten­systems. Eine neue Studie zeigt ihre zentrale Bedeutung für die finanzielle Absicherung, Gewinnung und Bindung der Beschäftigten. Sie nennt aber auch Herausforderungen, vor denen Unternehmen bei der Umsetzung stehen. 

Urlaubsreisen, Restaurantbesuche, Kulturveranstaltungen und vieles mehr: Die Kosten dafür können viele Erwerbstätige in Deutschland ohne größere Probleme aufbringen. Im Alter, nach der Erwerbstätigkeit, sieht das oft anders aus und der gewohnte Lebensstil lässt sich in vielen Fällen nicht mehr halten. Fachleute nennen dies "Rentenlücke" – und diese wächst in Deutschland stetig. Neben privater Altersvorsorge, etwa mit Lebensversicherungen, Investitionen in Immobilien oder Aktien, kann die betriebliche Altersversorgung (bAV) eine wichtige Rolle dabei spielen, die oft signifikante Lücke zwischen letztem Erwerbseinkommen und Rentenbezügen zu schließen. Die bAV ist zugleich ein zentrales Element der Personalpolitik vieler Unternehmen: Angesichts des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels ist sie ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte . 

Beschäftigte nutzen die betriebliche Altersversorgung noch zu selten 

Doch mit der zunehmenden Bedeutung der bAV wachsen auch die Herausforderungen für Unternehmen, diese effektiv zu gestalten, zu verwalten und zu managen. So ist die bAV nicht nur ein Instrument, um mit dem Fachkräftemangel umzugehen, sondern gleichzeitig von diesem betroffen – weil insgesamt immer weniger Beschäftigte mit Fachwissen zur Verfügung stehen, das für die Verwaltung der bAV notwendig ist. Die finanziellen Belastungen und das Risikomanagement, die mit Pensionsverpflichtungen einhergehen, erhöhen die Komplexität der bAV zusätzlich. Kurzum: Die bAV ist unverzichtbarer Teil des deutschen Rentensystems; doch kann sie diesen Anspruch nur erfüllen, wenn Unternehmen in der Lage sind, ihre Versorgungssysteme effizient zu steuern und wenn Mitarbeitende sie auch annehmen. Und dafür wiederum sind Kommunikation und Transparenz der bAV-Systeme in den Unternehmen entscheidend. Viele Organisationen verfehlen diesbezüglich jedoch häufig die gewünschten Effekte – zumal in einem anspruchsvollen regulatorischen Umfeld. 

Aus unserem Beratungsalltag wissen wir, dass die bAV für viele Unternehmen inzwischen unverzichtbar für die Mitarbeiterbindung und -gewinnung ist. Unsere aktuelle Studie Betriebliche Altersversorgung 2024, für die wir sektorübergreifend 300 Unternehmen befragt haben, bestätigt dies: Eine wettbewerbsfähige und marktgerechte bAV erachten fast alle – 95 Prozent – der Befragten als wichtig oder sehr wichtig. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen bieten neuen Beschäftigten  außerdem bereits eine bAV an, und 41 Prozent der Versorgungspläne sind erst in den vergangenen fünf Jahren eingeführt worden. Dies sind zunächst sehr positive Ergebnisse. Die Studie zeigt aber auch: Die bestehenden Versorgungssysteme sind häufig leider nicht so effektiv, wie sich die Unternehmen dies erhoffen. 

bAV verursacht einen enormen Ressourcenaufwand

Ein zentrales Problem ist die Verwaltung der bAV: Mit ihr ist ein hoher Ressourcenaufwand verbunden, den immer komplexere Prozesse und immer mehr Schnittstellen zu externen Dienstleistern vergrößern. Denn Unternehmen müssen mit externen Pensionsanbietern, Steuerbehörden, Anlageausschüssen und insbesondere mit Fachleuten für Versicherungsmathematik zusammenarbeiten, um die bAV effektiv zu managen. Der Fachkräftemangel erschwert das Recruiting von Experten für Altersversorgung jedoch, was den Druck auf die vorhandenen Mitarbeitenden weiter erhöht. Hinzu kommt, dass viele Fachleute der sogenannten Babyboomer-Generation demnächst altersbedingt ausscheiden – und damit geht auch ein bedeutender Teil ihres Fachwissens verloren.

