Um mehr darüber zu erfahren, inwiefern verschiedene Akteure in der Arbeitswelt die bisherige Gehaltsfindung als verkrustet empfinden und wie sie sich anders gestalten könnte, riefen wir, als Autorentrio, im Herbst 2017 eine Blogparade aus. Der Hashtag #NewPay war naheliegend und zu dem Zeitpunkt noch ungenutzt. Wie sehr wir dadurch einen Nerv trafen, hat uns selbst überrascht: Verschiedene Berater vereinnahmten daraufhin den Begriff auf Kongresspodien und erweckten den Anschein, schon längst das Thema New Pay zu betreiben.

Auch die Teilnehmer der Blogparade nahmen den Begriff wie eine natürliche Folge von New Work auf. Innerhalb von 6 Wochen steuerten 50 Autorinnen und Autoren 55 Beiträge bei. Dabei entstanden vielschichtige Einblicke in die Wertedimension einer neuen Gehaltsfindung. Sie reichten vom persönlichen Umgang mit dem eigenen Gehalt bis hin zu Lösungen in Organisationen. Ebenso umfassend waren die angesprochenen Themen, wie z. B. agile Zielsetzungssysteme, Abkehr von Bonuszahlungen, Lohngerechtigkeit, Transparenz, nicht-monetäre Entlohnung wie Zeit, Sinn oder Weiterbildung, Verteilungs- und Verfahrensgerechtigkeit, Tabu Gehaltsrückschritte und der Zusammenhang von Bezahlung und Macht.

Die meisten Beiträge beschäftigten sich nicht mit einer Begriffsdefinition. Die Autoren hinterfragten gar nicht, was der Begriff bedeuten soll. Vielmehr schien er bei den meisten Bloggern intuitiv einen Nerv zu treffen. Die Assoziationen zu New Pay in unserer Blogparade sind somit oft nicht eindeutig, aber zeichnen in ihrer Gesamtheit ein spannendes Bild. Einige Zitate aus der Blogparade:

"New Pay ist für mich Projekte zu machen, bei denen am Ende die Teilnehmer/innen strahlende Augen haben und die Welt jedes Mal ein kleines bisschen gerechter wird. Mir doch wurscht, ob mein Jahresgehalt dabei nur 5-stellig ist oder nicht." Daniel Wunderer[1]

"Auch New Pay muss die ungeklärte Frage beantworten, die es schon heute beim Thema Vergütung gibt: Wie gelingt endlich eine Kopplung an den wirklichen Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg?" Shiran Habekost[2]

"Das Gebiet (New Pay) ist sozusagen frisch und noch nicht besetzt – genau richtig um frei denken zu können." Manuela Bach[3]

"Eine [...] Erkenntnis ist [...], dass im Rahmen von New Pay die Grundvergütung im Verhältnis zur variablen Vergütung wieder eine stärkere Bedeutung einnimmt und mithin eine Renaissance erfährt, um die Jobdesigns der Arbeitswelt 4.0 auszugestalten."[4] Markus Gunnesch

"In [...] Fällen, in denen sich [...] eher starre Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen aufweichen und individuelle Wünsche und Gestaltungen bedient werden, bedarf es weiterer vielfältigerer Lösungen für das Thema Gehalt. [...] Wir können nicht über Augenhöhe, Auflösung von Arbeitsorten, Arbeitszeiten, Arbeitsaufgaben sprechen und dabei die Vergütung so lassen wie sie ist. Auch Vergütung muss im Sinne von New Work "agil" werden." Britta Redmann[5]

"Es wird [...] nicht ein Modell geben, das alle Unternehmen anwenden können. [...] Allerdings: Wer sich New Work wünscht, wünscht sich oft auch mehr Freiheit. Und Freiheit kommt im Tandem mit (Selbst-)Verantwortung und hat Sicherheit nicht immer auf dem Gepäckträger." Gaby Feile[6]

"Hier "Moral" und "Würde", da "Leistung" und "Nutzen". Und dazwischen die "Gerechtigkeit": Wir können in Unternehmen Moral und Würde mit New Work realisieren, dauerhaft aber nicht mit New Pay im Sinne eines von Leistung und Nutzen entkoppelten Systems." Sabine Kluge[7]

"Ist es nicht klug, wenn wir all die armen Vorstände, Geschäftsführer und Manager von dem Anreiz erlösen, solche Positionen allein deswegen anzustreben, weil sie ihnen als Menschen finanzielle Vorteile bringen? Daraus kann folgende #NewPay-Idee hervorgehen: Umso mehr jemand im Unternehmen zu sagen und zu bestimmen hat, umso schlechter sollte er verdienen." Ardalan Ibrahim[8]

"Wenn wir eine [...] Wirtschaft wollen, die wirklich neu ist, brauchen wir Modelle wie das Bedingungslose Grundeinkommen." Monika Jiang[9]

"New Pay = Old Pay: Viele – zum Teil als revolutionär – dargestellte Beispiele von New Pay gibt es, seit es Menschen gibt. Es gibt nicht die eine Lösung, das eine Geschäftsmodell, die eine reine Lehre!" Franz-Peter Staudt[10]

"Es gibt viel zu viele Menschen, für die das Thema New Pay wahrscheinlich nicht ansatzweise wertschöpfend sein wird, wenn wir den dazugehörigen gesamtgesellschaftlichen Diskurs, wenn auch meist unbewusst, umschiffen." Anna-Marie Kühne[11]

"New Pay ist nicht nur ein Thema für Unternehmen – es ist, vielleicht noch viel mehr ein Thema einer sich verändernden Gesellschaft." Guido Bosbach[12]

"Mit dem Schleifen tradierter Hierarchien und dem Einzug von Digital Leadership und zunehmender Selbstorganisation müssen Manager vielerorts sukzessive Kontrolle auf- und Macht abgeben. Die letzte Bastion, die ihnen in vielen Unternehmen noch geblieben ist: Die Entscheidung über Lohn und Gehalt ihrer Mitarbeiter. Doch ist dies noch zeitgemäß? Muss New Work nicht auch New Pay bedeuten? Meiner Ansicht nach: Au...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Personal Office Platin. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge