Zusammenfassung

 
Überblick

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde in den letzten Jahren für Unternehmen und deren Mitarbeiter immer wichtiger. Zentrale gesellschaftliche Veränderungen haben neue Herausforderungen geschaffen, denen sich berufstätige Menschen gegenübergestellt sehen. Während lange Zeit der Vater als Alleinernährer der Familie und die Mutter als Versorgerin im Haushalt und Betreuerin der Kinder galten, haben wir heute eine Vielzahl an Familien, in denen beide Elternteile erwerbstätig sein wollen oder müssen. Die alltäglichen Familien-Aufgaben müssen nun neben dem Beruf erledigt werden und oftmals ist es schwierig, die Betreuung der Kinder oder die Pflege von Angehörigen mit beruflichen Ansprüchen zu vereinbaren.

1 Beruf und Familie: Begriff und Geschichte

1.1 Begriff

Zitat

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie meint die Fähigkeit von Erwerbstätigen, sich einerseits dem Beruf, andererseits dem Familienleben zu widmen. Familienleben umfasst hierbei alle (Lebens-)Gemeinschaften, in denen langfristige soziale Verantwortung für andere übernommen wird.

Dazu zählen vor allem traditionelle Familien, alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork- und Pflegefamilien sowie eheliche, nichteheliche und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften.

Auch die eigenen Eltern und Geschwister werden als Teil des Familienlebens definiert. Der Begriff der Vereinbarkeit schließt die Schwierigkeiten, die in diesen Bereichen auftreten können, mit ein. Sind auch Bereiche wie Freundschaften oder Hobbys mit eingeschlossen, spricht man von der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.[1]

[1] Gloger: Arbeitszufriedenheit im Kontext der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Europa, 2007.

1.2 Geschichtlicher Rückblick

Bis in die 1960er-Jahre dominierte in Familien eine klare Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Der Mann war für die außerhäusliche Erwerbsarbeit zuständig, während die Frau die innerhäuslichen Hausarbeiten und Betreuungsaufgaben übernahm. Als Ende der 1960er-Jahre das Hamburger Abkommen die Reform der unteren Schulformen und Vereinheitlichung der Schulsysteme der Bundesländer einleitete, wurde das Bildungswesen breiteren Kreisen der Bevölkerung zugänglich gemacht. Damit stieg die Chancengleichheit für Mädchen und junge Frauen gegenüber den Männern an.[1] Sie begannen sich gegen die reine Hausfrauen- und Mutterrolle zu wehren.[2]

Ab Mitte der 1970er-Jahre beteiligten sich Mütter und Frauen an der Erwerbstätigkeit. In diesem Zuge nahm die Anzahl der Ein-Personen-Haushalte zu. Ab den 1980er-Jahren stieg außerdem die Anzahl der nicht-ehelichen Haushalte, wobei es keine Rolle spielte, ob Kinder bereits vorhanden waren oder nicht. Die Einbindung der Frauen ins Erwerbsleben führte dazu, dass die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere bei Müttern und Vätern, aufkam.[3]

Seit damals steigen die Anforderungen im Berufs- und Privatleben weiter an. Die Anzahl der alleinerziehenden Erwerbstätigen wächst, die Notwendigkeit zweier Einkommen zur Sicherung der Basis des Familienhaushaltes steigt und die familiären Verpflichtungen dehnen sich über die klassische Eltern-Kind-Rolle auf die Pflege von Angehörigen aus. Die Einführung des Mutterschutzes, der Elternzeit, der Ausbau der Ganztagesbetreuung und des Anspruchs auf einen Kitaplatz ab 12 Monaten waren erste sozialpolitische Maßnahmen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Trotzdem ist eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Aufteilung von Familie und Erwerbstätigkeit bis heute nicht immer Realität,[4] obwohl 96,1 % der Beschäftigten mit Kindern sowie 87,8 % der Beschäftigten mit pflegebedürftigen Angehörigen familienfreundliche Angebote zu den wichtigsten Kriterien für einen attraktiven Arbeitgeber zählen.[5]

Seit einigen Jahren wird die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben zunehmend unter ökonomischen Gesichtspunkten diskutiert. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre, vorangetrieben durch den demografischen Wandel und die Globalisierung, begründen die Analyse der ökonomischen Aspekte der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Von einer steigenden Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familienleben profitieren laut Ergebnis 3 Seiten:[6]

  1. Mitarbeiter werden nicht nur bei der alltäglichen Koordination von Privat- und Berufsleben entlastet, sondern ermöglichen sich eine kontinuierliche Erwerbsbiografie und damit verbesserte berufliche Entwicklungsperspektiven.
  2. Der Staat erhält durch erhöhte Erwerbsbeteiligung höhere Steuereinnahmen und Sozialbeiträge.
  3. Unternehmen erzielen durch mitarbeiter- und familienorientierte Personalpolitik Wettbewerbsvorteile und Kosteneinsparungen.

Inzwischen wurde das bisher gedachte Konzept der Vereinbarkeit von Familie und Beruf von einigen Unternehmen und Anbietern durch den Begriff des Privatlebens erweitert. Dies wird dem Umstand gerecht, dass auch Berufstätige ohne familiäre Verpflichtungen Herausforderungen in der Vereinbarkeit haben. Der Trend geht demnach dahin, nicht mehr nur einen Service zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern einen Servi...

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