Zusammenfassung

 
Überblick

Nach wie vor werden die meisten Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland durch Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) verursacht. Dabei entstehen MSE nicht nur durch körperliche Belastungen, wie beispielsweise schweres Heben und Tragen oder Arbeiten in Zwangshaltungen. Betroffen sind vielmehr Beschäftigte aus ganz unterschiedlichen Branchen. Denn auch bewegungsarme Tätigkeiten, wie sie z. B. im Büro vorkommen, können zu Verspannungen, Beschwerden oder auch zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems bzw. des Rückens führen.

Zur Ermittlung möglicher Belastungen des Muskel-Skelett-Systems liefert gemeinhin die Gefährdungsbeurteilung wichtige Erkenntnisse. Diese Erkenntnisse können wiederum zur ergonomischen Gestaltung der Arbeit und zur Entscheidung über betriebliche Präventionsmaßnahmen genutzt werden. Zur Reduzierung oder Beseitigung erhöhter Belastungen, stehen den Unternehmen i. d. R. eine Vielzahl möglicher Maßnahmen zur Verfügung. Diese lassen sich danach unterscheiden, ob sie auf die Optimierung der technischen und organisatorischen Arbeitsbedingungen (Verhältnisprävention) oder das personenbezogene, gesundheitsförderliche Verhalten der Beschäftigten (Verhaltensprävention) abzielen.

1 Ergonomie

Wenn im betrieblichen Umfeld von Ergonomie gesprochen wird, wird darunter häufig nur pauschal die Gestaltung des Arbeitsplatzes verstanden. Ist die Tischhöhe richtig eingestellt? Steht der Bildschirm richtig? Zwingt der Arbeitsplatz einen Mitarbeiter zu ungünstigen Körperhaltungen?

Ohne Zweifel gehört die Beantwortung dieser Fragen zum Aufgabenfeld der Ergonomie, allerdings verbirgt sich hinter dem Begriff der Ergonomie ein weitaus umfassenderes Verständnis. Wörtlich übersetzt bedeutet Ergonomie im Grunde die "Lehre von der Arbeit" oder auch die "Lehre von der Kraft".

In der DIN EN ISO 26800[1] wird Ergonomie mit Arbeitswissenschaft gleichgesetzt und folgendermaßen definiert:

 
Wichtig

Definition Ergonomie

Ergonomie/Arbeitswissenschaft ist die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Elementen eines Systems befasst, und der Berufszweig, der Theorie, Grundsätze, Daten und Verfahren auf die Gestaltung von Arbeitssystemen anwendet mit dem Ziel, das Wohlbefinden des Menschen und die Leistung des Gesamtsystems zu optimieren (DIN EN ISO 26800).

Im Prinzip hat Ergonomie damit 2 Zielrichtungen:

  1. Humanität: Gestaltung beeinträchtigungsfreier und gesundheitlich unbedenklicher Arbeitsbedingungen;
  2. Produktivität: Erhöhung von Qualität und Rentabilität.[2]

Darüber hinaus lässt sich durch die Beachtung des Anspruchsniveaus der Beschäftigten eine höhere Motivation und Zufriedenheit erwarten. Demzufolge ist es generell das grundlegende Bestreben der Ergonomie, die Arbeit an den Menschen anzupassen. Dies geschieht zum einen durch die Gestaltung des Arbeitssystems, bestehend aus Arbeitsplatz, Arbeitsraum, Arbeitsmittel und Umgebungsbedingungen, und zum anderen durch die Gestaltung der Organisation der Abläufe.

[1] DIN EN ISO 26800: Ergonomie – Genereller Ansatz, Prinzipien und Konzepte, Beuth, Berlin.
[2] Berufsgenossenschaft Holz und Metall: Mensch und Arbeitsplatz in der Holz- und Metallindustrie (BGHM-Information), Mainz 2013.

2 Rückengesundheit

Das Krankheitsgeschehen in Deutschland wird i. W. von 6 großen Krankheitsgruppen bestimmt:

  1. Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE),
  2. Atemwegserkrankungen,
  3. Verletzungen,
  4. psychische und Verhaltensstörungen,
  5. Herz- und Kreislauferkrankungen,
  6. Erkrankungen der Verdauungsorgane.

Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage werden dabei durch MSE verursacht, da diese immer wieder mit langen Ausfallzeiten verbunden sind. Im Jahr 2014 waren allein auf diese Krankheitsart rund 23 % der Arbeitsunfähigkeitstage zurückzuführen, obwohl sie nur für knapp 17 % der Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich waren.[1] Daher verwundert es nicht, dass die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) die Reduzierung arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen und Erkrankungen im Muskel-Skelett-Bereich wegen der hohen Anteile am Arbeitsunfähigkeitsgeschehen zu ihren vorrangigen Zielen gemacht hat.

Derweil entstehen MSE jedoch nicht nur durch körperliche Belastungen, wie schweres Heben und Tragen, Arbeiten in Zwangshaltung oder durch repetitive Bewegungen an Arbeitsplätzen mit immer gleichen Handgriffen. Betroffen sind vielmehr Beschäftigte aus unterschiedlichsten Branchen. Denn auch bewegungsarme Tätigkeiten, wie sie z. B. im Büro und/oder bei Tätigkeiten mit langem Stehen vorkommen, können zu Verspannungen, Beschwerden, aber auch zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems führen. In manchen Fällen können die Ursachen aber auch psychischer bzw. psychosozialer Natur sein, etwa dann, wenn es an sozialer Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen fehlt, die Arbeitsanforderungen hoch sind oder es an Entscheidungsspielräumen mangelt.[2] Darüber hinaus gehen mit dem demografischen Wandel und der anstehenden Erhöhung des Renteneintrittsalters weitere Herausforderungen in Bezug auf die Prävention von MSE ...

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