Erfahrungswissen im E-Learning weitergeben

Der Digitalpakt Schule ist verabschiedet und der systematische Einsatz digitaler Medien kann losgehen. Die Schulen stehen nun vor ähnlichen Herausforderungen wie sie auch Unternehmen bewältigen mussten. Kolumnistin Gudrun Porath findet, die Unternehmen sollten mit ihrem Erfahrungswissen weiterhelfen.

Die Diskussion, ob Kinder digitale Medien zum Lernen nutzen sollten oder können, hat sich eigentlich überholt. Die Jugendlichen sind längst dazu übergegangen, sich ihre Fragen zu Mathematik oder Fremdsprachen per Youtube, Google oder Übersetzungsprogrammen wie Pons selbst zu beantworten. Informationen aus dem Internet beschaffen – das können sie und tun es auch. Jetzt aber soll System in die ganze Sache kommen. Schulen sollen Konzepte zur Digitalisierung erstellen, damit sie das Geld aus dem Digitalpakt abrufen können.

Schulen sollen Fachkräfte für das digitale Zeitalter ausbilden

Der Druck zu handeln kommt aus verschiedenen Richtungen. An der Uni und in der Ausbildung werden Excel-Kenntnisse  vorausgesetzt, Videotechnologie (gemeint sind die teilweise immer noch gerne von Lehrern genutzten VHS-Kassetten) läuft aus, Eltern wollen endlich digitales Lernen oder eben nicht, bei den Lehrenden ist es ähnlich. Schließlich gilt es, die zukünftigen Fachkräfte für eine zunehmend digitale Wirtschaft heranzubilden.

Nun ist es nicht so, dass die Schulen gar keine Erfahrungen mit digitaler Technologie haben. Viele Schulträger haben bereits vor Jahren in teure Smartboards investiert, jedoch waren viele Lehrende darauf nicht ausreichend vorbereitet. Statt die Technologie auszureizen, wurde und wird sie deshalb vielfach nur als Filmleinwand genutzt. Ersatzteile sind teuer oder gar nicht mehr zu bekommen, Updates nerven. Hauptberufliche Administratoren, die sich mit nichts anderem als der vorhandenen Lerntechnologie beschäftigen, gibt es nicht. Diese Aufgabe sollen die Lehrenden auch noch wuppen.

Große Herausforderung und knappes Budget für E-Learning

Immerhin, wie im Unternehmen, gibt es interessierte Lehrkräfte/Trainer, die durchaus Engagement zeigen und auch vorbereitet sind. Dennoch ist die Herausforderung groß. Denn selbst wenn die pädagogischen Konzepte da sind, die meisten Schulbücher auch in einer elektronischen Fassung zur Verfügung stehen und endlich der Glasfaser-Gigabit-Anschluss die große weite Welt des Internets in die Schule bringt, bleibt das Geld knapp.

Eine öffentliche Schule ist kein Wirtschaftsunternehmen und was sich in der Summe nach viel Geld anhört, ist heruntergebrochen auf den einzelnen Schüler und die entstehenden Folgekosten nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine Ausstattung aller Schüler mit digitalen Endgeräten, um etwa gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen, ist utopisch. Im Projekt Bildungscloud in Niedersachsen zum Beispiel hat man deshalb vorsorglich den "Bring Your Own Device"-Ansatz (BYOD) "grundlegend" festgeschrieben.

"Alte Hasen" können Hilfe im E-Learning bieten

Unternehmen, die früh damit angefangen haben, ihre Weiterbildungsbemühungen um digitale Strategien zu ergänzen, haben Erfahrungen gemacht, von denen auch Schulen profitieren können. Etwa, nicht einfach auf den Zug aufzuspringen, sondern anhand einer Bestandsaufnahme und Zielsetzung ganz genau hinzuschauen, wo und in welcher Form E-Learning sinnvoll ist. Das Rad neu zu erfinden, weil Schule eben Schule ist und kein Unternehmen, oder sich nur auf die Strategen der Technologie-Anbieter selbst zu verlassen, erscheint mir keine gute Lösung.

Wenn die Schulen nicht selbst darauf kommen, bei Ihnen anzufragen: Bieten Sie als E-Learning-Experte doch einfach ihr Erfahrungswissen als Hilfestellung an. Sie befassen sich doch seit Jahren mit (digitalen) Lernstrategien. Ich bin sicher, Sie können weiterhelfen und neuen Schwung in die Schulen bringen - Fachkräftesicherung inklusive.


Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Haufe-Zeitschrift "wirtschaft + weiterbildung" die Trends auf dem E-Learning-Markt.