Beide Aspekte zeigen sich auch deutlich in unseren Studienergebnissen: Gut zwei Drittel der Unternehmen (69 Prozent) rechnen damit, künftig gleich viele oder mehr interne Ressourcen aufwenden zu müssen, um ihre bAV sachgerecht zu betreuen. Und drei Viertel der Unternehmen geben an, dass sie sich bei der Verwaltung und Auszahlung der Betriebsrente externe Unterstützung wünschen. Mehr als 60 Prozent haben außerdem in neun weiteren abgefragten Kategorien – darunter Datenverarbeitung und Prozessautomatisierung, Accounting, Datenverarbeitung und Prozessautomatisierung – einen eher hohen oder sehr hohen Bedarf an externer Unterstützung. 

Unternehmen streben bei der bAV nach Sicherheit

Auch die Finanzierung von Versorgungszusagen rückt bei den Unternehmen zunehmend in den Fokus. Für 96 Prozent der Befragten ist eine Ausfinanzierung in Form von Deckungsvermögen wichtig, und 84 Prozent der Direktzusagen sind sogar bereits über Deckungsvermögen finanziert. Gleichzeitig ist die Finanzierung eine der Kategorien, bei denen viele Unternehmen einen hohen Bedarf an externer Unterstützung angeben. Unternehmen bemühen sich verstärkt darum, ihre Versorgungszusagen abzusichern – sie sind sich ihrer Verantwortung und der Bedeutung der bAV also bewusst. Diese Sicherheit auch tatsächlich zu geben, ist jedoch noch mit nennenswerten Herausforderungen verbunden. 

Dass Unternehmen in puncto Altersversorgung heute weniger risikoaffin sind als früher, spiegelt auch die Ausgestaltung neu eingeführter bAV-Zusagen wider. So ist der Großteil der für Neueintritte geöffneten Pläne (70 Prozent) bei den befragten Unternehmen als beitragsorientierte bAV ausgestaltet, in die Arbeitgeber (und gegebenenfalls Mitarbeitende) Beiträge in Prozent des versorgungsfähigen Gehalts einzahlen (in einigen Fällen Absolutbeträge). Lediglich 46 Prozent der Unternehmen bieten für Neueintritte weiterhin leistungsorientierte Pläne an. 

Die erreichbare monatliche Rente liegt bei leistungsorientierten Plänen im Durchschnitt bei acht Prozent des letzten Jahresgrundgehalts; 7,4 Prozent beträgt sie für Zusagen, die erst in den vergangenen fünf Jahren eingeführt worden sind. Dass Unternehmen bestehende risikoreiche, leistungsorientierte Pläne in weniger riskante Pläne überführen möchten – sogenanntes De-Risking –, beobachten wir bereits seit einigen Jahren. 

Kommunikation der bAV birgt Schwierigkeiten

Der mitunter wichtigste Aspekt für Unternehmen im Zusammenhang mit der bAV ist jedoch die interne Kommunikation und Verbreitung der bestehenden Angebote. Effektiv mit den Versorgungsberechtigten zu kommunizieren, ist essenziell, um Missverständnisse und Unzufriedenheiten zu vermeiden – und vor allem, um die gewünschte Nutzung und damit das Ziel der Mitarbeiterbindung zu erreichen. Die bAV kann ihren Beitrag zur Absicherung im Alter schließlich nur wirkungsvoll leisten, wenn Beschäftigte die Angebote frühzeitig in Anspruch nehmen und Beträge einzahlen.

Bei der Kommunikation haben viele Unternehmen jedoch enorme Schwierigkeiten. Obwohl sie ihren Mitarbeitenden eigentlich gute bAV-Angebote machen, beteiligen sich diese häufig nicht so rege daran wie erwünscht. So bieten zwar 72 Prozent der Unternehmen unter anderem die Möglichkeit zur Entgeltumwandlung an, doch diese Möglichkeit zur Absicherung im Alter nutzen meist weniger als 40 Prozent der Mitarbeitenden. 

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Ein wichtiger Grund ist, dass die in den Unternehmen verantwortlichen Personen die bAV-Angebote selbst nicht immer genau verstehen und ihre Inhalte dementsprechend nicht optimal vermitteln können. Die Frage in unserer Studie beispielsweise, ob in der beitragsorientierten bAV die Beiträge als Absolutbetrag oder als Prozentsatz des versorgungsfähigen Gehalts eingezahlt werden, konnten 23 Prozent der befragten Unternehmen nicht beantworten. Es überrascht also nicht, dass knapp drei Viertel der Unternehmen (74 Prozent) angeben, dass sie die Kommunikation mit Versorgungsberechtigten in Zukunft ohne Unterstützung nicht angemessen bewältigen können. 

