Das Krankheitsgeschehen in Deutschland wird i. W. von 6 großen Krankheitsgruppen bestimmt:

  1. Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE),
  2. Atemwegserkrankungen,
  3. Verletzungen,
  4. psychische und Verhaltensstörungen,
  5. Herz- und Kreislauferkrankungen,
  6. Erkrankungen der Verdauungsorgane.

Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage werden dabei durch MSE verursacht, da diese immer wieder mit langen Ausfallzeiten verbunden sind. Im Jahr 2014 waren allein auf diese Krankheitsart rund 23 % der Arbeitsunfähigkeitstage zurückzuführen, obwohl sie nur für knapp 17 % der Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich waren.[1] Daher verwundert es nicht, dass die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) die Reduzierung arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen und Erkrankungen im Muskel-Skelett-Bereich wegen der hohen Anteile am Arbeitsunfähigkeitsgeschehen zu ihren vorrangigen Zielen gemacht hat.

Derweil entstehen MSE jedoch nicht nur durch körperliche Belastungen, wie schweres Heben und Tragen, Arbeiten in Zwangshaltung oder durch repetitive Bewegungen an Arbeitsplätzen mit immer gleichen Handgriffen. Betroffen sind vielmehr Beschäftigte aus unterschiedlichsten Branchen. Denn auch bewegungsarme Tätigkeiten, wie sie z. B. im Büro und/oder bei Tätigkeiten mit langem Stehen vorkommen, können zu Verspannungen, Beschwerden, aber auch zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems führen. In manchen Fällen können die Ursachen aber auch psychischer bzw. psychosozialer Natur sein, etwa dann, wenn es an sozialer Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen fehlt, die Arbeitsanforderungen hoch sind oder es an Entscheidungsspielräumen mangelt.[2] Darüber hinaus gehen mit dem demografischen Wandel und der anstehenden Erhöhung des Renteneintrittsalters weitere Herausforderungen in Bezug auf die Prävention von MSE einher.

[1] Badura/Ducki/Schröder/Klose/Meyer (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2015, Neue Wege für mehr Gesundheit – Qualitätsstandards für ein zielgruppenspezifisches Gesundheitsmanagement.
[2] Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) (Hrsg.): Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, Das Arbeitsprogramm MSE, 2015.

2.1 Aufbau und Funktion der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule stellt zum einen die zentrale vertikale Stabilisierungsachse des menschlichen Körpers dar und gewährt zum anderen Bewegungen, wie Beugung, Streckung, Seitneigung und Rotation. Aufgrund ihrer spezifischen Konstruktion ist sie an der gesamten Motorik des Körpers beteiligt und hat dabei 3 grundsätzliche Funktionen:[1]

  1. Bewegungsfunktion: Ermöglichung der vielfältigen Bewegungen des Körpers um seine zentrale Achse;
  2. Belastungsaufnahme: Aufnahme und Weiterleitung von Belastungen;
  3. Schutzfunktion: Schutz des Rückenmarks mit allen motorischen und sensorischen Nervensträngen.

In der seitlichen Betrachtung zeigt die Wirbelsäule des Menschen insgesamt 4 Krümmungen. In aufrechter Haltung beschreiben die Hals- und Lendenwirbelsäule eine Lordose (Krümmung nach vorne) und die Brustwirbelsäule und das Kreuzbein eine Kyphose (Krümmung nach hinten). Diese verschiedenen Krümmungen ermöglichen den doppel-s-förmigen Aufbau der Wirbelsäule, wodurch sie in der Lage ist, Stoß- und Druckbelastungen besser abpuffern zu können. Eine vollkommen gerade ausgebildete Wirbelsäule würde stattdessen zu erheblichen Belastungen bei dynamischen Bewegungen, wie z. B. Laufen oder Springen, führen und wäre somit aus physiologischer Sicht weitaus weniger widerstandsfähig.

Die Wirbelsäule besteht aus:

  • 7 Halswirbeln,
  • 12 Brustwirbeln,
  • 5 Lendenwirbeln,
  • 5 miteinander verschmolzenen Kreuzwirbeln (Kreuzbein) und
  • bis 5 miteinander verschmolzenen Steißwirbeln (Steißbein).
[1] Gottlob: Differenziertes Krafttraining, 2. Aufl., Elsevier, München 2007.

2.1.1 Aufbau der Wirbel

Mit Ausnahme der beiden ersten Halswirbel (Atlas und Axis) weisen im Grunde genommen alle Wirbel den gleichen Bauplan auf. Jeder Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper und dem Wirbelbogen mit seinen Dorn- und Querfortsätzen sowie den Gelenkfacetten. Der Wirbelkörper hat eine zylindrische Gestalt und besteht aus einer kräftigen äußeren Knochenschicht, welche die schwammartige Innenkonstruktion umgibt. Dieser Aufbau gewährleistet ihm eine hohe axiale Belastbarkeit.

Durch den vom Wirbelkörper und vom Wirbelbogen gebildeten Zwischenwirbelkanal verläuft das vom Gehirn kommende Rückenmark mit seinen Spinalnerven. Als Ansatzpunkte und Hebel für die Muskulatur findet sich auf beiden Seiten des Wirbelbogens jeweils ein Querfortsatz und nach hinten wegstehend jeweils ein Dornfortsatz. Auf den Wirbelbögen befinden sich paarig angeordnet (2 oben und 2 unten) die Gelenkflächen der Zwischenwirbelgelenke, auch Facettengelenke genannt, welche wesentlich an der Führung der Bewegung der Wirbelsäule beteiligt sind. Zur Bandscheibe hin schließen die Wirbelkörper mit den Deck- und Grundplatten ab. Entsprechend ihrer nach unten zunehmenden Belastung nimmt auch die Größe der einzelnen Wirbelkörper von der Hals- zur Lendenwirbelsäule hin zu.

2.1.2 Aufbau und Funktion der Bandscheibe

Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befinden sich (mit Ausnahme der beiden ersten Halswirbel sowie ...

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