Digitalisierungsindex der deutschen Wirtschaft

Der Digitalisierungsindex fiel 2023 im Vergleich zum Vorjahr sogar geringfügig ab von 110,5 auf 108,6 Punkte. Der Index wird vom IW Köln im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erhoben und misst den Digitalisierungsgrad der Wirtschaft am Standort Deutschland mithilfe von 36 Indikatoren, die verschiedene Dimensionen der Digitalisierung abbilden.

Die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland stagniert weiterhin. Das zeigt der Digitalisierungsindex des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Zusammenarbeit mit dem IW Köln. Der Indexwert fiel 2023 von 110,5 auf 108,6 Punkte. Nach dem starken Anstieg im Jahr 2021 kann seither eher von einer Seitwärtsbewegung der Digitalisierung gesprochen werden.

Digitalisierungsunterschiede zwischen Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen verringern sich

Große Unternehmen, die IKT-Branche, die Bundeslandgruppe Süd (Baden-Württemberg und Bayern) und der Regionstyp Stadt sind wie auch im Vorjahr mit deutlichem Abstand Digitalisierungsvorreiter. Kleine Unternehmen sowie die Branchengruppe Baugewerbe, Ver- und Entsorgung haben analog zum Jahr 2022 den größten Aufholbedarf. Allerdings rücken die Branchengruppen, Unternehmensgrößenklassen und Regionstypen enger zusammen. Digitalisierungsunterschiede verringern sich und die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft gewinnt an Homogenität.

Die Wirtschaft ist weiterhin von Inflation, Lieferkettenschwierigkeiten, Energiekrise und fortwährenden Unsicherheiten betroffen. Eine stärkere Digitalisierung stellt in der derzeitigen Krisensituation allerdings für viele Unternehmen kein unmittelbares Instrument dar, um die Krise zu bewältigen oder um kurzfristig die negativen Auswirkungen abzufedern – wie es beispielsweise in der Corona-Pandemie der Fall war.

Welche Indikatoren in den Digitalisierungsindex einfließen

Der Digitalisierungsindex misst den Stand der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland mithilfe von 36 Indikatoren, die jeweils verschiedene Dimensionen der Digitalisierung abbilden. Die 36 Indikatoren verteilen sich auf zwei Subindizes: unternehmensinterne und unternehmensexterne Faktoren. Diese beiden Subindizes beinhalten jeweils fünf Kategorien. Zum unternehmensinternen Subindex gehören die Kategorien Prozesse, Produkte, Geschäftsmodelle, Qualifizierung und Forschungs- und Innovationsaktivitäten. Die Kategorien Technische Infrastruktur, administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen, Gesellschaft, Humankapital und Innovationslandschaft zählen zum unternehmensexternen Subindex.

Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft stagniert

Alle 36 Indikatoren zusammen zeigen damit ein umfassendes Bild des Status quo der Digitalisierung von Unternehmen sowie des Umfelds, in dem diese aktiv sind. Aggregiert ergeben die Indikatoren einen Indexwert für die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland insgesamt. Dieser Wert wurde für das erste Berichtsjahr 2020 auf 100 Punkte normiert und liegt nun bei 108,6 Punkten (Vorjahr 110,5 Punkte).

Nachdem sich in den Jahren 2021 und 2022 noch die unternehmensexternen Kategorien als Treiber der Digitalisierung ausmachen ließen, zeigen sich im Jahr 2023 sowohl bei den Rahmenbedingungen als auch bei den unternehmensinternen Kategorien insgesamt keine Zuwächse. Im Durchschnitt verlieren die unternehmensinternen Kategorien 1,0, die unternehmensexternen Kategorien 2,6 Punkte.

Qualifizierung mit stärkstem Zuwachs, Humankapital verzeichnet größten Rückgang

Den stärksten absoluten Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2022 verzeichnet die unternehmensinterne Kategorie Qualifizierung. Sie bildet ab, inwieweit notwendige Digitalisierungskompetenzen in den Unternehmen vorhanden sind oder aufgebaut werden. Der Kategorienwert steigt um 9,9 Punkte auf 97,4 Punkte.

Den stärksten Rückgang zeigt die unternehmensexterne Kategorie Humankapital. Ihr Wert sinkt von 112,6 auf 95,7 Punkte. Ursache ist analog zum Rückgang im Vorjahr die sich vergrößernde Fachkräftelücke (offene Stellen abzüglich passend qualifizierter Arbeitsloser) in Digitalisierungsberufen.

Digitalisierung nach Branchen: Spitzenreiter verbuchen Rückgang

Auf der Ebene der sieben Branchengruppen zeigt sich ebenfalls eine Stagnation der Digitalisierung. Der Branchendurchschnitt nimmt von 107,6 Indexpunkten im Jahr 2022 auf 105,1 Punkte im Jahr 2023 leicht ab. Große Verschiebungen in der Digitalisierungsstruktur der Branchen gibt es auch 2023 nicht.

Spitzenreiter bei der Digitalisierung bleibt auch im Jahr 2023 die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT-Branche). Sie erreicht einen Indexwert von 293,1 Punkten. Gegenüber dem Vorjahr erfährt die IKT-Branche mit einem Minus von 8,7 Punkten den stärksten Rückgang aller Branchengruppen. Den stärksten Zuwachs verzeichnet das Sonstige Verarbeitende Gewerbe mit einem Plus von 3,9 Punkten. Hier steigt der Indexwert von 72,9 Punkten im Jahr 2022 auf 76,7 Punkte im Jahr 2023.

