Führung: Auf der Suche nach neuen Organisationsformen

Klassische Organisationsformen stoßen schon länger an ihre Grenzen. Drei Open-Source-Initiativen wollen das Wissen aller nutzen, um ein neues Führungssystem zu finden. Kommunikations-Experte Patrick Maloney stellt sie vor.

Wirft man einen Blick in Fachzeitschriften, in das Programm führender Konferenzen der HR-Zunft oder auf einschlägige Internetseiten, so entsteht schnell der Eindruck, dass alles der Devise des deutschen Hip-Hoppers Peter Fox zu folgen scheint: „Wenn‘s dir nicht gefällt, mach neu.“

New Work: Hauptsache neu und anders

Was in den Neunzigern die New Economy war, ist heute New Work oder New Leadership. Hauptsache neu und anders. Darüber besteht weitgehend Einigkeit, denn das herkömmliche Verständnis von Organisationen und ihrer Führung kommt angesichts der Digitalisierung, zunehmender Marktdynamik und stark ansteigender Komplexität an ihre Grenzen. Auch die Menschen in Organisationen sind immer weniger dazu bereit, sich bevormunden und kontrollieren zu lassen; stattdessen wollen sie Verantwortung übernehmen und gestalten können. Doch darauf sind die gängigen Management- und HR-Instrumente nicht ausgelegt. Sie basieren auf einem anderen Menschenbild und setzen ein stabiles, berechenbares Umfeld voraus. Es ist also höchste Zeit für etwas Neues.

Das Führungssystem der Zukunft

Doch wofür genau? Hier scheiden sich die Geister. Während die einen die von Algorithmen und Big Data beherrschte Organisation herbeireden, träumen die anderen von demokratischen Unternehmen mit mitarbeiterzentrierten Führungssystemen. Während der eine New-Work-Apologet die Sozialtechnik Management für tot erklärt, glaubt ein anderer Vordenker an ein fruchtbares Miteinander von klassischer Hierarchie und Netzwerkstruktur. 

Neue Organisationsformen: Agile Organisation, Holokratie, demokratisches Unternehmen

In den Unternehmen wird viel experimentiert. Neue Organisationsformen wie die agile Organisation oder die Holokratie werden erprobt. Einige Unternehmen lassen ihre Führungskräfte von den Mitarbeitern wählen, andere schaffen sie gleich ganz ab. Auch das Personalmanagement wird auf den Kopf gestellt: Mitarbeitergespräche werden abgeschafft und die Einstellung neuen Personals überlässt man besser nicht mehr der HR-Abteilung, sondern kümmert sich stattdessen in der Linie selbst darum. Diese Führungsexperimente beschränken sich nicht mehr nur auf einige Start-ups im IT-Umfeld, sondern haben inzwischen auch große Unternehmen erfasst. Es ist also viel in Bewegung.

Das Wissen aller nutzen

Doch solange noch keine echte Alternative zum hierarchischen Management besteht, bleibt Unternehmen wohl nur, mit neuen Ansätzen zu experimentieren. Parallel dazu bietet es sich an, das Wissen, die Erfahrung und die Ideen möglichst vieler zu nutzen, um gemeinsam das Führungssystem der Zukunft zu erarbeiten. Genau diese Idee machen sich drei Initiativen zunutze, die ich im Folgenden gerne kurz vorstellen möchte.