Rz. 3

Die Anwendbarkeit der Regelung setzt ein bereits entstandenes Pfandrecht an einer Forderung voraus. Das Pfandrecht entsteht durch die wirksame Beschlagnahme einer Forderung (§ 829 Abs. 3 ZPO). Liegt diese Voraussetzung vor, so ordnet das Gesetz an, dass in den Fällen, in denen die Forderung in fortlaufenden Bezügen besteht, auch die weiteren Bezüge von dem Pfandrecht erfasst werden. Einer weiteren Pfändung der zukünftig entstehenden oder fällig werdenden Forderung bedarf es daher nicht. Erfasst werden Gehaltsforderung oder ähnlich fortlaufende Bezüge (vgl. Rz. 5). Es genügen wiederholte Zahlungen aufgrund eines einheitlichen Rechtsverhältnisses zwischen Schuldner und Drittschuldner. Maßgeblich für diese Beurteilung ist die objektive Verkehrsauffassung. Wird z. B. die Vergütung eines Arbeitnehmers gepfändet und dem Gläubiger zur Einziehung überwiesen, so wird der Pfändungs- und Überweisungsbeschluss gegenstandslos, wenn das Arbeitsverhältnis beendet wird. Wird allerdings später ein neues Arbeitsverhältnis begründet, so erfasst der erste Pfändungs- und Überweisungsbeschluss dann die Vergütungsansprüche, wenn beide Arbeitsverhältnisse in einem inneren Zusammenhang stehen. Gleiches gilt bei Unterbrechung des Arbeitsverhältnisses infolge einer Freiheitsstrafe (LG Essen, MDR 1963, 226), ebenso bei Beendigung und Neueinstellung, um die Pfändung zu umgehen (OLG Düsseldorf, JurBüro 1985, 1219; BAG, NJW 1993, 2701 = ZIP 1993, 1103 = DB 1993, 1625 = NZA 1993, 792 = MDR 1993, 1122 = Rbeistand 1993, 60 = WM 1994, 176 = KKZ 1994, 75 = EWiR 1993, 725; BAG, AP Nr. 2 zu § 832 ZPO; LSG Nordrhein-Westfalen, 28.1.1981, L 12 Ar 163/78 – Juris). Hinsichtlich der Neubegründung eines Arbeitsverhältnisses innerhalb eines Zeitraums von neun Monaten vgl. § 833 Abs. 2 ZPO.

 

Rz. 4

Die Regelung erfordert nicht, dass im Zeitpunkt der Zustellung des beantragten Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses dem Schuldner bereits eine fällige Gehaltsforderung gegen seinen Arbeitgeber oder Dienstherrn zusteht (vgl. BAG NJW 1993, 2699, 2700 f; BGH, NJW 2003, 1457 = ZVI 2003, 110 = ZInsO 2003, 330 = MDR 2003, 525 = InVo 2003, 192 = BGHReport 2003, 519 = Rpfleger 2003, 305 =  KKZ 2003, 121 =  FamRZ 2003, 1010 =  DGVZ 2003, 118 = JurBüro 2003, 438 =  KTS 2003, 398 = ZAP EN-Nr. 330/2003 = DB 2003, 1509 = ProzRB 2003, 144). Voraussetzung ist lediglich, dass der Rechtsboden der gepfändeten künftigen Gehaltsforderung bereits geschaffen ist. Es genügt infolgedessen, wenn das zugrunde liegende Dienst- oder Arbeitsverhältnis besteht oder mit Wirkung für einen zukünftigen Beginn arbeitsvertraglich vereinbart oder hoheitlich geregelt ist. Bei Kettenarbeitsverträgen bedarf es in den Grenzen von § 833 Abs. 2 ZPO (i. d. F. v. Art. 23 Nr. 23 der Zweiten Zwangsvollstreckungsnovelle vom 17.12.1997, BGBl. I S. 3039) nicht einmal einer bereits existenten Rechtsgrundlage.

 

Rz. 5

Die Höhe der einzelnen Zahlungsraten muss nicht gleich bleibend sein. Hierunter fallen zunächst Arbeitseinkünfte i. S. d. §§ 850 Abs. 2, 850b ZPO aber auch Ansprüche von Ärzten gegen die Kassenärztliche Vereinigung (OLG Nürnberg, InVo 2003, 78; OLG Celle, InVo 1999, 23), Arbeitnehmersparzulage (BAG, NJW 1977, 75 = DB 1976, 2116 = BB 1976, 1464 = Rpfleger 1977, 18 = JZ 1977, 65 = ARST 1977, 12 = WM 1977, 177 = AR-Blattei Lohnpfändung, Entsch 45 = SAE 1977, 266), Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe (BSG, JurBüro 1982, 1176 m. Anm. Mümmler; BSG, MDR 1989, 187; ausgenommen dann, wenn der Arbeitslose eine neue Anwartschaft auf Arbeitslosengeld erworben hat, das Verhältnis, dem die einzelnen Beträge entspringen, im Wesentlichen jedoch dasselbe ist; AG Bottrop, KKZ 1990, 19), urheberrechtliche Vergütungsansprüche (Berger, NJW 2003, 853), Provisionsansprüche des aufgrund einer Vertragsbeziehung tätigen Handelsvertreters (Stöber, Rn. 965), Ruhegehaltsansprüche (BGH, NJW 2003, 1457 = ZVI 2003, 110 = ZInsO 2003, 330 = MDR 2003, 525 = InVo 2003, 192 = BGHReport 2003, 519 = Rpfleger 2003, 305 =  KKZ 2003, 121 =  FamRZ 2003, 1010 =  DGVZ 2003, 118 = JurBüro 2003, 438 =  KTS 2003, 398 = ZAP EN-Nr. 330/2003 = DB 2003, 1509 = ProzRB 2003, 144), Trinkgeld eines Kellners, welches vom Wirt ausgezahlt wird (BAG, NJW 1966, 469 = DB 1965, 1255 = BB 1965, 1149 = MDR 1965, 944 = AR-Blattei Lohnpfändung Entsch 20 = WA 1965, 167 = Rpfleger 1966, 255; LG Hildesheim, Rpfleger 1963, 247), Ansprüche auf Zahlung des Lohnsteuerjahresausgleichs, welchen der Arbeitgeber durchgeführt hat (LAG Hamm, NZA 1989, 529), periodisch anfallende Wohngeldvorschusszahlungen (LG Bonn, Urteil v. 2.6.2017, 1 O 190/16 – Juris), Miete, Pacht, wenn nicht bereits eine isolierte Pfändung erfolgt ist (Musielak/Voit, § 832 Rn. 2; § 829 Rn. 3; a. A. Stöber, Rn. 965 f.). Es genügt für die Pfändung fortlaufender Bezüge, dass deren Entstehungsgrund gesetzt wird (BAG, NJW 1993, 2699 = ZIP 1993, 940 = NZA 1993, 813 = KTS 1993, 487 = Rpfleger 1993, 456 = WM 1993, 2263 = JuS 1994, 80 = JurBüro 1994, 364 = KKZ 1994, 142 = DB 1993, 1245). Daher greift die Rege...

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