OWAS-Methode

Zur vertiefenden Beurteilung von Körperhaltungen stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, die eine Bewertung entsprechender Belastungsmuster erlauben. Ein in der Prävention von MSE oft angewendetes arbeitswissenschaftliches Verfahren zur Bewertung von Körperhaltungen ist die OWAS-Methode. Mit ihr können die während einer Tätigkeit auftretenden Körperhaltungen erfasst und klassifiziert werden und darüber hinaus die daraus entstehenden Belastungen für das Muskel-Skelett-System bestimmt werden.[1]

Die Ermittlung der Körperhaltungen erfolgt dabei durch einen Beobachter, der vorzugsweise mithilfe einer Videoaufzeichnung die Art der Körperhaltungen und deren zeitlichen Anteil festhält (theoretisch würden Papier und Stift ausreichen). Begutachtet werden die Haltung des Rückens, der Arme und der Beine sowie die zu handhabenden Lastgewichte. Aus der Kombination dieser verschiedenen Haltungen (Rücken, Arme und Beine) ergeben sich zunächst 84 mögliche Grundhaltungen, die sich unter Berücksichtigung der zu handhabenden Lasten auf 252 mögliche Haltungskombinationen erhöhen. Zur statistischen Auswertung der OWAS-Methode müssen die unterschiedlichen Körperhaltungen mithilfe eines Erhebungsbogens kodiert werden. Die Verwendung von computergestützten Programmen kann hierbei die Kodierung erleichtern. Zur Kodierung empfiehlt sich i. d. R. ein System von gleichen Intervallen von etwa 30 oder 60 Sekunden. Das bedeutet, dass alle 30 oder 60 Sekunden die Körperhaltung der aktuell ausgeführten Tätigkeit kodiert wird. Allerdings muss hier kritisch angemerkt werden, dass sich bei der Verwendung von festen Intervallen Fehler ergeben können, wenn der Wechsel einer Körperhaltung zur nächsten nicht unmittelbar vor dem Beobachtungsintervall erfolgt.

Aus den so vorgenommenen Kodierungen ermittelt die OWAS-Methode später die Häufigkeit von Haltungskombinationen inklusive des zeitlichen Anteils der einzelnen Körperhaltungen. Das Ergebnis dieser statistischen Auswertung führt schließlich zur Ableitung von Maßnahmenklassen, die eine Prioritätenliste für die präventive Arbeitsplatzgestaltung adressieren.

Die OWAS-Methode unterscheidet 4 Belastungsgruppen, denen 4 verschiedene Maßnahmenklassen zugeordnet werden:

  • Maßnahmenklasse 1: Die Körperhaltung ist normal. Maßnahmen zur Arbeitsgestaltung sind nicht notwendig.
  • Maßnahmenklasse 2: Die Körperhaltung ist belastend. Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Arbeitshaltung führen, sind in der nächsten Zeit durchzuführen.
  • Maßnahmenklasse 3: Die Körperhaltung ist deutlich belastend. Maßnahmen, die zu einer besseren Arbeitshaltung führen, müssen so schnell wie möglich vorgenommen werden.
  • Maßnahmenklasse 4: Die Körperhaltung ist deutlich schwer belastend. Maßnahmen, die zu einer besseren Arbeitshaltung führen, müssen unmittelbar ergriffen werden.
[1] Hartmann/Ellegast/Spallek: Arbeitsbezogene Muskel-Skelett-Erkrankungen. Ursachen, Prävention, Ergonomie, Rehabilitation, Ecomed, Heidelberg 2013.

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