Hobfoll[1] befasste sich mit dem Thema der Ressourcenerhaltung sehr ausführlich. Für ihn sind Konflikte, Krisen und traumatische Situationen Erfahrungen, die wir alle im Laufe unseres Lebens machen. Jeder Mensch erwirbt in seinem Leben auch ein Grundwissen über den Umgang damit. Jede überstandene Krise, jeder gelöste Konflikt erweitert dieses Wissen und wird als neue Erfahrung im Gehirn verankert. Diese Erfahrungen führen wiederum zu veränderten Einstellungen und Haltungen, die dann neues Verhalten (Bewerten, Denken, Fühlen, körperliche Reaktionen und Handeln) leiten. Wenn Krisen, Konflikte oder Ängste erfolgreich überwunden werden, führt dies häufig sogar dazu, an den Herausforderungen zu reifen und zu wachsen. Viele Situationen erscheinen jedoch zunächst ausweglos, die verfügbaren Kräfte nicht ausreichend für eine erfolgreiche Bewältigung.

Das Verständnis neurobiologischer Zusammenhänge kann dabei helfen, neue Auswege aus Angst und Krise zu entdecken. Krisen, die mit dem Gefühl des ohnmächtigen Ausgeliefertseins einhergehen, aktivieren i. d. R. "Ego-States" (Ich-Zustände), die mit Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit verbunden sind. Dadurch ist die Wahrnehmung eingeengt, das Gehirn ist nicht zu kreativen Problemlösungen fähig und individuelle Möglichkeiten können nicht voll ausgeschöpft werden.

Das damit verbundene Angstgefühl wird vom Hirnforscher Gerald Hüther als "das initial bei jeder psychogenen Stressreaktion ausgelöste Gefühl, das sich durch die individuelle Erfahrung der Bewältigung einer bestimmten psychischen Belastung zwangsläufig verändert", bezeichnet.

Angst in diesem Sinn ist eher das Resultat einer Erfahrung und der daraus abgeleiteten Bewertung. Entsprechend hat Angst immer sowohl positive als auch negative Aspekte. Um Angst zu bewältigen bedarf es Ressourcen:

Ressourcen (kommt von lat. resurgere: hervorquellen) sind allgemein ein Mittel, um eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen. Im Bereich der Psychotherapie sind Ressourcen all das, was im Inneren und Äußeren vorhanden ist und einer Person zur Verfügung steht, um die in ihr angelegten Potenziale entfalten zu können. Die Arbeit mit Ressourcen zielt insgesamt auf die Stärkung der psychischen Widerstandskraft (Resilienz). Damit können auch schwere Belastungen im Leben besser bewältigt werden.

[1] Hobfoll (1998): Conversation of ressources: A new attempt at conceptualizing stress. American Psychologist, 44 (3), 513–524.

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