Führung in Krisenzeiten stellt ganz besondere Herausforderungen an Führungskräfte, aber auch an die Teams. Es gibt einige grundlegende Dinge, die Führungskräfte während und unmittelbar nach einer kritischen Phase tun können:

  • Alle Resilienzfaktoren für die Teammitglieder fördern.
  • Alle einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten, eng im persönlichen Kontakt bleiben.
  • Gemeinsame Werte vermitteln, das gibt Halt und hilft beim Setzen von Prioritäten.
  • Sicherheit und Perspektiven vermitteln, das reduziert Unsicherheit und Ängste.
  • Wertschätzung zeigen und dem Team für besonderen Einsatz danken.
  • Ansprüche an die Arbeitsleistung senken, um zusätzlichen Druck und psychische Belastung zu vermeiden.
  • Verständnis zeigen, um Stress und Druck zu lindern.
  • Eigene Gefühle zeigen, sich als Privatmensch zeigen – das hilft dem Team bei der Verarbeitung der eigenen Gefühle.
 
Wichtig

Arbeitsschutz gilt immer

Arbeitgeber sind auch jetzt in der Pflicht, psychische Belastungen der Belegschaft zu erkennen und möglichst zu vermeiden oder zu vermindern!

Möglichst bald nach der Wiederaufnahme normaler Arbeitsbedingungen sollte im Team die Krise ausgewertet werden, damit alle daraus lernen können. So lassen sich künftige Krisensituationen vielleicht vermeiden oder es können bessere Vorbereitungen getroffen werden.

 
Ablaufplan zur Auswertung von kritischen Situationen
  1. Besprechen Sie das Geschehene mit den Betroffenen, also z. B. dem Team.
  2. Beschreiben Sie als Erstes das Ereignis wie ein neutraler Beobachter. Nennen Sie nur die Fakten, vermeiden Sie jede Bewertung oder emotionale Äußerung!
  3. Diskutieren Sie im Team: "Was können wir daraus lernen? Was würden wir nächstes Mal anders machen? Was hätten wir besser vorbereiten können?"
  4. Besprechen Sie, wie im Falle einer neuen Krisensituation effektiver kommuniziert und gehandelt werden könnte. Was sollte sinnvollerweise vorbereitet werden, um für eventuelle neue Krisen gewappnet zu sein?
  5. Üben Sie mit den Beteiligten dieses bessere, effektivere Vorgehen. Treffen Sie Vorbereitungsmaßnahmen für ähnliche Krisen, z. B. Kommunikationspläne oder Verbesserung der technischen Ausstattung.

Zur gemeinsamen Verarbeitung einer Krise bieten sich Workshops für das gesamte Team an. Um Lerngewinne für das Team aus einer schwierigen Zeit mitzunehmen, könnte ein gemeinsamer Workshop mit folgenden beispielhaften Inhalten hilfreich sein:

Wie bewerten wir die Krise?

  • Rückblick und Austausch: Wie wurde die Zeit erlebt? Wie ist die aktuelle Stimmung?
  • Welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten musste das Team sich stellen?

Welche Lösungen haben gut geklappt und sollten beibehalten werden?

  • Was kann jedes einzelne Teammitglied lernen?
  • Was kann das gesamte Team, die Abteilung oder sogar das Unternehmen lernen?

Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

  • Wie kann die Kommunikation in Zukunft laufen?
  • Welche Arbeitsweisen sollen beibehalten werden?

Vorgesetzte und Unternehmen müssen einerseits passend auf die aktuelle Situation reagieren, andererseits aber auch eine längerfristige zeitliche Perspektive einnehmen können: Was passiert nach der akuten Situation? Wie können wir uns auf Krisen besser vorbereiten? Dafür ist es hilfreich, die verschiedenen Resilienzschritte einer Krise und die Management-Aufgaben, die damit verbunden sind, zu kennen (Tab. 1).

 
Antizipation
  • Vorhersehen einer möglichen Störung
  • Warnsignale kennen und prüfen
Abpuffern
  • Abpuffern der Wirkung nach einer Störung
Anpassung
  • Handhaben und Managen einer Störsituation
  • Funktionalität der Organisation bleibt intakt
Wiederherstellung
  • Die Organisation wird nach der Störung möglichst schnell wieder handlungsfähig
Lernen
  • Lernprozess, um sich auf kommende Störungen vorzubereiten
  • Anpassen der Organisation

Tab. 1: Resilienzstufen und Arbeitsaufgaben in Krisen

 
Praxis-Tipp

Auswertung

Gerade eine Auswertung der Abläufe während einer Krise, wie z. B. der Covid-19-Pandemie, sollte sorgfältig betrieben werden. Es liegt nahe, möglichst schnell wieder den Normalbetrieb anzustreben – im Sinne der Resilienzförderung sollte aber Zeit dafür sein, aus der Krise zu lernen. So wird neues Wachstum möglich.

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