Rz. 6

Insbesondere, aber nicht unbedingt allein, fallen hierunter die Einkünfte Selbstständiger. Im Vordergrung steht die Verknüpfung der Einkünfte mit der Arbeitskraft des Schuldners (BGH, DB 2014, 1737 = WM 2014, 1485 = ZIP 2014, 1542 = ZInsO 2014, 1609 = NZI 2014, 772 = MDR 2014, 1173 = NJW-RR 2014, 1197 = DZWIR 2014, 555 = ZVI 2014, 416 = Rpfleger 2014, 687 = JurBüro 2014, 606 = Vollstreckung effektiv 2014, 169). Erfasst werden insbesondere die freiberuflich Tätigen (BGH, NJW 2003, 2167 = MDR 2003, 831 = Rpfleger 2003, 458 = BGHReport 2003, 834 = ZVI 2003, 170 = ZInsO 2003, 413 = WM 2003, 980 = DB 2003, 1507 = InVo 2003, 264 = NZI 2003, 389). Den freiberuflich Tätigen (BGH, NJW 2003, 2167 = MDR 2003, 831 = Rpfleger 2003, 458 = BGHReport 2003, 834 = ZVI 2003, 170 = ZInsO 2003, 413 = WM 2003, 980 = DB 2003, 1507 = InVo 2003, 264 = NZI 2003, 389) werden Vergütungsansprüche der Ärzte (Vertragsarzt vgl. SG Düsseldorf, ZInsO 2005, 828), Zahnärzte (OLG Hamm, NJW 2005, 2788), Tierärzte, Hebammen, Krankengymnasten, RA, Notare, Architekten (BGH, NJW-RR 2009, 410 = Rpfleger 2008, 650 = MDR 2008, 1357 = FamRZ 2008, 2021 = JurBüro 2008, 663 = BGHReport 2009, 98), Maler, Komponisten, Schriftsteller, selbstständigen Unternehmensberater/Steuerberater (LG Leipzig, JurBüro 2005, 102), Diplompsychologen (BGH, NJW 2003, 2167 = MDR 2003, 831 = Rpfleger 2003, 458 = BGHReport 2003, 834 = ZVI 2003, 170 = ZInsO 2003, 413 = WM 2003, 980 = DB 2003, 1507 = InVo 2003, 264 = NZI 2003, 389) und Erfinder den laufenden Arbeitseinkommen gleichgestellt, soweit es sich nicht aufgrund vertraglicher Vereinbarung (etwa bei einem Dauermandat nur eines Arbeitgebers) um wiederkehrende zahlbare Vergütungen handelt, die schon von § 850 Abs. 2 ZPO und den §§ 850c bis f ZPO erfasst werden. Auf die Rechtsnatur des jeweiligen Arbeits- und Dienstverhältnisses (Dienstvertrag, Werkvertrag, Geschäftsbesorgungsvertrag u.Ä.) kommt es nicht an (BGH, NJW-RR 2004, 644 = ZVI 2004, 243 = FamRZ 2004, 790 = Rpfleger 2004, 361 = WuB VI E § 850i ZPO 1.04 = MDR 2004, 713; MünchKomm/ZPO-Smid, § 850i Rn. 10).

 

Rz. 7

Nicht anzuwenden ist die Norm auf Einkommenssteuererstattung infolge beruflicher Werbungskosten (LG Krefeld, ZInsO 2008, 1280; AG Dortmund, InVo 2002, 419), ebenso bei Vergütungen, die der Schuldner in seiner Freizeit erhält (BGH, ZIP 2008, 1944 = Provision für die Vermittlung von Kraftfahrzeugverkäufen; Musielak/Becker, § 850i Rn. 2; MünchKomm/ZPO-Smid, § 850i Rn. 9). Eine Rentennachzahlung, die 2 1/2 Jahre nach dem Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente erfolgt, ist keine einmalige Geldleistung i. S. d. Vorschrift, sondern nach ihrer Anspruchsgrundlage eine wiederkehrende Leistung, die nur in einem Betrag zur Auszahlung ansteht (LG Bielefeld, ZVI 2005, 138). Bleibt der Arbeitgeber die Lohn- bzw. Gehaltszahlung für einen oder mehrere Monate schuldig, zahlt aber später diese Beträge nach, dann handelt es sich bei der Nachzahlung nicht um eine "nicht wiederkehrend zahlbare Vergütung" i. S. d. § 850i ZPO. Die Nachzahlung ist demnach nicht voll einer Pfändung unterworfen. Die pfändbaren Beträge sind vielmehr nach § 850c ZPO zu ermitteln. Dazu sind die unterbliebenen Lohnabrechnungen nachzuholen. Der jeweilige pfändbare Betrag ist für jeden einzelnen Monat festzustellen (ArbG Wetzlar, AP Nr. 1 zu § 850i).

 

Rz. 7a

Bei dem Pfändungsschutz für Selbstständige werden aber nicht die für den Unterhalt der selbstständigen Tätigkeit notwendigen Aufwendungen erfasst. Denn nach dem Wortlaut des § 850i ZPO fallen nur "Vergütungen" oder "sonstige Einkünfte" hierunter, die jedoch nicht den Aufwendungen, die der Schuldner im Rahmen seiner selbstständigen Tätigkeit erbringt, entsprechen. Die Aufwendungen dienen vielmehr erst der Schaffung der Vergütungen oder sonstigen Einkünfte. Zudem würde ein Pfändungsschutz für Selbstständige, der über die Einkünfte hinausgehend sämtliche Aufwendungen für diese selbstständige Tätigkeit erfasst, zu einer Übervorteilung des selbstständig tätigen Schuldners gegenüber einem abhängig Beschäftigten führen, was dem Gesetzeszweck widerspricht. Aufwendungen sind ggf. auf Antrag nach § 850f Abs. 1 ZPO zu ersetzen (LG Offenburg, Beschluss v. 11.5.2012, 4 T 107/12 –, Juris).

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