Hier werden zur Beurteilung der eigenen Ergebniswerte Vergleichswerte herangezogen, entweder interne, wie z. B. aus anderen Abteilungen oder Organisationseinheiten/Standorten mit gleicher Tätigkeit, oder externe, z. B. Branchenwerte, oder aus anderen vergleichbaren Betrieben.

Vorteil:

  • Eine Bewertung hinsichtlich besser oder schlechter gegenüber der Branche ist möglich.

Nachteile:

  • Sind die Vergleichswerte bereits kritisch und das betreffende Unternehmen ist nur geringfügig besser, kann dies als unkritische Belastung betrachtet werden, obwohl der Wert objektiv gesehen schlecht ist.
  • Es ist eine statistische Prüfung erforderlich, inwieweit die Differenz zum Vergleichswert signifikant oder eher zufällig ist. Dafür müssen Anhaltspunkte der Herausgeber der Vergleichswerte vorhanden sein oder eine statistische Prüfung der Rohdaten zur Vergleichsstichprobe ermöglicht werden.

Praxisbeispiel: COPSOQ

Der Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) ist ein in Dänemark entwickeltes Fragebogeninstrument zur Messung psychosozialer Arbeitsbelastungen.[2] Die Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (ffas) wurde durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) für die Jahre 2003–2005 beauftragt, eine Erprobungsstudie des COPSOQ in Deutschland durchzuführen. Daraus ist eine verkürzte Version des COPSOQ entstanden, zu der es Referenzdaten gibt, die ein Benchmarking zu ähnlichen Betrieben und Berufsgruppen ermöglichen.[3] Aktuell enthält die Datenbank rund 250.000 Datensätze, die im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, aber auch Beanspruchungen, als Vergleich herangezogen werden können. Der Einsatz des Fragebogens ist kostenfrei, der Vergleich zur COPSOQ-Referenzdatenbank hingegen kostenpflichtig.[4]

Der Fragebogen prüft die Bereiche

  • Anforderungen, z. B. quantitative oder emotionale Anforderungen,
  • Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten, z. B. Entscheidungsspielraum oder Bedeutung der Arbeit,
  • soziale Beziehungen und Führung, z. B. Führungsqualität oder Feedback, sowie
  • Beschwerden und Outcomes, z. B. Arbeitszufriedenheit oder Allgemeiner Gesundheitszustand.

Je nach Anforderung eines Unternehmens können noch weitere Skalen hinzugefügt werden. Die Ergebnisse der jeweiligen Skalen, aber auch der einzelnen Items, werden in Form einer Punkteskala von 0 bis 100 abgebildet. Die Auswertung durch das ffas ermöglicht die parallele Darstellung eines Vergleichswertes aus dem Unternehmen (z. B. einer Abteilung) sowie des Durchschnitts des gesamten Unternehmens und der Referenzwerte der Berufsgruppe sowie aller Berufe in Deutschland. Durch die externen Werte soll die Analyse von Stärken und Schwächen der eigenen Arbeitsorganisation wie auch die Festlegung von Handlungsprioritäten bei der Maßnahmenableitung erleichtert werden.[5]

Abb. 6 stellt ein fiktives Ergebnis von 2 Abteilungen inkl. der Vergleichswerte zum eigenen Unternehmen sowie zu den externen Referenzwerten am Beispiel der quantitativen Anforderungen dar. Höhere Werte zeigen auch eine höhere Belastung auf.

Abb. 6: Beispielergebnis COPSOQ – Quantitative Anforderungen mit fiktiven Daten

Das Ergebnis in Abb. 6 zeigt, dass Abteilung A im Vergleich zum gesamten Unternehmen deutlich mehr quantitativen Belastungen (schnell arbeiten, zu große Arbeitsmenge) ausgesetzt ist. Dies trifft auch gegenüber den Referenzwerten zur Berufsgruppe und aller Berufe in Deutschland zu. Bei Abteilung B ist es genau umgekehrt, sie liegt gegenüber allen Vergleichswerten tiefer. Die Interpretation beider Ergebnisse gestaltet sich schwierig, da nicht erkennbar ist, ab wann ein Wert grundsätzlich bzw. ab welcher Distanz zu den Referenzwerten als kritisch einzustufen ist. Demnach ist eine Grenzwertbestimmung nicht möglich, stattdessen muss auf Basis von Abweichungen zwischen Untersuchungsbereichen innerhalb eines Unternehmens sowie zu Referenzwerten ein Handlungsbedarf abgeleitet werden. Dies stellt ein Diskussionspotenzial zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung dar, da ein Handlungsbedarf aufgrund des verwendeten Instruments nicht eindeutig aufgezeigt werden kann.

[1] Beck et al.: Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung, GDA, Berlin 2016.
[2] Nübling et al.: Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen. Fb 1058, BAuA, Dortmund 2005.
[3] Nübling et al.: Mitarbeiterbefragung mit dem COPSOQ-Fragebogen, Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, 2013.
[4] FFAW Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH: Die Mitarbeiterbefragung zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz COPSOQ deutsche Standardversion, 2017, Zugriff am 19.3.2017 unter: www.copsoq.de
[5] ebd.

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