Die aktuelle Forschung verfolgt ein arbeitspsychologisches Stressmodell, damit sind Vorstellungen vom "positiven" und "negativen" Stress überholt.

Die wichtigsten Stresskonzepte (vgl. Psychische Belastungen) sind:

  • Belastungs-Beanspruchungs-Konzept,
  • transaktionales Stressmodell,
  • arbeitspsychologisches Stressmodell.

2.1 Belastungs-Beanspruchungs-Konzept

Der Begriff der psychischen Belastungen wird allgemein nach der DIN EN ISO 10075-1 definiert. Psychische Belastungen werden verstanden als "die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken." Nach dieser Definition entstehen psychische Belastungen durch objektiv erfassbare Belastungsfaktoren. Die DIN-Norm unterscheidet 4 Gruppen von Anforderungen, die zu Belastungen führen können:

  • Arbeitsaufgabe, z. B. deren Dauer und zeitlicher Verlauf;
  • physikalische Arbeitsbedingungen, z. B. Beleuchtung, Klima, Lärm;
  • sozialer Kontext und Organisationsbedingungen, z. B. Betriebsklima, Zusammenarbeit, Konflikte;
  • gesellschaftliche Belastungen, z. B. die wirtschaftliche Lage.

Diese Belastungen können auf den Menschen einwirken und bei ihm zu einer psychischen Beanspruchung führen. Eine psychische Beanspruchung ist nach der DIN-Norm "die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden oder augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien".

Psychische Belastungen sind dabei alle äußeren Einflüsse, die auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken. Die psychische Beanspruchung ist die individuelle Auswirkung der Belastungen im Menschen. Die Beanspruchung hängt von seinen individuellen Voraussetzungen und seinem Zustand ab. Da Belastungen durch die Menschen unterschiedlich verarbeitet werden, können gleiche Belastungen zu unterschiedlicher Beanspruchung bei verschiedenen Personen führen.

 
Wichtig

Möglichkeiten zur Reduktion der Beanspruchung

Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell bietet damit grundsätzlich 2 Möglichkeiten, die psychische Beanspruchung zu reduzieren: Man kann

  • die äußeren Belastungen verringern oder
  • die Fähigkeit der Menschen steigern, diesen Belastungen zu widerstehen und damit eine geringere Beanspruchung zu empfinden.

Die Kritik an diesem Modell besagt, dass Belastung und Beanspruchung nicht so eindeutig unterschieden werden können. Außerdem gibt das Modell keine Erklärungen dafür, wie Belastungen verarbeitet werden. So liefert dieses Modell wenig Ansatzpunkte für ein Stressmanagement. Im Alltagsverständnis wird man auch nicht das neutrale Wort "Belastung" als angemessen empfinden, da Stress meist als negativ empfunden wird.

2.2 Transaktionales Stressmodell (nach Richard Lazarus)

Das transaktionale Stressmodell ist in der Psychologie seit langem akzeptiert. Es konzentriert sich auf die Entstehung von Stress und dabei besonders auf die psychischen Bewertungs- und Bewältigungsprozesse. Sie erklären, warum sich gleiche psychische Belastungen nicht auf alle Menschen gleich auswirken.

Der Begriff "transaktional" bezieht sich in diesem Modell auf die Beziehung zwischen der Person und ihrer Umwelt. Im Mittelpunkt des Modells steht die individuelle Bewertung von Ereignissen und Situationen. Erst durch die kognitiven Bewertungen einer Person wird eine Situation stressrelevant. Durch diese Bewertungen und Einschätzungen wird bestimmt, ob die momentane Beziehung zwischen der Person und ihrer Umwelt als stressend wahrgenommen wird.

Im transaktionalen Stressmodell wird zwischen der primären und der sekundären Bewertung unterschieden. In der primären Bewertung geht es um die Einschätzung der Situation hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens. Die (unbewusste) Fragestellung wäre hier: "Was kann mir passieren? Wie wird es mir gehen?".

Die Einschätzung der primären Bewertung könnte als Ergebnis haben:

  • Bedrohung – es könnte eine Schädigung eintreten;
  • Schädigung oder Verlust – es ist bereits eine Schädigung eingetreten;
  • Herausforderung – es könnte eine Schädigung eintreten, aber die positiven Folgen stehen stärker im Vordergrund.

Die sekundäre Bewertung bezieht sich darauf, welche Bewältigungsmöglichkeiten für diese möglicherweise Stress auslösende Situation vorhanden sind. Jetzt werden die Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Bewältigung der Situation eingeschätzt. Die Fragestellung wäre hier: "Schaffe ich das?". Auch diese Bewertung findet nicht immer bewusst statt. Beide Bewertungsprozesse beeinflussen sich gegenseitig: Wenn die sekundäre Bewertung ergibt, dass sich das Ereignis gut bewältigen lässt, wird es in der primären Bewertung auch nicht als Bedrohung eingeschätzt werden. Die primäre und sekundäre Bewertung folgen also nicht zeitlich aufeinander, sondern hängen miteinander zusammen.

2.3 Arbeitspsychologisches Stressmodell (nach Eva Bamberg)

Das arbeitspsychologische Stressmodell ("BGW-Stresskonzept") baut auf den o. g. Stressmodellen auf und erweitert sie. In diesem Modell werden Stressoren/Risikofaktoren, Ressourcen/Kraftquellen, Bewertung, Bewältigung und Stressfolgen als wichtigste Faktoren angesehen, die miteinander in Wechselwirkung...

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