Rz. 32

Nach Ansicht des BGH (BGH, MDR 2004, 323 = WM 2003, 2483 = NZA 2004, 119 = BGHReport 2004, 184 = Rpfleger 2004, 170 = NJW-RR 2004, 494 = InVo 2004, 194 = BGHR ZPO § 850e Nr. 2 Abtretung 1 = DB 2004, 650 = ZAP EN-Nr 160/2004 =  ProzRB 2004, 92; a. A. BAG, BAGE 101, 130 = AP Nr 5 zu § 850e ZPO = ZVI 2002, 212 = BB 2002, 1546 = NZI 2002, 451 = NZA 2002, 868 = NJW 2002, 3121 = BAGReport 2002, 326 = ZTR 2002, 502 = MDR 2002, 1321 = KTS 2002, 742 = InVo 2003, 34 = KTS 2002, 742 = MDR 2002, 1321) findet auf die Abtretung von Forderungen, die unter die §§ 850ff. ZPO fallen, auch § 850e Nr. 2 ZPO entsprechende Anwendung. Zuständig ist auch insofern das Prozessgericht, das bei Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob und in welchem Umfang eine Zusammenrechnung mehrerer Arbeitseinkommen im Falle ihrer Abtretung an denselben Gläubiger gewollt sei, zu entscheiden hat. Eine Zuständigkeit des Vollstreckungsgerichts kommt nicht in Frage, weil dieses nicht darüber zu befinden hat, zu wessen Lasten im Fall mehrerer Abtretungen an unterschiedliche Gläubiger der pfändungsfreie Betrag geht (a. A. Grunsky, ZIP 1983, 908, 910). Entsprechend anwendbar ist die Vorschrift über die Zusammenrechnung von Arbeitseinkommen, weil diese Regelung – anders als der gesetzliche Pfändungsschutz – abdingbar ist und damit der Vertragsfreiheit der Parteien unterliegt. Ob eine Zusammenrechnung von den Parteien gewollt ist, kann durch Auslegung der Vereinbarungen ermittelt werden, die der Abtretung zugrunde liegen (BGH, WM 2003, 2483 m. w. N.).

 

Rz. 33

Auch im Fall des § 850e Nr. 2a ZPO obliegt es den Prozessgerichten, im Wege der Auslegung der Abtretungserklärung zu entscheiden, ob eine Zusammenrechnung verschiedener Leistungsbezüge zugunsten des Zessionars gewollt ist. Zwar ist die Frage einer entsprechenden Anwendung des § 850e ZPO auf die Abtretung von Forderungen, die unter die §§ 850ff. ZPO fallen, auch weiterhin umstritten (dafür etwa BSGE 61, 274, 277 f = MDR 1987, 1053; AG Leck, MDR 1968, 57; Grunsky, ZIP 1983, 908, 909 f; Hintzen, WuB VI E. § 850e 1.97; Jungmann, WuB VI E. § 850e 1.04; Eckardt, Anwaltkommentar BGB § 400 Rn. 9; juris PK-BGB/Knerr, § 400 Rn. 10; Kimme in LPK-SGB I 2. Aufl. § 53 Rn. 15; Palandt/Grüneberg, § 400 Rn. 4; Seewald in Kasseler Kommentar Sozialversicherungsrecht, § 53 SGB I Rn. 26 f; wohl auch Denck, MDR 1979, 450, 452; dagegen LG Flensburg MDR 1968, 58 Anmerkung der Schriftleitung zu AG Leck; Wolff EWiR 1998, 287; Mrozynski, SGB I 3. Aufl. § 53 Rn. 38; derselbe, SGb 1989, 374, 382; wohl auch Stöber, Rn. 1149, 1159; zur früheren Rechtslage vgl. die umfassenden Hinweise in BGH, NJW 1997, 2823). Auch für § 850e Nr. 2a ZPO gilt jedoch, dass die Vorschrift nicht dem Schuldnerschutz dient und deshalb bei einer Abtretung abdingbar ist (vgl. BGH, WM 2003, 2483). Ist die Abtretungsvereinbarung der Parteien dahin auszulegen, dass die Einkünfte des Schuldners zusammengerechnet werden sollten, besteht keine Veranlassung, den Abtretungsgläubiger gegenüber dem Pfändungsgläubiger zu benachteiligen und nur diesem die Möglichkeit zu geben, eine Zusammenrechnung der Bezüge des Schuldners herbeizuführen.

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