Ob räumlich und zeitlich entgrenztes Arbeiten für jeden das Richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Da sind zum einen die technischen und organisationalen Voraussetzungen und zum anderen die privaten Voraussetzungen, die persönliche Einstellung und die Begabung zur Selbstorganisation und zum Selbstmanagement. Diese Einflussvariablen in Bezug auf das persönliche Empfinden von mobiler Arbeit interagieren miteinander, d. h., sie bedingen sich wechselseitig.

Technische und organisationale Voraussetzungen

Die grundsätzliche Voraussetzung für mobiles Arbeiten ist die Bereitstellung und Einrichtung von entsprechender Hard- und Software für die Erledigung der Aufgaben. Dies schließt auch den problemlosen Zugang zu notwendigen Daten und Informationen in der Unternehmenscloud mit ein. In der Regel wird die Hardware, also ein Rechner (Laptop oder Notebook) vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt. Ein Token erlaubt den Zugriff auf Dateien, die in der Unternehmenscloud gespeichert sind. Drucker, Faxgerät, Scanner gehören üblicherweise nicht dazu, sondern werden meist – wenn vorhanden – privat eingesetzt. Tools und Software für Telefon- und Videokonferenzen gehören heute zum Standard.

Eine Schulung der Mitarbeiter mit der Technik und dem Netzwerkzugang sowie erreichbare Ansprechpartner bei Problemen sollten selbstverständlich sein. Langsame Hardware, instabile Netzwerke oder fehlende Daten sind vermeidbare Ärgernisse und Motivationskiller.

Räumliche Voraussetzungen

Eine große Herausforderung für das Arbeiten im Homeoffice ist die Einrichtung eines geeigneten Arbeitsplatzes. Ein separates Arbeitszimmer hat nicht jeder. Oftmals lässt das Platzangebot in der Wohnung nicht zu, dass ein Arbeitsplatz dauerhaft eingerichtet werden kann. Rechner und Unterlagen müssen nach Beendigung der Arbeit, die häufig am Ess- oder Wohnzimmertisch ausgeführt wird, weggeräumt werden. Hinzu kommt, dass Esszimmerstühle auf Dauer nicht für PC-Arbeit geeignet sind und die Wohnzimmercouch schon gar nicht.

 
Praxis-Tipp

Privat ein Homeoffice einrichten

Auch in der Post-Corona-Zeit wird sich flexibles und disloziertes Arbeiten etablieren oder hat sich bereits etabliert. Viele Unternehmen bieten ihren Beschäftigten an, zeitweise oder ganz hybrid zu arbeiten. Die wohl am häufigsten praktizierte Form ist das Arbeiten im Homeoffice. Falls dies vom Arbeitgeber angeboten und vom Beschäftigten gewünscht wird, sollte man sich auch bei beengten Wohnverhältnissen überlegen, ein funktionales Homeoffice dauerhaft einzurichten. Ein rückenfreundlicher Arbeitsstuhl und ein ergonomischer Schreibtisch erleichtern die Arbeit im Homeoffice physisch und psychisch. Es gibt steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für das Arbeitszimmer und die Beschaffung von Endgeräten. Die private Nutzung ist in Zeiten der Digitalisierung ein weiteres Argument für solch ein Vorhaben. Einige Arbeitgeber stellen das technische Equipment zur Verfügung und beteiligen sich bei Bedarf auch an den Verbrauchskosten (Druckerpatronen, Papier).

Familiäre Voraussetzungen

Eine noch größere Herausforderung als die räumlichen Verhältnisse sind die familiären Voraussetzungen für das Arbeiten im Homeoffice. Die Beaufsichtigung von Kleinkindern und Kindern nach der Schulzeit ist schwer oder gar nicht vereinbar mit ungestörtem Arbeiten am PC und Telefon- und Videokonferenzen.

Persönliche Einstellung

Es gibt Mitarbeiter, welche die Trennung von Berufs- und Privatleben bewusst und stringent umsetzen. Deren Motto ist: "Beruf ist Beruf" und "Privat ist Privat". Eine Vermengung ist unerwünscht, ebenso wie das Arbeiten im Homeoffice.

Begabung zur Selbstorganisation und zum Selbstmanagement

Auch die Fähigkeit zur Selbstorganisation und zum Selbstmanagement machen Akzeptanz und Erfolg von Remote-Arbeit aus. Schlüsselwörter sind Disziplin und Abgrenzung. Disziplin meint, entgegen aller Ablenkungen und Verlockungen, zielgerichtet die Arbeit aufzunehmen und dabei zu bleiben, auch wenn es gerade mal eintönig ist oder im Gegenteil schwierig wird. Selbstmotivation ist insbesondere bei entgrenztem Arbeiten eine wichtige Eigenschaft, da einsames Arbeiten ohne Kontakt zu Kollegen auch Frustrationserlebnisse mit sich bringen kann. Der unmittelbare Frustrationsabbau durch ein spontanes Gespräch über den Tisch oder dadurch, Kollegen in der Kaffeepause oder Kantine zu treffen, entfällt.

Mobiles Arbeiten erfordert Schlüsselkompetenzen oder wird dadurch zumindest erleichtert. Zu den Schlüsselkompetenzen gehören weiterhin "Selbstständigkeit, Flexibilität, Kreativität, Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft sowie Zuverlässigkeit", so die Auffassung von Unternehmensvertretern in einer Befragung.[1]

Über das Problem der fehlenden Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit wird in Untersuchungen mehrfach berichtet. Kritisch werden extrem flexible Arbeitszeiten gesehen, die häufig zulasten der Beschäftigten gehen. Interessanterweise unterscheiden sich die Folgen für Frauen von denen für Männer. Das Nicht-Abschalten-Können im Homeoffice sowie die feh...

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