In den letzten Jahrzehnten werden Männer durch die zunehmende Erwerbstätigkeit der Frauen teilweise von ihrer Rolle als alleiniger Ernährer entlastet, gleichzeitig mangelt es in der Gesellschaft noch an Akzeptanz für eine stärkere Übernahme der Familienaufgaben durch die Väter. Dabei unterliegt gerade die Vaterrolle in der derzeitigen Elterngeneration einem starken inneren Wandel: Die "neuen" Väter nehmen intensiver am Familienleben teil. Immer mehr äußern den Wunsch, einen Teil der Elternzeit zu übernehmen oder versuchen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und/oder ältere Angehörige zu pflegen bzw. größere private Freiräume für sich selbst zu schaffen, z. B. für Weiterbildungen.
An den Fakten zeichnet sich diese Tendenz allerdings nur langsam ab: Während etwa ein Drittel der erwerbstätigen Frauen in Deutschland weniger als 35 Stunden pro Woche arbeitet, tun dies nur zwei bis 3 % der Männer – dabei würden 27 % der Männer gerne 21 bis 36 Stunden arbeiten.
Väter nutzen zwar immer mehr die neuen Möglichkeiten…
Bei der Elternzeit besteht eine Wahlfreiheit, welcher Elternteil die Freistellungsmöglichkeit von insgesamt drei Jahren in Anspruch nimmt; auch ein Abwechseln ist möglich. Seit der Einführung des Elterngelds Anfang 2007 ist der Anteil von Elternzeit nutzenden Vätern von 3,5 auf über 27 % im Jahr 2012 gestiegen, wobei fast vier von fünf Vätern (79 %) Elterngeld für maximal zwei Monate nehmen (Destatis 2015). Mit den unterschiedlichen Einkommensniveaus von Frauen und Männern lassen sich diese Zahlen nicht allein erklären. Väter, die Elternzeit nehmen und/oder Teilzeit arbeiten, erfahren von Kollegen und Vorgesetzten teilweise noch immer wenig Akzeptanz. Wichtig ist es daher, im Bereich der Personalpolitik verstärkt auf die Situation und die Probleme von Männern und insbesondere von Vätern aufmerksam zu machen, ihre Bedürfnisse transparent zu machen und Vorurteile abzubauen. Jedoch ist in Politik, Wirtschaft, Medien und in weiten Kreisen der Bevölkerung immer noch die Vorstellung verbreitet, dass eine familienfreundliche Arbeitswelt verstärkt dem Wunsch von Müttern nach einer Erwerbstätigkeit entgegenkommen soll.
In jüngster Zeit hat die Thematik der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben eine Verschärfung erfahren. Denn neben den veränderten Lebensformen und Lebensstilen (etwa die Zunahme der Singles beiderlei Geschlechts, immer mehr Alleinerziehende, späte Heirat und ggf. Scheidung) ist der gesellschaftliche Abschied vom ehemals dominierenden und das Erwerbsleben strukturierenden Familienmodell und vom Bild des männlichen Alleinverdieners bereits vollzogen. Die hohe Berufsorientierung von Frauen hat die Frauenerwerbsquoten in ganz Europa massiv in die Höhe steigen lassen. Hinzu kommt ein Wertewandel bei beiden Geschlechtern, welcher ein Unbehagen und eine Umorientierung auf neue flexiblere Rollen zur Folge hat. Die allmählich steigende Familienorientierung von Männern weist deutlich auf einen unternehmerischen und staatlichen Handlungsbedarf hin, durch den Rahmenbedingungen hergestellt werden müssen, die den Bedürfnissen der Menschen und ihrer wirtschaftlichen Voraussetzungen gleichzeitig Rechnung tragen.
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