Kolumne E-Learning: Von der Un-Konferenz zur Un-Uni

Was tut sich auf dem E-Learning-Markt? Welche neuen Trends und Angebote gibt es? Unsere E-Learning-Expertin Gudrun Porath beleuchtet in ihrer monatlichen Kolumne das Thema "E-Learning". Heute: Wie Unternehmen das Konzept von Un-Uni TV nutzen können.

Die einzige Voraussetzung, sich an einer Un-Konferenz zu beteiligen, ist Interesse und Engagement. Jetzt soll das Prinzip auch die Bildung für Selbstständige im Internet revolutionieren. Mit Un-Uni TV geht eine neue Video-Bildungsplattform für diese Zielgruppe an den Start.

Universitäten verwöhnen ihre Studenten mit E-Learning-Kursen, Unternehmen setzen mehr denn je auf Social Learning, um der Generation Y unter den Mitarbeitern gerecht zu werden. Doch wer kümmert sich um die ständig wachsende Schar der Selbstständigen? Zumindest die internetaffinen unter ihnen sollten bei der Bildungsplattform " Un-Uni TV" eine neue Heimat finden. Die Initiatorin Anja C. Wagner, Berlin, greift damit auf ein Projekt zurück, das ursprünglich im universitären Kontext durchgeführt wurde.

Gründungsarbeit im sozialen Netzwerk

Zusammen mit  einer  Gruppe von rund 80 Mitstreitern wurde es jetzt im sozialen Netzwerk Google Plus wieder belebt. Das Besondere von Google Plus ist, dass jedes Mitglied darauf mit anderen Menschen in Form von kleinen Videokonferenzen in Verbindung treten kann, ohne weitere Technik auf dem Rechner installieren zu müssen. Diese "Google Hangouts", so der Name dieses Tools, bilden zunächst die technische Grundlage von Un-Uni TV. Der Name leitet sich übrigens aus dem Begriff "Un-Konferenz" ab. Typisch für eine Un-Konferenz (oder Barcamp) ist, dass sich daran alle Interessierten einbringen können, indem sie Inhalte liefern oder einfach nur Angebote konsumieren. So soll es auch bei dieser neuen, gemeinnützigen Bildungs-Videoplattform im Internet sein.

Das Konzept von Un-Uni TV besteht aus drei Ebenen

  • Erste Ebene: Kennenlernen und Experten finden

    Der Betrachter der Webseite ununi.tv sieht eine Video-Plattform, auf der sich die Mitglieder der ununi.tv-Community per Google-Hangouts mit ihren Kompetenzen präsentieren. Dieses Angebot ist kostenlos.

  • Zweie Ebene: Kollaboration einüben

    Der Mitglieder-Bereich soll als eine Art Learning Community funktionieren, in der die Mitglieder  in den Bereichen Social Media, Visual Literacy und Video Conferencing voneinander lernen, sich austauschen und neue Formate entwickeln. Dafür wird ein Beitrag von zunächst zehn Euro monatlich erhoben, der entfällt, sobald man selbst ein öffentliches Live-Video im Monat anbietet.

  • Dritte Ebene: Online-Kurse buchen

    Die dritte Ebene bilden Kurse, die über den "Edu-Shop" der Seite verkauft werden. Aktuell handelt es sich dabei um einen Kurs in Projektarbeit, den vier ununi.tv-Mitglieder gestalten, wobei jeder einen bestimmten, eigenen Bereich von Tools bis Methoden übernimmt.

Verblüffend an dieser "Mitmach-Uni für Erwachsene im Internet" (Un-Uni TV) ist die Dynamik und die Zielstrebigkeit, mit der sich das Projekt aus der Google-Plus-Gruppe heraus entwickelt hat. Über Hangouts und Posts hat sich ein Team gebildet, das die Idee so weiterentwickeln und konkretisieren konnte, dass sie in Medien von "Computerbild" bis "T3N" ein Echo fand und jetzt immerhin eine Anschubfinanzierung von 25.000 Euro erreicht hat.

Vorbildfunktion für Unternehmen

Unternehmen sollten sich Un-Uni TV aus drei Gründen näher ansehen: Erstens ist das Projekt ein Modell dafür, wie man eine Learning Community gezielt aufbauen kann. Zweitens zeigt es, wie sich Social Learning durch Videodokumentationen institutionalisieren lässt und drittens werden  hier mit vergleichsweise einfachen Mitteln bedarfsgerechte Lerninhalte produziert, die ankommen.