Kolumne Tech Matters

Was haben Fußballtaktik und HR-Arbeit gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Unser Kolumnist Thomas Otter schaut genauer hin und stellt dabei fest: Taktik, Technologie und Teamarbeit gehören auch in HR zu den Erfolgsfaktoren.

Fußballmetaphern können mitten in einem Turnier gefährlich sein - und ich schreibe dies am Tag bevor Deutschland gegen England spielt. Ich denke gerne an vergangene Sommer zurück. In meinem ersten Jahr in Deutschland hat Deutschland die EM im Wembley-Stadion gewonnen. Dank der WM habe ich noch immer das Lied der Sportfreunde Stiller im Ohr, wenn ich ein deutsches Trikot sehe. Ähnlich geht es mir mit dem Song „Three Lions“ von Lightning Seeds. Ich hoffe, dass wenn Sie dies lesen, der Spruch von Gary Lineker immer noch gültig ist:

„Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer* jagen 90 Minuten lang einem Ball hinterher und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“

In den letzten Jahren habe ich meinen Sohn im Teenageralter und seine Freunde beim FIFA-Spielen auf der Play Station gesehen. Während die lebensechte Grafik und die Leistung der Software bemerkenswert ist, hat mich überrascht, wie viel mehr Zeit, Gedanken und Spaß die Kinder beim Zusammenstellen der Teams haben. Die Aufstellung des Teams scheint ein Hauptbestandteil des Spaßes und die Basis für den Erfolg im Spiel zu sein - ebenso wie die Geschicklichkeit, es zu spielen.

Mit Management und Wissenschaft zum Teamerfolg

Fußball ist ein Mannschaftssport, und während Momente individueller Brillanz ein Spiel verändern können, kommt der Erfolg eines Teams aus der Arbeit an den kleinen Details. Innovationen kommen im fußballerischen Äquivalent zu ihren Prozessen. Klopps Gegenpressing, Cruyffs Tiki Taka, Barcelonas falsche Neun, der italienische Catenaccio. Manager und Taktiker entwickeln neue innovative Prozesse und arbeiten hart daran, den Spielern die gewünschte Verhaltensänderung einzuprägen. Das ist Wissenschaft und Managementkunst.

Wahrscheinlich mehr als jemals zuvor hat HR die Möglichkeit Prozesse zu überdenken, wie die Arbeit erledigt wird, wie sie organisiert wird und wer dies jeweils bewerkstelligen soll. Die Kombination aus Coronakrise und technologischem Fortschritt führt dazu, dass sich die Arbeit grundlegend ändert. Der Begriff „The Future of Work“ ist eher irreführend. Die Arbeit verändert sich direkt vor unseren Augen. Unternehmen, die jetzt Zeit und Mühe darauf verwenden zu experimentieren, zu lernen und neue Prozesse zu entwickeln, werden diejenigen sein, die gewinnen. Es ist an der Zeit, als HR aufzustehen, um gehört zu werden.

Auf Technologien setzen, die Teamarbeit unterstützen

Personalverantwortliche entscheiden bei der Durchsicht ihres Technologieportfolios in welche Lösungen sie investieren und welche sie aufgeben sollten. Das Spiel verändert sich und was vor ein paar Jahren funktionierte, ist vielleicht nicht mehr zweckdienlich. Stellen Sie Ihre früheren Annahmen in Frage. Wenn Sie sich die Technologie ansehen, fragen Sie sich, wie Ihnen diese hilft, ein besseres Team aufzubauen? Passt es zu der Strategie und Taktik, die Sie für Ihre neue Arbeitswelt benötigen? Die Taktiken, die Sie 2018 verwendet haben, werden jetzt nicht funktionieren, daher wäre es ein schwerwiegender Fehler anzunehmen, dass Ihre Technologieanforderungen statisch bleiben. Stammspieler sollten nicht davon ausgehen, dass sie ihren Platz behalten. Thomas Müller musste hart kämpfen, um seinen Platz zurückzuerobern.

Remote Work größer denken und einen Rahmen schaffen

Hier ein Beispiel, um Ihre Definition von Remote-Arbeit in Frage zu stellen: Anstatt zu fragen, ob eine Arbeit von zu Hause aus erledigt werden kann, fragen Sie das Gegenteil. Fragen Sie, welche Arbeit von einem Büro aus erledigt werden muss. Und hinterfragen Sie dann die Definition was Heimat bedeutet. Viele Gedanken über Remote-Arbeit wurden von Menschen formuliert, die von ihrem derzeitigen Zuhause aus arbeiten, aber wenn Sie darüber nachdenken, ist diese Annahme falsch.

Was passiert, wenn ein wichtiger Mitarbeiter, der remote arbeitet, beschließt, nach Island zu ziehen und von dort aus zu arbeiten? Durchdenken Sie die Auswirkungen aus arbeitsvertraglicher, vergütungs- und verwaltungstechnischer Sicht. Können Ihre aktuellen Systeme und Prozesse damit umgehen? Kühn gefragt: Können Sie die Prozesse und Systeme aufbauen, die es Ihrem Unternehmen ermöglichen, erfolgreich zu sein? Wenn Sie es nicht können, wird es ein anderer tun. Wie beim Fußball reichen die richtige Taktik und Strategie nicht aus, man muss auch den Geist und die Kultur aufbauen. Helfen oder behindern die Tools, die Ihnen zur Verfügung stehen, die Kultur Ihres Unternehmens zu fördern?

*Was mich bei diesem Turnier sehr beeindruckt hat, zumindest bei der deutschen TV-Berichterstattung, ist der starke Zuwachs an weiblichen Kommentatoren. Ex-Spielerinnen, die sich auskennen und keine Angst haben, es direkt zu sagen. Vielfalt funktioniert.


Thomas Otter ist Gründer von Otter Advisory und berät große und kleine Unternehmen, Investoren und HR-Tech-Anbieter. Zuvor leitete er das Produkt-Management bei SAP Success Factors und war Research Vice President bei Gartner für HR Tech. Das Zusammenspiel von HR und Technologie fasziniert, desillusioniert und inspiriert ihn immer wieder.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, HR-Software