Dach 30 stellt Standards für Agilität im Unternehmen vor

Die Arbeitsgruppe "DACH 30", also die Vertreter von 30 Großunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat Mindeststandards für Agilität formuliert. Dadurch sollen agile Methoden einheitlich im Unternehmen implementiert und weiterentwickelt werden. Zu den Unterstützern zählen Unternehmen wie Bosch, Rewe und die Telekom.

Es fehlt an einheitlichen Standards für agile Kompetenzen. Das jedenfalls meint die Arbeitsgruppe DACH 30 und hat daher ein Manifest vorgelegt. Die Gruppe möchte so die Anwendung agiler Methoden in großen Unternehmen besser abstimmen. Die bisherigen Prozesse im Zusammenhang mit agilen Methoden, beispielsweise die Rezertifizierungen zum Scrum Master oder Product Owner, die alle zwei Jahre anstehen, reichen den Initiatoren der neuen Standards nicht aus.

Arbeitspapier formuliert dreistufige Lernentwicklung

In dem Papier, das unter einer Creative-Commmons-Lizenz veröffentlicht wurde und somit jedem zur Verwendung zur Verfügung steht, sind vier Rollen beschrieben und jeweils ein dreistufiger Lernprozess vorgesehen.

Dieser Lernprozess orientiert sich an dem Prinzip „Shuhari“ aus dem Japanischen: Die erste Stufe („Shu“) besteht im Lernen durch Nachahmung. Dabei herrscht eine starke Bindung an den eigenen Mentor und an bestehende Vorbilder. Im zweiten Schritt („Ha“) geht es um die Variation und Anpassung des Gelernten an die eigenen Bedürfnisse. Der dritte Schritt ist die feste Verankerung der erarbeiteten Grundprinzipien und darauf aufbauend deren Weiterentwicklung.

Die drei Stufen werden von der Arbeitsgruppe auf vier Rollen übertragen. Die Rollenbezeichnungen „Führungskraft“, „Umsetzungsteam“, „Value-Verantwortung“ und „Team-Facilitator“ lösen sich dabei bewusst von einzelnen Methoden, damit sie auf unterschiedliche Settings anwendbar sind. Die Rollen der gängigen Methoden (etwa von Scrum) können in den vier Rollen verortet werden, sagt die Arbeitsgruppe. Ein Scrum-Master kann sich in diesem Rollenverständnis zum Beispiel als Team-Facilitator verstehen.

Kompetenzmatrix beschreibt Entwicklungsstufen der einzelnen Rollen

Das Manifest beschreibt außerdem konkrete Anforderungen an Kompetenzen und Werte, die von den vier Rollen auf den drei Entwicklungsstufen erwartet werden. Beispielsweise beginnt die Entwicklung eines Team-Facilitators mit der Anwendung der Grundlagen von agilen Methoden und der Arbeit mit einem Team. Dazu gehört unter anderen, dass der Team-Facilitator Probleme erkennt und behandelt, agile Methoden kennt und Meetings moderiert.

Sind diese und weitere Kompetenzen erlangt, kann sich der Team-Facilitator auf der zweiten Ebene der nachhaltigen Entwicklung des Teams widmen. In diesem sollen unter anderem verschiedene Methoden angewandt oder entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen gesteuert werden. Auf der dritten Entwicklungsebene des Team-Facilitator besteht das Ziel, die Organisation insgesamt zu einem agilen Unternehmen zu entwickeln. Dabei kommt es dem Anforderungskatalog zufolge unter anderem darauf an, auf Methoden- und Systemebene coachen, Skalierungsmethoden auf übergreifenden Ebenen umsetzen und Teams an unterschiedlichen Orten entwickeln zu können.

Für jede der Rolle werden in dieser Weise Kompetenzen für alle drei Stufen formuliert. Die so entstehende Kompetenzmatrix soll auf Großunternehmen zugeschnitten sein und diese bei der Entwicklung agiler Organisationsstrukturen unterstützen: „Das Ziel der Initiative ist es, Unternehmen ein Kit an die Hand zu geben, das Transparenz und Vergleichbarkeit schafft“, sagt Constanze Rieß vom Beratungsunternehmen Borisgloger Consulting, welches an der Arbeitsgruppe beteiligt ist.

Die Arbeitsgruppe: 30 Unternehmen aus der D-A-CH-Region

Schon seit 2016 tauschen sich die Mitglieder der DACH-30-Gruppe regelmäßig zur Implementierung agiler Methoden aus. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Vertretern verschiedener börsennotierter Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter anderem der SAP,  BASF und Swisscom zusammen, weitere Vertreter kommen beispielsweise von Adidas und von Volkswagen. Im Austausch entwickelten die Unternehmensvertreter die nun veröffentlichten Mindeststandards. „Die beteiligten Firmen sind Vorreiter, indem sie die agilen Standards zunächst selbst implementieren.“ Die Intention sei, dass darauf hin andere Unternehmen nachziehen, sagt Rieß.

Die Mindeststandards stehen unter next-level-working.com zum Download bereit.


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