Führung mit Emotionen: Leadership macht Freude

Der Unterschied zwischen Managern und Leadern? Die Emotionen. Mitreißen und inspirieren sind nicht die Kernkompetenzen des Managers. Eine Umfrage zeigt nun, dass inzwischen für die meisten Führungskräfte Emotionen dazu gehören – und sie fühlen sich wohl dabei.

Der "Hernstein Management Report 2019" geht der Frage auf den Grund, wie es um die Leadership Skills im heutigen Wirtschafts- und Berufsleben steht. Die Ergebnisse zeigen: Emotio­nen passen in das Führungs­ver­ständ­nis der 1.530 befragten Führungskräfte: 70 Prozent sehen sich – zumindest eher – als emotionale Führungskraft.

Freude und Emotion in der Führung: beides gegeben

In ihrer Rolle fühlt sich die Mehrheit der Führungskräfte wohl: Auf einer Skala von 1 bis 100, 1 bedeutet "Führung macht mir nie Freude" und 100 steht für "Führung macht mir immer Freude", liegt der Mittelwert mit 78,5 deutlich im oberen Bereich. Je länger die Befragten schon in einer Führungsrolle tätig sind, desto höher ist ihr Wert. Die Erfahrung im Umgang mit Mitarbeitern und das Wissen um die Anforderungen in der Führungsarbeit erhöhen offenbar die Motivation und Zufriedenheit.

"Bemerkenswert in diesem Hernstein Management Report ist, dass die Faktoren Freude und Emotion im Leadership wirklich stark präsent sind," analysiert Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Institut für Management und Leadership, den aktuellen Report. Die Freude steige mit der Erfahrung an, Leadership Skills bildeten sich über die Jahre heraus. Unterstützt werde diese Entwicklung durch ständige Arbeit an sich selbst,  Kreitmayer kommt zu dem Schluss: "Führung darf Freude machen."

Emotionen der Mitarbeiter: Umgang muss noch geübt werden

Allerdings ist der Umgang mit Emotionen der Mitarbeiter für einige Führungskräfte noch ein Lernfeld: Immerhin 32 Prozent der Befragten sagen, dass sie mit den Gefühlen ihrer Mitarbeiter nicht gut umgehen könnten. 68 Prozent widersprechen dieser Aussage.

Die eigenen Mitarbeiter sind jedenfalls die wichtigste Führungsaufgabe im Tagesgeschäft: 14 Prozent der Führungskräfte sehen ihre Mitarbeiter als wichtigste Aufgabe, gefolgt von Organisationsfragen (neun Prozent) sowie fachlichen Anforderungen, Motivations- und Dis­zi­pli­nar­aspekten und dem Arbeitsdruck mit jeweils sieben Prozent. Mit steigender Unternehmensgröße gewinnt das Thema Mitarbeiter weiter an Bedeutung.

Emotionen spielen aber auch im Ent­schei­dungs­verhalten eine Rolle: 25 Prozent verlassen sich "in gewissen Situationen" sehr auf ihr Bauchgefühl, weitere 53 Prozent eher. Das widerspricht den nötigen Analyse-Kompetenzen von Managern und könnte erklären, warum 41 Prozent angeben, dass Emotionen und Führung eigentlich nicht zusammenpassen.

Hierarchien weit verbreitet, trotzdem flexibel

Die Studienautoren haben auch danach gefragt, wie hierarchisch die Unternehmen aufgestellt sind: 56 Prozent der Führungskräfte in Österreich und Deutschland meinen, dass ihre Unternehmen hie­rar­chisch strukturiert sind. Unter 40-Jährige sehen ihr Unternehmen als mehr Hierarchie orientiert an als solche über 40. Die Mehrheit der Führungskräfte akzeptiert diesen Status auch: 29 Prozent meinen, sie seien mit der Hierarchie im Unternehmen absolut einverstanden, weitere 53 Prozent eher einverstanden.

Dabei kann Hierarchie offenbar gut mit Flexibilität einhergehen. Drei Viertel sehen ihr Unternehmen als flexibel und anpassungsfähig an, in Bezug auf die eigene Abteilung oder das eigene Team sind es sogar 88 Prozent. Für ausdrücklich "starr" halten nur vier Prozent der Führungskräfte das eigene Unternehmen, die eigene Abteilung oder ihr Team halten nur ein Prozent für starr.

Agilität als Führungsstil angekommen

Zum Selbstbild der Flexibilität passt, dass ein Drittel der Führungskräfte (33 Prozent) den eigenen Füh­rungs­stil als sehr agil einschätzt, weitere 58 Prozent als eher agil. Agilität ist als Attribut folglich nicht nur im Projektmanagement, sondern auch im regulären Führungsverhalten angekommen. Je höher die Funktion im Unternehmen ist, desto stärker ausgeprägt ist das Agilitätsverständnis: Während unter den Inhabern von Unternehmen 43 Prozent ihren Stil als „sehr agil“ bezeichnen, sind es unter den Mitgliedern des unteren Managements nur 28 Prozent.

Über die Studie „Hernstein Management Report“

Das Hernstein Institut für Management und Leadership erhebt seit über 20 Jahren den „Hernstein Management Report“, um ein jährliches Stimmungsbild unter Führungskräften und Unternehmern in Österreich und Deutschland zu erfassen. Befragungszeitraum für die aktuelle Ausgabe war April 2019. Es wurden 1.530 Führungskräfte sowie Unternehmer, davon 586 in Österreich und 944 in Deutschland, per Online-Fragebogen befragt.

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