Rz. 3

Die Norm greift in allen Verfahren nach §§ 850ff. ZPO ein (BGH, NJW-RR 2004, 506 = Rpfleger 2004, 297 = BGHReport 2004, 627 = MDR 2004, 711 = InVo 2004, 373 = FPR 2004, 404 = FamRB 2004, 253; BGH FamRZ 2004, 621 m. Anm. Schürmann; Musielak/Voit/Becker, § 850f Rn. 1). Sie gilt auch bei der Pfändung durch bevorzugte Unterhaltsgläubiger (BGH, NJW 2004, 506 = Rpfleger 2004, 297 = BGHReport 2004, 627 = MDR 2004, 711 = InVo 2004, 373 = FPR 2004, 404 = FamRB 2004, 253), wenn die Vermeidung von Sozialhilfeleistungen oder besonderer Bedürfnisse des Schuldners – z. B. Heim- und Pflegekosten – einen weitergehenden Freibetrag erfordern und überwiegende Interessen des Gläubigers nicht entgegenstehen. (BGH, NJW-RR 2004, 506 = Rpfleger 2004, 297 = BGHReport 2004, 627 = MDR 2004, 711 = InVo 2004, 373 = FPR 2004, 404 = FamRB 2004, 253), ebenso bei Forderungen aus vorsätzlich unerlaubter Handlung (LG Darmstadt, InVo 2003, 293) und bei der Pfändung des Taschengeldanspruchs (OLGR Hamm 2002, 20). Bei einer Lohnabtretung ist die Regelung unanwendbar. Über den Umfang der Abtretung entscheidet das Prozessgericht, nicht das Vollstreckungsgericht (BGH, NJW-RR 2003, 1367 = WM 2003, 1346 = BKR 2003, 537 = WuB VII A § 850f ZPO 1.03 = Rpfleger 2003, 516-517 = BGHReport 2003, 1108; Sächsisches Landessozialgericht, Beschluss v. 4.1.2021 – L 1 KA 5/20 B ER –, juris; OLG Köln, 1 NJW-RR 1998, 1689; a. A. OLG Düsseldorf InVo 1999, 359).

 

Rz. 4

Die Regelung hat auch im Rahmen der Pfändung von Guthaben bei einem Pfändungsschutzkonto (P-Konto) Gültigkeit (vgl. § 906 Abs. 2 ZPO).

 

Rz. 5

Die Regelung nach Abs. 1 ist auch im Insolvenzverfahren mit der Maßgabe anzuwenden, dass bedingt pfändbare Bezüge des Schuldners in die Insolvenzmasse fallen, soweit dies nach den Umständen des Falles, insbesondere nach der Art des beizutreibenden Anspruchs und der Höhe der Bezüge der Billigkeit entspricht (§§ 36 Abs. 1 Satz 2, 292 Abs. 1 InsO; BGH, ZInsO 2010, 188 = WM 2010, 271 = ZIP 2010, 293 = NZI 2010, 141 = Rpfleger 2010, 233 = MDR 2010, 408 = FoVo 2010, 52; a. A. LG Heilbronn, Rpfleger 2009, 640; LG Hildesheim, ZInsO 2009, 1961). Gleiches gilt im sozialrechtlichen Bereich (vgl. § 53 Abs. 3 SGB I; Hess. LSG NachrDRV HE 2012, 45; LSG Baden-Württemberg, UV-Recht Aktuell 2014, 760; SG Kiel, NZS 2014, 786). Für die Entscheidung über einen Antrag nach § 850f Abs. 1 ZPO und den Erlass eines entsprechenden Beschlusses sind dann die Gerichte der Sozialgerichtsbarkeit zuständig (vgl. § 53 Abs. 3 SGB I). In der Verwaltungsvollstreckung nach der AO 1977 gilt § 850f ZPO gem. § 319 AO sinngemäß. Mithin hat die Vollstreckungsbehörde darüber zu entscheiden (BFH, NJW 1997, 1725; VG Düsseldorf, Urteil v. 22.12.2011, 26 K 816/11, – Juris; OVG Nordrhein-Westfalen, DÖD 2014, 146: Gemäß § 48 Abs. 1 Satz 1 VwVG NRW ist bei der Pfändung einer Geldforderung § 850f Abs. 2 ZPO anwendbar. § 48 Abs. 1 Satz 3 VwVG NRW steht dem nicht entgegen).

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