Maßnahmen zur Förderung der Resilienz bei einzelnen Menschen benötigen immer auch einen gewissen Input an theoretischem Hintergrundwissen. So sollten entsprechende Maßnahmen Informationen darüber anbieten, was Resilienz ist und wie sie im Verhältnis steht zur Stressbewältigung. Auch die Auswirkungen einer ausgeprägten Resilienz auf das psychische, körperliche und soziale Wohlbefinden sollten beschrieben werden. Diese Wissensvermittlung kann z. B. in Form von Vorträgen für die Mitarbeiter, als schriftliches Informationsmaterial (in Papierform oder über das Intranet) und natürlich als Bestandteil von Trainings erfolgen.

Nach dieser kurzen theoretischen Einführung können dann immer wieder Hintergrundinformationen zu den einzelnen Themen angeboten werden, z. B. zu Problemlösetechniken oder zur Krisenprävention. Insgesamt sollte aber bei den Maßnahmen der Schwerpunkt nicht auf der Wissensvermittlung, sondern auf dem Reflektieren, Diskutieren und praktischen Ausprobieren liegen.

Resilienz besteht zum einen Teil aus ganz praktischen Fähigkeiten, die es ermöglichen, mit Dauerstress oder Krisensituationen besser umzugehen und sie möglichst schnell zu überwinden. Dazu gehören z. B. Fähigkeiten im Problemlösen oder zum Aufbau von sozialen Netzwerken. Diese Fähigkeiten können ganz konkret anhand von realen Beispielen geübt und entwickelt werden. Hierfür eignen sich Arbeiten in Kleingruppen oder die Reflektion als Einzelarbeit – am besten anhand eines Beispiels aus dem eigenen Leben. So könnte das Lösen von Problemen anhand eines Schritt-für-Schritt-Modells geplant und geübt werden.

 
Praxis-Beispiel

Analytisches Problemlösen

  1. Was genau ist das Problem? Wie wichtig und dringend ist es? Kann ich etwas tun? Muss ich etwas tun?
  2. Was ist das Ziel? Welche Lösung wäre für mich zufriedenstellend? Wie würde meine Wunschlösung auf andere Menschen wirken?
  3. Mehrere mögliche Lösungen entwickeln, um das Problem zu lösen und ein positives Ergebnis zu erzielen. Welches sind die Risiken und möglichen negativen Effekte jeder einzelnen Lösung? Entscheidung für eine Lösung treffen.
  4. Lösung umsetzen.
  5. Effekte der Problemlösung überprüfen: Lassen sich bereits erste Verbesserungen erkennen oder ist das Problem sogar vollständig gelöst?
  6. Aus dem Feedback anderer zu dieser Problemlösung lernen und ggf. die Situation oder den Ansatz zur Lösung des Problems neu bewerten.
  7. Eventuell die Problemlösung ändern: Falls die gewählte Lösung nicht funktioniert, muss man etwas anderes versuchen.
  8. Ergebnisse noch einmal bewerten: Ist das Problem jetzt zufriedenstellend gelöst? Oder muss noch an der Lösung gearbeitet werden?
  9. Was habe ich aus diesem Problemlöse-Prozess gelernt? Hätte ich das Problem früher erkennen können? Welche Warnzeichen habe ich nicht rechtzeitig wahrgenommen? Wie kann ich ähnliche Probleme in Zukunft vermeiden?

Andere Bausteine der Resilienz bestehen eher in grundlegenden Einstellungen und daraus resultierenden Verhaltensweisen. Wenn man diese Einstellungen bewusst machen und Änderungen ermöglichen möchte, braucht es ausreichend Zeit und Gelegenheit zur Reflektion und zur Diskussion mit anderen Menschen. So können z. B. mithilfe der Methode des Appreciative Inquiry Beispiele aus den Erlebnissen der Teilnehmer für hilfreiche Einstellungen und Umgangsweisen mit Krisen gesucht werden.

Die Veränderung von Einstellungen braucht viel Zeit. Daher ist es hilfreich, Fragen zur Selbstreflektion schon vor Beginn einer Trainingsmaßnahme an die Teilnehmer zu geben. Sie können sich dann bereits vor dem eigentlichen Präsenztermin mit bestimmten Fragen auseinandersetzen und ihr eigenes Verhalten im Alltag überprüfen.

Für die Veränderung von Einstellungen ist die Auseinandersetzung mit anderen Menschen auf einer ähnlichen sozialen Ebene (Peers) hilfreich. So lässt sich das eigene Denken und Handeln mit dem anderer Menschen, die einem ähnlich sind, vergleichen und ggf. neu bewerten.

Um die Resilienzförderung zu einem längerfristigen Entwicklungsprozess werden zu lassen, sollten auch Maßnahmen zur dauerhaften Auseinandersetzung zu dem Thema eingeplant werden. Das können z. B. Fragen oder Checklisten sein, die den Teilnehmern an der Maßnahme in gewissen Zeitabständen nach einer Präsenzveranstaltung zur weiteren Bearbeitung zugeschickt werden. Hilfreich ist auch die Bildung von Lernpartnerschaften, sodass die Teilnehmer an einer Maßnahme sich im persönlichen Kontakt und Gespräch mit Kollegen weiter mit ihrer persönlichen Resilienzentwicklung beschäftigen können.

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