Mindestlohn vernichtet Praktika
Knapp 600 Millionen Euro haben Unternehmen in Deutschland im Jahr 2015 für Praktikantenlöhne ausgegeben. Im Jahr 2012 beliefen sich diese Ausgaben noch auf 300 Millionen - bei gleicher Studentenzahl. Das sind Ergebnisse der Studie Bildungsinvestitionen der deutschen Wirtschaft, die vom Stifterverband zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) durchgeführt wurde. Grund für die gestiegenen Ausgaben ist die Einführung des Mindestlohns, der - soweit das Praktikum nicht verpflichtend vorgeschrieben ist - für alle Praktika greift, die länger als drei Monate andauern. (Lesen Sie hier, in welchen Fällen Praktikanten der gesetzliche Mindestlohn zu zahlen ist.)
Mindestlohn steigert Lohnniveau für Praktikanten
Die Mindestlohneinführung habe insgesamt zu einer signifikanten Erhöhung des Lohnniveaus für studentische Praktika geführt, berichtet das IW Köln. Als Reaktion auf die gestiegenen Praktikantengehälter hat jedes sechste Unternehmen Praktikumsplätze wegen des Mindestlohns abgebaut, nach Berechnungen des IW Köln sind von 2014 bis 2015 bis zu 53.000 Praktikumsplätze weggefallen. Dieser Einbruch sei vor allem auf große Unternehmen zurückzuführen, da diese hauptsächlich längere und mindestlohnpflichtige Praktika anbieten. Kleine und Mittelgroße Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern haben ihr Angebot an Kurz- oder Pflichtpraktika - bei denen der Mindestlohn nicht greift - aufrechterhalten.
Einer Umfrage von Clevis Consult zufolge hat sich die Anzahl der dreimonatigen Praktika, die vom Mindestlohn ausgenommen sind, sogar verdoppelt und stieg anteilig an der Gesamtzahl der Praktika in Deutschland von elf auf 21 Prozent.
Hüther: "Tendenz zu zweistufigen Praktika"
"Die Ergebnisse zeigen, Praktikum ist nicht gleich Praktikum. Wir erkennen eine Tendenz zu einer Zweiteilung des Praktikumsangebots“, resümiert Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. "Längere Praktika sind sehr gut bezahlt, bieten die Möglichkeit des eigenständigen Arbeitens, werden aber aufgrund der Kosten immer seltener angeboten. Bei Kurzpraktika unter zwölf Wochen haben die Praktikanten dagegen seltener die Möglichkeit, aufgrund der Kürze eigene Projekte zu übernehmen oder selbständig verantwortungsvoll zu arbeiten.“
Trotzdem bestätigten die Ergebnisse der Studie, so die Autoren, die Kernbotschaft der vergangenen Jahre: Die Verzahnung von beruflicher Praxis und akademischer Bildung ist ein Hauptanliegen der Unternehmen. Das zeige sich an den deutlich gestiegenen Investitionen in duale Studiengänge und Praktika ebenso wie an den Erwartungen an ein Hochschulstudium. Akademisches Fach- und Methodenwissen soll aus der Sicht der Unternehmen in einer Weise vermittelt werden, die sowohl die berufliche Einsetzbarkeit als auch die Entwicklung der Persönlichkeit fördert.
Stifterverband schlägt Reduzierung des Mindestlohns für Studentenpraktika vor
Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, nimmt die Ergebnisse der Studie zum Anlass, um darüber nachzudenken, wie mehr Studierende profitieren können, ohne dass weitere Praktikumsplätze bedroht sind: "Die Dauer und somit die Qualität eines Praktikums sollte nicht nach Vergütung festgelegt werden, sondern nach dem Praktikumsziel. Bei der Entlohnung wäre zu beachten, dass Praktika halb Lern- und halb Arbeitsphasen sind.“ Der Stifterverband empfiehlt daher, dass sich die Bezahlung am halben Mindestlohn oder alternativ am BAföG-Höchstsatz orientieren sollte.
Der Stifterverband empfiehlt, den #Mindestlohn für Studentenpraktika auf die Hälfte zu reduzieren.
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Zum Hintergrund der Studie: Die Studie Bildungsinvestitionen der Wirtschaft ist die größte Erhebung zu den Ausgaben der Wirtschaft für Hochschulen und Studierende in Deutschland. Sie wird seit 2009 im dreijährigen Turnus von Stifterverband und Institut der deutschen Wirtschaft Köln gemeinsam durchgeführt. An der Befragung nahmen 1095 Unternehmen im Zeitraum Februar bis Mai 2016 teil.
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