Schlusslicht bei der Digitalisierung bleibt auch im Jahr 2023 die Branchengruppe Baugewerbe, Ver- und Entsorgung mit 67,2 Punkten.

Digitalisierung nach Unternehmensgrößenklassen

Auf der Ebene der drei Unternehmensgrößenklassen stagniert die Digitalisierung im Jahr 2023 ebenfalls. Insgesamt unterscheiden sich die Digitalisierungsgrade nach Unternehmensgrößenklassen weiterhin sehr stark. Der Durchschnitt der Unternehmensgrößenklassen sinkt um einen Punkt auf 104,7 Punkte.

Große Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten verlieren das zweite Jahr in Folge Indexpunkte. Sie bleiben allerdings die am stärksten digitalisierte Unternehmensgrößenklasse mit 191,8 Punkten im Jahr 2023 im Vergleich zu 201,8 Punkten im Jahr 2022.

Mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten verzeichnen nach Zuwächsen im Vorjahr einen leichten Rückgang der Digitalisierung. Ihr Indexwert sinkt von 124,0 Punkten auf 122,3 Punkte im Jahr 2023.

Der Indexwert der kleinen Unternehmen mit 1 bis 49 Beschäftigten bleibt nahezu konstant bei unterdurchschnittlichen 94,5 Punkten im Jahr 2023 gegenüber 94,8 Punkten im Jahr 2022.

Digitalisierung nach Bundeslandgruppen

Auf der Ebene der vier Bundeslandgruppen zeigt sich das zweite Jahr in Folge eine Stagnation der Digitalisierung. Der Bundeslandgruppendurchschnitt sinkt von 116,3 Punkten im Jahr 2022 auf 111,9 Punkte im Jahr 2023. Nachdem sich im Vorjahr der absolute Abstand zwischen der am stärksten und der am schwächsten digitalisierten Bundeslandgruppe noch verringerte, wächst der Abstand im Jahr 2023 an.

Die einzige Bundeslandgruppe mit einem leichten Digitalisierungszuwachs ist die Bundeslandgruppe Nord (Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein). Ihr Indexwert steigt von 104,1 Punkten im Jahr 2022 auf 104,5 Punkte im Jahr 2023 und klettert damit im Ranking von Platz vier im Jahr 2022 auf Platz zwei im Jahr 2023.

Die am schwächsten digitalisierte Bundeslandgruppe ist im Jahr 2023 die Bundeslandgruppe Ost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen). Sie verliert 10,7 Indexpunkte und kommt auf insgesamt 98,6 Punkte.

Stark überdurchschnittlich bleibt die Bundeslandgruppe Süd (Baden-Württemberg und Bayern) mit 129,6 Indexpunkten. Sie verzeichnet einen leichten Rückgang von 2,2 Punkten und belegt damit weiterhin den ersten Rang.

Die Bundeslandgruppe West (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland) verliert 6,2 Indexpunkte. Aus 110,6 Indexpunkten im Jahr 2022 werden 104,4 Punkte im Jahr 2023. Damit belegt die Bundeslandgruppe West den dritten Platz.

Digitalisierung nach Regionstypen

Auch auf der Ebene der zwei Regionstypen kommt es im Jahr 2023 zu einer Stagnation im Digitalisierungsindex. Insgesamt sinkt der Durchschnitt der Regionstypen von 118,7 Indexpunkten im Jahr 2022 auf 112,4 Punkte im Jahr 2023. Der absolute Abstand zwischen den Indexwerten der Regionstypen Stadt und Land sinkt dabei auf das niedrigste Niveau seit 2020. (Anmerkung: In den bisherigen Indexerhebungen wurden fünf Regionstypen betrachtet, die fortan zu den Gruppen Stadt und Land zusammengefasst werden).

Der Regionstyp Stadt verzeichnet im Jahr 2023 erstmalig einen leichten Digitalisierungsrückgang. Der Indexwert sinkt um 8,3 Punkte auf 130,3 Punkte. Nichtsdestotrotz bleiben Städte mit einem Abstand von 28,5 Punkten zum Indexwert des Regionstyps Land Vorreiter in der Digitalisierung.

In ländlichen Räumen kommt es zu einem Rückgang der Digitalisierung, der allerdings mit einem Minus von 4,8 Punkten gegenüber dem Jahr 2022 etwas geringer ausfällt als in Städten: Der Indexwert der ländlichen Räume fällt von 106,7 Punkten im Jahr 2022 auf 101,9 Punkte im Jahr 2023.

Digitalisierung in Deutschland: Digitalisierungsindex und D21-Digital-Index

Neben dem "Digitalisierungsindex", der den Grad der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland misst, gibt es noch den "D21-Digital-Index", der den Digitalsierungsgrad der Gesamtgesellschaft unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht (zum Beispiel digitale Bildung, digitale Teilhabe, digitale Nachhaltigkeit).


Das könnte Sie auch interessieren:

Wie KI den Arbeitsalltag von HR in Zukunft prägt

Hoher Bedarf an Digitalschulungen für Silver Worker

Wie Technologie die HR-Bereiche entlastet


Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung