Das Onboarding ("An-Bord-Nehmen") von Young Talents (Trainees, Azubis und Berufseinsteiger) hat deutlich an Stellenwert gewonnen – nicht zuletzt auch deshalb, weil geeignete erfahrene Experten oft nicht zu finden sind! Für eine erfolgreiche Integration der Berufsanfänger muss sich das Onboarding flexibel an deren besondere Bedürfnisse anpassen.

Young Talents befinden sich in außergewöhnlicher Lebenssituation

Besonders Young Talents befinden sich während des Berufseinstiegs in einer Lebenssituation, in der viele grundlegende Veränderungen auf sie zukommen, die den Anpassungsprozess an die Arbeitswelt schwierig machen können. Um das Onboarding von Young Talents erfolgreich zu gestalten, sollte der Vorgesetzte Verständnis für ihre außergewöhnliche Lebenssituation haben und die folgenden Tipps beachten.

Tipp 1: Neuen Lebensrhythmus beachten

Der Berufseinstieg geht mit einem kompletten Wandel des Lebensrhythmus einher. Die wenigsten Young Talents, Azubis nach Berufsausbildung ausgenommen, sind bereits mit wiederholten 8-Stunden-Tagen, der geringeren Freizeit und der neuen Regularität ihres Lebens vertraut. Die Umstellung von Schule und Universität in den geregelten Berufsalltag braucht Zeit.

Diese Zeit sollte man den Neuankömmlingen geben und Überforderung zunächst vermeiden. Auch macht es Sinn, ihnen einen Paten, der eine ähnliche Situation erlebt hat, zur Seite zu stellen. An diesem kann sich der neue Mitarbeiter dann mit Problemen wenden, die die Lebensumstellung betreffen. Auch Peergroups aus Young Talents im Unternehmen erfüllen diese Funktion.

Tipp 2: Spielregeln der Arbeitswelt vermitteln

Zudem fehlen den jungen Einsteigern häufig Erfahrungswerte zu gängigen Spielregeln der Arbeitswelt. Seien dies nun Ticketsysteme, Regeln in der Projektarbeit, Terminabsprachen, oder einfach nur, wo es im Unternehmen den besten Kaffee gibt. Aus diesen mangelnden Erfahrungswerten können sich Fehler und Missverständnisse entwickeln, die für den langjährigen Mitarbeiter zunächst unverständlich scheinen. Diese belasten wiederum die zwischenmenschliche Situation in der Abteilung, was – wie oben bereits erwähnt – einer der Hauptgründe für die frühzeitige Beendigung vieler Arbeitsverhältnisse ist.

Neben Infomaterialien und internen Schulungen, z. B. durch webbasierte Trainingsportale zum Themenbereich, kann auch hier der Pate oder die Peergroup ein erster Ansprechpartner sein. Diese können negative Entwicklungen eventuell schon im Frühstadium erkennen und beseitigen.

Tipp 3: Besondere emotionale Situation erkennen

Aus dem sich wandelnden Lebensrhythmus und den fehlenden Erfahrungswerten kann sich eine besondere emotionale Situation aus Orientierungslosigkeit, Verunsicherung und Nervosität entwickeln. Gerade deshalb ist die soziale Integration der Young Talents durch berufserfahrene Mitarbeiter enorm wichtig, um dies zu vermeiden.

Von Beginn an sollte dem Young Talent Akzeptanz und Wertschätzung vermittelt werden. Dies sollte das Ziel des gesamten Teams sein, denn die ersten Eindrücke sind meist schwierig zu revidieren. Der erste Arbeitstag nimmt deshalb eine Sonderstellung im Onboardingprozess von Young Talents ein und sollte sorgfältig geplant werden.

Tipp 4: Vertraute Medien verwenden

Vertraute Medien unterstützen zudem die Einarbeitung. Viele junge Neuankömmlinge sind Digital Natives, daher bietet es sich an, die im Onboardingprozess verwendeten Medien deren Gewohnheiten anzupassen.

Erklärvideos funktionieren wahrscheinlich besser als Texte. Webbasierte Schulungsangebote und Onboardingplattformen mit Appzugriff können eine innovative Alternative zu klassischen Integrationsmethoden bilden. Außerdem können firmeninterne Networking Tools, die den meisten Young Talents bereits aus den Social-Media-Kanälen in Form und Funktion bekannt sind, einen wichtigen Anker in den ersten Tagen und Wochen bilden.

Tipp 5: Früh passende Verantwortung übertragen

Trotz aller Rücksicht auf die speziellen Schwierigkeiten, die Young Talents in ihrem Berufseinstieg begegnen, sollten diese keinesfalls zu sehr mit "Samthandschuhen" behandelt werden. Häufig fühlen sich besonders Hochschulabgänger in ihrer ersten Festanstellung nach dem Studienabschluss nicht etwa über-, sondern eher unterfordert.

Insofern ist es wichtig, den Neueinsteigern frühzeitig die passende Verantwortung zu übertragen. In der Ära der Neuen Arbeit wird es den Arbeitnehmern immer wichtiger, sinnstiftende Beschäftigung zu finden. Dies gilt auch für Young Talents. Z. B. durch die Beteiligung an bereits etablierten Projekten unter der Anleitung erfahrener Mitarbeiter können erste Verantwortungen übernommen und frühe Erfolgserlebnisse gesammelt werden.

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