Zusammenfassung

 
Überblick

Akteure in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement BGM) sind zunehmend angehalten, die geplanten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Qualität zu überprüfen, die Ergebnisse offenzulegen und gegebenenfalls vor Auftraggebern zu rechtfertigen. Unter anderem wenn es darum geht, eine Refinanzierung durch Krankenkassen zu erreichen oder mögliche Steuermodelle, wie beispielsweise den Freibetrag von 600 EUR gemäß § 3 Nr. 34 EStG, zu nutzen, ist es zwingend erforderlich, Maßnahmen nach den in §§ 20 und 20b SGB V definierten Anforderungen hinsichtlich Qualität, Zielgerichtetheit und Zweckbindung nach zu planen.

Während solche bereits definierten Anforderungen relativ unkompliziert in der Planung und Konzepterstellung berücksichtigt werden können, stehen Unternehmen und Dienstleister vor der Herausforderung, die Qualität vom Papier nun in der Praxis umzusetzen, zu sichern und aus den Überprüfungen für die weitere Maßnahmengestaltung zu lernen.

Ein systematisch und prozessorientiert aufgebautes Konzept ist die Grundlage für den Erfolg eines BGM. Wie lässt sich nun in solch einem Konzept die geforderte Qualität sicherstellen? Und wie können verantwortliche Personen frühzeitig Abweichungen in der Durchführung oder aber veränderte Rahmenbedingungen, die die geforderte Qualität gefährden, erkennen, um entsprechende Anpassungen vorzunehmen?

In diesem Artikel werden allgemeine Grundlagen für ein qualitätsgesichertes Konzept dargestellt und dann im Speziellen der Qualitätszirkel als ein mögliches Instrument zur Einhaltung und Sicherstellung des geforderten beziehungsweise festgelegten Qualitätsstandards betrachtet.

1 Dimensionen von Qualität

Die von Donabedian[1] in die Dimensionen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität unterteilte Qualität wurde mittlerweile noch um die Dimensionen Planungs-/Konzept- oder auch Assessmentqualität ergänzt. Innerhalb dieser Dimensionen haben Ruckstuhl, Kolip und Gutzwiller die in Tab. 1 aufgeführten Parameter unterschieden.

 
Strukturqualität Konzept- und Planungsqualität Prozessqualität Ergebnisqualität
  • Trägerschaft
  • Organisation
  • Vernetzung
  • Kommunikationsstruktur
  • Qualifikation der Mitarbeiter
  • Gesamtziele des Projektes und Strategien
  • Abklärung von Bedarf und Bedürfnis
  • Projektplanung
  • Feedbackschlaufen
  • Qualitätsziele
  • Dokumentation
  • Umgang mit Konflikten
  • Zielerreichung und Wirkung bei der Zielgruppe
  • Günstige Kosten-Nutzen-Verhältnisse
  • Nachhaltigkeit

Tab. 1: Qualitätsparameter[2]

In Anlehnung daran stellt das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen eine Übersicht zu Qualitätsinstrumenten in der Gesundheitsförderung und Prävention dar. Dabei wird der Qualitätszirkel insbesondere für die Dimensionen Konzept- und Planungsqualität sowie für die Dimension Prozessqualität genannt. Die Dimension Konzept- und Planungsqualität bezieht sich auf die Abklärung von Bedarf und Bedürfnis. Mit Bedarf ist die Notwendigkeit und die Relevanz eines Gesundheitsproblems, mit Bedürfnis sind die subjektiven Aspekte gemeint.[3] Letztere zeigen, ob die Zielgruppe für das bestehende Gesundheitsproblem sensibilisiert ist.

Dies sind gute Ansätze, um über eine Qualitätszirkelarbeit zu prüfen, ob die Maßnahmen des BGM tatsächlich dort ansetzen, wo Bedarf besteht, und ob die Mitarbeiter für das Gesundheitsproblem ausreichend sensibilisiert sind. Denn gerade hier liegt oftmals in der BGM-Praxis eine große Hürde. Oder besser gesagt, eher eine große Chance. Denn gerade in der Information und Sensibilisierung von Mitarbeitern zu bestimmten Gesundheitsgefährdungen liegt ein wichtiger Schritt zum Erfolg von Maßnahmen im BGM. Wenn ein Unternehmen es schafft, frühzeitig Informationen über diese Parameter zu bekommen, kann die Umsetzungsstrategie jederzeit entsprechend angepasst werden. Auch hier gilt: jedes Unternehmen hat seine eigenen informellen Wege und Zugänge zu den Mitarbeitern.

Die Prozessqualität bezieht sich hingegen auf alle Abläufe, die während eines Projektes anfallen. Durch die Qualitätszirkelarbeit können Probleme in der Umsetzung schnell erkannt und ein geeigneter Umgang damit diskutiert werden. Der Vorteil liegt auf der Hand. Erreichen die Informationen über Abweichungen und Probleme in der Umsetzung von BGM-Maßnahmen erst bei der Evaluation zum Ende einer Maßnahme die verantwortlichen Gremien, ist es für dieses Projekt/diese Maßnahme bereits zu spät.

[1] Donabedian (1966): Evaluating the quality of medical care. The Milbank Memorial Fund quarterly, 44, 166–203.
[2] Modifiziert nach Ruckstuhl/Kolip/Gutzwiller (2001): Qualitätsparameter in der Prävention, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.), Qualitätsmanagement in Gesundheitsförderung und Prävention. Grundsätze, Methoden und Anforderungen (Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 15), Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln.
[3] Ruckstuhl/Kolip/Gutzwiller (2001): Qualitätsparameter in der Prävention, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.), Qualitätsmana...

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