Sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter haben unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Daher nehmen sie ihre Umwelt unterschiedlich wahr und interpretieren sie auf verschiedene Weise. Darin liegt eine wesentliche Ursache von Konflikten.

Mitarbeiter wie auch Führungskräfte werden – häufig ohne dass sie sich dessen bewusst sind – von verinnerlichten "Sozialregeln" geleitet. So könnte z. B. die Überzeugung einer sehr autoritär erzogenen Führungskraft lauten: "Ein Mitarbeiter soll nicht zu viel selbst entscheiden, sondern muss seinen Vorgesetzten fragen. Denn dazu ist dieser ja da". Diese Führungskraft wird jegliche selbstständige Handlungen der Mitarbeiter als ungewünschte Eigenmächtigkeiten einstufen. Über die Zeitachse hinweg werden in dieser Abteilung nur noch Mitarbeiter arbeiten, die lediglich Anweisungen ausführen.

 
Praxis-Tipp

Wertpräferenzen

Stellen Sie fest, ob Sie selbst innere Konflikte mit sich herumtragen. In der nachstehenden Tabelle finden Sie sieben unterschiedliche Werte. Diese bestimmen die Ziele, nach denen Menschen streben und prägen deren Lebensstil.
Erstellen Sie eine Rangfolge Ihrer Wertpräferenzen (1 = höchster Wert ...           7 = niedrigster Wert). Sie dürfen jede Bewertung nur einmal vergeben.

 
Meine Werthaltung[1]
Wert Ziel/Lebensziel Lebensstil Rangfolge
Theoretisch Wahrheit finden, Erkenntnis gewinnen Kritisch sein, sich von der Vernunft leiten lassen; Wissen ordnen und systematisieren  
Ökonomisch Nützlichkeit und Verwendbarkeit Aufs Praktische ausgerichtet; Wohlstand und materielle Werte gehören zur Lebenskultur  
Hedonistisch Leben genießen Was man tut, soll Spaß machen; voll in der Gegenwart leben  
Ästhetisch Harmonie, Schönheit Harmonie und Schönheit sind wichtig  
Sozial Anderen Menschen helfen Sich zu Menschen hingezogen fühlen, sie um ihrer selbst willen respektieren  
Politisch Macht haben und ausüben Sich in Kampf und Konkurrenz durchsetzten und behaupten  
Religiös Sinnerfülltes Verständnis von Welt und Mensch Nach Vereinigung mit einer höheren Wirklichkeit streben  
 
Praxis-Tipp

Eigene innere Konflikte erkennen

Stellen Sie sich nach dem Selbsttest folgende Fragen:
Konnten Sie eine eindeutige Reihenfolge aufstellen, oder gibt es Werte, denen Sie den gleichen Rang einräumen?

Sollten Sie Probleme beim Aufstellen einer eindeutigen Reihenfolge bei den drei obersten Rängen haben, so deutet dies darauf hin, dass Sie in sich einen Konflikt tragen, der einer Lösung bedarf.

Beschäftigen Sie sich in diesem Fall eingehend damit, welche Lebensstile Ihnen wichtiger sind.

Innere Konflikte von Vorgesetzten und Mitarbeitern äußern sich auch durch Konfliktsignale:

  • Forderungen der Mitarbeiter (nach Gehaltserhöhung, Verbesserung der Organisation, usw.)
  • steigende Fluktuation
  • Unfälle ereignen sich häufiger
  • es wird irreführend kommuniziert, in einigen Fällen wird sogar bewusst getäuscht
  • wichtige Informationen werden verspätet, unvollständig oder gar nicht weitergegeben
  • es wird sehr deutlich wahrgenommen, was trennt. Das Gemeinsame wird kaum noch gesehen
  • die Mitarbeiter misstrauen Vorgesetzten und Kollegen
  • verdeckte oder offene Feindschaft
  • die Zusammenarbeit ist schlecht
  • Jeder arbeitet ohne Abstimmung für sich
  • einzelne Mitarbeiter versuchen den Kollegen die eigene Vorgehensweise aufzudrängen
  • das Engagement eines oder mehrerer Mitarbeiter lässt deutlich nach
  • Vorgesetzte können sich auf bisher zuverlässige Mitarbeiter nicht mehr verlassen
  • Vorgesetzte erfahren, dass einzelne Mitarbeiter Beruhigungsmittel oder sonstige Psychopharmaka einnehmen.

Besondere Aufmerksamkeit ist geboten, wenn mehrere der folgenden Merkmale bei einem oder mehreren Mitarbeitern auftreten:

  • ausgedehnte Pausen
  • Unpünktlichkeit
  • Mitarbeiter sind entgegen der Erwartungen öfters nicht am Arbeitsplatz
  • Die Arbeitsgruppe beklagt sich über bestimmte Mitarbeiter
  • Mitarbeiter reagieren überempfindlich auf Kritik
  • Mitarbeiter klagen über Unwohlsein
  • Mitarbeiter vergessen Termine
  • Mitarbeitern unterlaufen häufig Fehler durch Unaufmerksamkeit oder falsche Beurteilung

Stellt ein Vorgesetzter mehrere dieser Merkmale fest, so besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter ein Alkohol- oder Drogenproblem hat. Was dann zu tun ist, kann im Beitrag "Alkohol am Arbeitsplatz" nachgelesen werden.[2]

[1] In Anlehnung an Karl: Berkel: Konfliktraining: Konflikte verstehen und bewältigen, Heidelberg, S. 39f.
[2] Siehe Gruppe 22, "Alkohol am Arbeitsplatz", S. 175ff

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