Die Missachtung des Lebensprinzips Bewegung kostet die Gesellschaft Milliarden. Wissenschaftliche Studien der letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, dass keine Lösungen zu erwarten sind, wenn wir das Sitzen noch bequemer machen. Es gilt, das "dynamische System" unseres Körpers anzusprechen, ohne dabei Einbußen in den notwendigen Arbeitsprozessen hinnehmen zu müssen.

Sitzen ist immer eine rückenfeindliche Körperhaltung. Insbesondere das Arbeiten am PC bringt unseren Organismus – ein dynamisches System aus 632 Muskeln, die normalerweise über 50 % unserer Körpermasse ausmachen – in eine Zwangshaltung, die "zwangsläufig" zu Schäden führen muss. Der Mensch ist das einzige Wesen auf der Erde, das mit einer senkrechten Körperachse ausgestattet ist. Verändert er diese auf Dauer (8 Stunden Schreibtisch), müssen an der Architektur der Wirbelsäule Schäden entstehen, wie es millionenfach nachgewiesen ist.

Rückenschmerzen sind und bleiben eine Volkskrankheit:

  • Jeder fünfte gesetzlich Versicherte geht mindestens einmal im Jahr wegen Rückenschmerzen zum Arzt;
  • 27 % davon suchen sogar 4-mal oder öfter einen Arzt auf;
  • von den jährlich mehr als 38 Mio. rückenschmerzbedingten Besuchen bei Haus- oder Fachärzten und den dabei veranlassten 6 Mio. Bildaufnahmen wären viele vermeidbar.

Rückenschmerzen haben laut DAK-Gesundheitsbericht 2016 die höchste Behandlungsquote. Die Zahlen:

  • 4,1 % der deutschen Erwerbstätigen waren durchschnittlich an jedem Arbeitstag arbeitsunfähig erkrankt (das entspricht durchschnittlich 15 Krankenstandstagen pro Erwerbstätigen im Jahr);
  • 50,4 % der Mitglieder der DAK-Gesundheit hatten zumindest eine Arbeitsunfähigkeit (Kurzzeiterkrankungen von ein bis drei Tagen werden i. d. R. nicht erfasst);
  • 21,7 % der Krankheitstage entfielen auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Es ist somit die häufigste Ursache für einen Krankenstand. In dieser Gruppe bilden die Rückenerkrankungen wiederum die größte Untergruppe;
  • 18,3 Tage dauert ein durchschnittlicher Krankenstand aufgrund einer Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems;
  • das Risiko einer Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems steigt im Alter um 325 %. Die Krankenstände in der Altersgruppe 15–19 sind zu 8,2 % auf diese Erkrankung zurückzuführen. In der Altersgruppe 60+ jedoch schon auf 26,7 %;
  • "Rückenschmerzen" ist die zweithäufigste Einzeldiagnose bei Krankenständen (der Anteil sank um 0,3 % in 2014 auf 5,6 % in 2015);
  • pro 100 Versicherte gab es bei Männern 91,3 Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Rückenschmerzen. Bei Frauen gab es nur 75,2 AU-Tage.[1]

Betrachten wir die Kosten, wenn der Mitarbeiter anwesend, aber nicht leistungsfähig ist (Präsentismus), dann zeigt das Eisbergmodell (Abb. 1) eindrucksvoll das Verhältnis zu Absentismus.

Abb. 1: Abwesenheit ist nur die Spitze des Eisbergs

Abb. 2 verdeutlicht, dass das Verhältnis von Präsentismus und Absentismus bei einzelnen Gesundheitsproblemen sehr unterschiedlich ist, aber bei Rückenproblemen mehr als 3 zu 1 beträgt.

Abb. 2: Durchschnittlicher Produktivitätsverlust (Meta-Analyse) durch Absentismus und Präsentismus pro Mitarbeiter und Jahr

Es lohnt sich für Unternehmer und Mitarbeiter (Win-win-Situation), Präsentismus in Angriff zu nehmen, denn Präsentismus

  • verursacht erhebliche Produktivitätsverluste,
  • ist häufig Vorläufer für Absentismus.

Der Produktivitätsverlust durch Gesundheitsprobleme ist bedeutsam: Er beträgt ca. 10–15 % der Gesamtproduktivität.[2]

[2] Vgl. Präsentismus und Präsentismus-Management.

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