Rechtliche und regulatorische Anforderungen an Einrichtungen der bAV verkomplizieren die Thematik zusätzlich. Nehmen wir als Beispiel den Durchführungsweg der Pensionskasse. Dies ist der am weitesten verbreitete Durchführungsweg der bAV in Deutschland, und auch in unserer Studie sagten die befragten Unternehmen, dass 47 beziehungsweise 52 Prozent der für Neueintritte offenen beziehungsweise geschlossenen Pläne über Pensionskassen abgewickelt werden. Die regulatorischen Anforderungen an die Pensionskassen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft.

Unternehmen benötigen anpassungsfähige bAV-Systeme

Aus unseren Studienergebnissen folgt, dass aufgrund der zunehmenden Komplexität der bAV auch der Anspruch an externe Anbieter von Verwaltungs- und Beratungsleistungen hoch ist und stetig wächst. Unternehmen wünschen sich deren Expertise, sie ist geradezu unerlässlich. Aus unserer Sicht empfehlenswert ist hier ein modularer Beratungsansatz, mit dem Unternehmen ihre bAV-Systeme optimal an ihre wirtschaftlichen und personellen Strategien anpassen können. 

Wichtig ist ebenfalls die Anpassungsfähigkeit an regulatorische Änderungen. Auf bAV spezialisierte Berater und Beraterinnen müssen Veränderungen stets antizipieren und Unternehmen vorausschauend helfen, Risiken zu mindern und Chancen im sich wandelnden Pensionsumfeld zu nutzen. Zudem muss sichergestellt sein, dass Pensionspläne stets alle regulatorischen, sich mitunter rasch ändernden Anforderungen erfüllen und dass sie wettbewerbsfähig bleiben. Auch hierzu ein bedenkenswertes Studienergebnis: Obwohl 96 Prozent der Unternehmen anerkennen, dass eine marktgerechte und wettbewerbsfähige bAV wichtig ist, vergleicht sich ein Drittel von ihnen nicht mit Wettbewerbern. 

Externe Fachleute können Unternehmen auch dabei unterstützen, die Kommunikation mit den Versorgungsberechtigten zu verbessern. Schulungen und Workshops beispielsweise dienen dazu, die Beschäftigte über die bAV zu informieren und komplexe Themen verständlich zu vermitteln. Dies stärkt das Vertrauen der Mitarbeitenden in die bAV und verdeutlicht ihnen, wie wichtig und wertvoll die bAV für ihre Alterssicherung ist, sodass sie im Ergebnis die Angebote oft häufiger nutzen. 

Die betriebliche Altersversorgung wirkungsvoll umsetzen

Insgesamt zeigt unsere Studie Betriebliche Altersversorgung 2024, vor welch immensen Herausforderungen die Unternehmen in Deutschland bei der betrieblichen Altersversorgung stehen. Sie haben zwar erkannt, wie wichtig die bAV und deren finanzielle Sicherung sind, bleiben bei der Umsetzung jedoch oftmals hinter ihren eigenen Erwartungen und Ansprüchen zurück. Dazu trägt insbesondere die zunehmende Komplexität der administrativen, rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen bei. Sie erfordert spezifisches Wissen, das Unternehmen jedoch wegen des Fachkräftemangels und des Ausscheidens der Babyboomer-Generation immer häufiger fehlt. 

Erheblich sind auch die Schwierigkeiten vieler Unternehmen, die oft komplexen Informationen zur bAV verständlich und transparent zu vermitteln – nicht zuletzt, weil das spezifische Wissen teilweise auch bei den bAV-Verantwortlichen selbst gering ist. Fest steht daher: Wollen Unternehmen den Wert ihrer bAV-Angebote besser verständlich machen, müssen sie in der Lage sein, ihre Mitarbeitenden gezielter und detaillierter über die einzelnen bAV-Leistungen zu informieren. Andernfalls bleibt die Nutzung bestehender Versorgungsangebote auch künftig hinter den Erwartungen zurück. Das wäre fatal, da die bAV dann dauerhaft ihre wichtigsten Ziele verfehlen würde: dass sie die langfristige Mitarbeiterbindung erhöht und einen wertvollen Beitrag zum deutschen Rentensystem leistet.


Dies ist ein Beitrag aus dem Sonderheft zur betrieblichen Altersversorgung, der mit Personalmagazin 12/2024 erschienen ist. Das gesamte Heft finden Sie hier.


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